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„Dieses Verbrechen wird nicht vergessen“, skandierten Demonstrierende.

© REUTERS/ALKIS KONSTANTINIDIS

Nach verheerendem Zugunglück: Mehr als 40.000 Menschen protestieren in Griechenland

Auch über zwei Wochen nach dem Zugunglück reißen die Proteste in Griechenland nicht ab. In Athen kommt es zu Auseinandersetzungen zwischen Polizei und Demonstrierenden.

In Griechenland haben sich nach Polizeiangaben am Donnerstag mehr als 40.000 Menschen an erneuten Protesten beteiligt, um ihre Wut über das schwere Zugunglück mit 57 Todesopfern vor rund zwei Wochen zu äußern. Allein in Athen seien 25.000 Menschen auf die Straße gegangen, sagte eine Polizeisprecherin der Nachrichtenagentur AFP. In der griechischen Hauptstadt kam es zu Zusammenstößen zwischen Polizei und Demonstrierenden.

In Thessaloniki, der zweitgrößten Stadt Griechenlands, demonstrierten der Polizei zufolge ebenso wie in der westgriechischen Hafenstadt Patras 8500 Menschen.

„Dieses Verbrechen wird nicht vergessen“, skandierten Demonstrierende der kommunistischen Gewerkschaft Pame, als die Protestteilnehmer auf das Parlament in der griechischen Hauptstadt zumarschierten. Demonstranten warfen nach Angaben von AFP-Journalisten Molotow-Cocktails und Steine, die Polizisten setzten Tränengas und Blendgranaten ein.

Griechische Gewerkschaften des öffentlichen und privaten Sektors hatten für Donnerstag zu einem 24-stündigen Generalstreik mit Demonstrationen in vielen größeren Städten aufgerufen. Da sich auch Fluglotsen an der Arbeitsniederlegung beteiligen, flogen nach Angaben der Flughäfen keine Passagierflüge nach oder von Griechenland aus. Auch die Fähren blieben in den Häfen. Der öffentliche Dienst ging ebenfalls in den Streik.

Allein in Athen seien 25.000 Menschen auf die Straße gegangen, sagte eine Polizeisprecherin.
Allein in Athen seien 25.000 Menschen auf die Straße gegangen, sagte eine Polizeisprecherin.

© REUTERS/ALKIS KONSTANTINIDIS

Bei dem Unglück am 28. Februar kurz vor Mitternacht waren auf der Bahnstrecke zwischen Athen und Thessaloniki ein Personenzug und ein auf demselben Gleis entgegenkommender Güterzug frontal zusammengestoßen. 57 Menschen starben, darunter viele Studenten. Immer noch befinden sich mehrere Verletzte im Krankenhaus, ein Opfer kämpft noch um sein Leben. Es war das schwerste Zugunglück in der Geschichte des Landes und warf ein Schlaglicht auf die chronischen Mängel in Griechenlands Schienenverkehr.

Gegen vier mutmaßliche Verantwortliche, darunter der in der Unglücksnacht diensthabende Bahnhofsvorsteher, wurden Ermittlungen eingeleitet. Der Ärger der Öffentlichkeit richtet sich aber auch gegen die griechische Regierung.

Kritik an Sparpolitik der Bahn

Für die Kritiker ist das Unglück die Konsequenz jahrelanger Sparpolitik sowie der Misswirtschaft bei der Bahn. Nach dem Unglück kam es mehrfach zu Protesten, so waren am 8. März 65.000 Menschen auf die Straße gegangen.

„Mörder“, schrien Studierende am Donnerstag in Athen. Zudem warfen Protestteilnehmer Flugblätter, auf denen Regierungschef Kyriakos Mitsotakis mit einer Bahnhofsvorsteher-Kappe zu sehen ist - sowie der Aufschrift „Alle sind schuld, nur ich nicht“.

„Die Dinge müssen sich in diesem Land verändern, wir können einfach nicht um all diese Toten trauern“, sagte Stavroula Hatsitheodorou in Bezug auch auf die tödlichen Waldbrände, die sich in den vergangenen Jahren in vielen Gegenden Griechenlands ausgebreitet hatten. „Wir hoffen, dass die Dinge sich nach diesen Wahlen ändern.“ In Griechenland stehen demnächst Parlamentswahlen an. Es wird erwartet, dass die eigentlich für April geplanten Wahlen um einen Monat verschoben werden. (AFP)

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