zum Hauptinhalt
Das zerstörte Gebäude in Makijiwka.

© Twitter via Christo Grozev

Russland spricht von 63 Toten: Ukrainer wollen „hunderte“ Soldaten an Neujahr getötet oder verwundet haben

Den Ukrainern ist in der Neujahrsnacht ein Schlag gegen Truppen in einem Gebäude im Donbass gelungen. Die von Russland genannte Opferzahl ist die bislang höchste im Krieg.

In der Neujahrsnacht haben die ukrainischen Streitkräfte nach eigener Darstellung mehrere Hundert russische Soldaten getötet. Bei einem nicht näher beschriebenen Angriff in Makijiwka im Zentrum der ostukrainischen Region Donezk ist kurz nach Mitternacht ein Gebäude zerstört worden, das russischen Truppen als Unterkunft diente.

Dabei seien rund 400 russische Soldaten getötet und 300 weitere verwundet worden, teilte die ukrainische Militärführung mit. Viele Soldaten sollen sich zudem noch unter dem Schutt befinden. Die Angaben konnten zunächst nicht unabhängig überprüft werden.

Russland hat inzwischen den Tod von 63 Soldaten bestätigt. Den Angehörigen werde alle Hilfe zuteil, hieß es in der Mitteilung. Russland nennt sonst kaum Zahlen zu getöteten Soldaten in den eigenen Reihen. Es handelte sich um die bisher höchste von Russland selbst genannte Zahl von Toten an einem Ort.

Auch mehrere mehrere pro-russische Quellen würden die Szenerie als eine „Hölle auf Erden“ bezeichnen, wie der Investigativjournalist Christo Grozev auf Twitter schreibt. Was eine höhere Anzahl von Opfern erwarten lässt.

Igor Girkin, russischer Ex-Geheimdienstoffizier und ehemaliger Separatistenführer, schrieb auf Telegram, dass in dem zerstörten Gebäude hauptsächlich kürzlich mobilisierte Soldaten untergebracht waren. „Auf jeden Fall geht die Zahl der Toten und Verwundeten in die Hunderte“, schrieb Girkin, der als Kriegsverbrecher für den Abschuss der Passagiermaschine MH17 über der Ostukraine verantwortlich gemacht wird. Genaue Zahlen will er jedoch nicht nennen.

Die Berichte hatten den Druck auf das Ministerium in Moskau erhöht, das am Nachmittag dann plötzlich am Ende des täglichen Kriegsbulletins eine Zahl nannte, die von vielen für zu niedrig gehalten wird. Eine Zahl, so stellt sich jetzt heraus, die das Ausmaß des Angriffs massiv herunterspielte.

Grozev teilte auf Twitter Bilder, die das Ausmaß der Zerstörung zeigen sollen.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen von unseren Redakteuren ausgewählten, externen Inhalt, der den Artikel für Sie mit zusätzlichen Informationen anreichert. Sie können sich hier den externen Inhalt mit einem Klick anzeigen lassen oder wieder ausblenden.

Ich bin damit einverstanden, dass mir der externe Inhalt angezeigt wird. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu erhalten Sie in den Datenschutz-Einstellungen. Diese finden Sie ganz unten auf unserer Seite im Footer, sodass Sie Ihre Einstellungen jederzeit verwalten oder widerrufen können.

Bei dem getroffenen Gebäude handelt es sich vermutlich um eine ehemalige Schule. Diese sei „von amerikanischen MLRS Himars massiv getroffen“ worden, zitiert der britische Guardian eine Telegram-Nachricht eines hochrangigen russischen Verwaltungsbeamten in der Region.

In dem Gebäude sei Munition gelagert worden, was das Ausmaß der Zerstörung erkläre. Auch Militärequipment, das außerhalb gelagert wurde, sei zum Teil „zerstört“ worden. Medien berichteten, dass die im Zuge der von Kremlchef Wladimir Putin angeordneten Teilmobilmachung einberufenen Reservisten sich in dem Gebäude versammelt hätten, um Neujahr zu feiern.

Demnach wurde das ukrainische Militär wegen der hohen Aktivität von Datenverkehr mit Mobiltelefonen auf den Standort aufmerksam.

Kritik an russischer Militärführung

Der Duma-Abgeordnete Andrey Medvedev kritisiert, dass die ukrainischen Truppen unterschätzt würden. Auf Telegram schreibt er: „Im zehnten Kriegsmonat ist es gefährlich und kriminell, den Feind für einen Narr zu halten, der nichts erkennt.“

Auch in den russischen Propaganda-Medien wird die Militärführung kritisiert, wie die „Bild“ berichtet. Dort sei die Rede von „Inkompetenz und Unfähigkeit“ der russischen Armee. Russischen Militärbloggern zufolge sei es ein Fehler gewesen, die Soldaten in einem Gebäude unterzubringen, das in der Reichweite von ukrainischen Raketen liege.

Der von den russischen Besatzern eingesetzte stellvertretende Informationsminister Daniil Bessonow rief in seinem Nachrichtenkanal bei Telegram dazu auf, jene zur Verantwortung zu ziehen, die zugelassen hätten, die Männer in einem Gebäude unterzubringen.

Auch in der Vergangenheit gab es immer wieder Berichte über folgenreiche Fehler von russischen Kommandeuren in diesem Krieg. Kremlchef Putin musste in dem von ihm am 24. Februar begonnenen Einmarsch in die Ukraine schon eine Vielzahl an Niederlagen hinnehmen. (mit dpa/Reuters)

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false