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Die italienische Ministerpräsidentin Giorgia Meloni während einer Pressekonferenz nach ihrem Treffen mit dem spanischen Ministerpräsidenten Pedro Sanchez in Rom, Italien.

© REUTERS/REMO CASILLI

Offener Brief zum „Tag der Befreiung“: Meloni distanziert sich vom Faschismus

In einem offenen Brief an die Bevölkerung kritisiert Meloni die „imaginäre Teilung“ Italiens. Die jüdische Gemeinde in Rom distanziert sich von den Ausführungen der Regierungschefin.

Italiens Regierungschefin Giorgia Meloni hat sich und ihre Partei vom Faschismus unter Benito Mussolini (1925–1945) distanziert. In einem offenen Brief aus Anlass des italienischen Befreiungstags (25. April) forderte sie eine Überwindung der historischen Spaltung des Landes.

Die italienische Rechte habe ihre Unvereinbarkeit mit jeglicher Faschismus-Nostalgie erklärt, zu ihr gehörten inzwischen auch katholische und liberale Kräfte, die einst den Faschismus bekämpften, schrieb Meloni.

„Wir stehen auf der Seite der Freiheit und der Demokratie, ohne Wenn und Aber“, erklärte sie. Ihr Brief wurde in der italienischen Tageszeitung „Corriere della Sera“ (Dienstag) veröffentlicht.

Meloni kritisiert „imaginäre Teilung“ von Italien

Die Vorsitzende der aus postfaschistischen Parteien hervorgegangenen Fratelli d'Italia schrieb weiter, sie hoffe, dass der Tag der Befreiung ein Moment der Einheit des Landes werden könne.

Sie kritisierte die „imaginäre Teilung“ des Landes in Demokraten auf der einen Seite und jene, die angeblich von einer Rückkehr zur Diktatur träumten, auf der anderen.

Auf diese Weise werde der „Faschismus als eine Waffe benutzt, um dem politischen Gegner die Legitimität abzusprechen“. Damit seien Menschen, Organisationen und Parteien über Jahrzehnte aus allen Debatten ausgeschlossen worden.

Neben ihrem Text ist ein Foto zu sehen, das sie an der Seite der früheren Partisanenkämpferin Paola Del Din (99) zeigt. Diese habe, wie Meloni schreibt, in der Osoppo-Brigade gekämpft, in der sich Laizisten, Sozialisten, Monarchisten und Katholiken gemeinsam im Widerstand organisiert hatten.

Jüdische Gemeinde in Rom distanziert sich

Die Präsidentin der jüdischen Gemeinde in Rom, Ruth Dureghello, ging auf Distanz zu Melonis Ausführungen. Am Befreiungstag gehe es nicht um Nostalgien, sondern um „den Mut und den absoluten Wert des Antifaschismus“.

Der 25. April wird in Italien seit 1946 als „Tag der Befreiung“ begangen. Am 25. April 1945 hatten in Norditalien bewaffnete Aufstände von Partisanen und anderen Kampfverbänden die deutschen Besatzer und ihre faschistischen Verbündeten in mehreren Großstädten besiegt.

Der frühere Diktator Mussolini wurde zwei Tage später von kommunistischen Partisanen verhaftet und am 28. April hingerichtet.

Erst seit 2009 nehmen die Vertreter der politischen Parteien rechts von den Christdemokraten regelmäßig an den Feierlichkeiten teil.

Damals rief Silvio Berlusconi als Regierungschef erstmals dazu auf, den Tag als einen Gedenktag aller freiheitsliebenden Italiener zu begehen. (KNA)

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