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Die Wähler in Australien hätten sich gegen eine Verfassungsänderung ausgesprochen, sagte Vize-Premierminister Richard Marles.

© Reuters/stringer

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Referendum in Australien gescheitert: Indigene erhalten nicht mehr Mitspracherecht im Parlament

Vier Prozent der 25 Millionen Australier sind Ureinwohner. Sie sollten mehr politischen Einfluss bekommen. Doch die Mehrheit stimmte gegen das Vorhaben von Premier Albanese.

| Update:

In Australien ist ein historisches Referendum über mehr Mitspracherechte der indigenen Bevölkerung gescheitert. Die Wähler hätten sich gegen eine Verfassungsänderung ausgesprochen, sagte Vize-Premierminister Richard Marles am Samstag. Die Regierung von Ministerpräsident Anthony Albanese werde dieses Ergebnis respektieren.

Der Wahlkommission zufolge hatten sich mehr als 17 Millionen Menschen für das Referendum angemeldet, so viele wie noch nie bei einer Volksabstimmung – darunter 530.000 Indigene.

In Umfragen hatte sich abgezeichnet, dass das Vorhaben keine Mehrheit finden würde. Vor allem die konservative Opposition hatte in den vergangenen Monaten massiv Stimmung gegen die Pläne gemacht und die Meinung im Land gedreht, nachdem die Mehrheit der Bevölkerung zunächst zu einem „Ja“ tendiert hatte.

Ausgerechnet in dieser Woche, in der es so viel Hass in der Welt gibt, ist dies eine Gelegenheit für die Australier, Liebenswürdigkeit zu zeigen.

Anthony Albanese, Australiens Ministerpräsident

Bei dem sogenannten Voice-Referendum ging es darum, ob die Aborigines künftig ein in der Verfassung verankertes Mitspracherecht im Parlament bekommen sollten. Im Erfolgsfall hätte ein von ihnen gewähltes Gremium das Parlament in Fragen beraten, die die Indigenen direkt betreffen. Es wäre aber den Abgeordneten überlassen geblieben, ob sie auf die Ratschläge hören wollten.

„Dies ist kein radikaler Vorschlag“, sagte Albanese am Samstag. „Dies ist eine von den ersten Australiern an jeden Australier ausgestreckte Hand der Freundschaft, die nur darum bittet, dass sie im Geiste der Versöhnung ergriffen wird.“

„Ausgerechnet in dieser Woche, in der es so viel Hass in der Welt gibt, ist dies eine Gelegenheit für die Australier, Liebenswürdigkeit zu zeigen“, sagte er. Bei der Abstimmung gehe es um Respekt für die Ureinwohner. Es gehe darum, „wie wir uns als Nation sehen, aber es geht auch darum, wie die Welt uns sieht“, sagte Albanese.

Die Aborigines gelten als die älteste noch bestehende Kultur weltweit und bevölkern den Kontinent seit mehr als 65.000 Jahren. Nach der Kolonisierung Australiens wurden ihnen aber erst 1967 überhaupt Bürgerrechte eingeräumt. Heute bezeichnen sich etwa vier Prozent der rund 25 Millionen Australier als indigen. Die Kluft in der Gesellschaft ist groß, die Ureinwohner werden bis heute diskriminiert.

Nach der Ankunft der ersten britischen Siedler im späten 18. Jahrhundert wurden sie unterdrückt und diskriminiert. Bis heute haben sie eine niedrigere Lebenserwartung als ihre nicht-indigenen Landsleute, sind schlechter ausgebildet und sterben häufiger in Polizeigewahrsam. (AFP, dpa)

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