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Chinas Außenminister Qin Gang wurde aus seinem Amt entfernt (Archivbild).

© REUTERS/MOHAMED ABD EL GHANY

Update

Seit Wochen nicht mehr in der Öffentlichkeit: Chinas Außenminister Qin Gang des Amtes enthoben

Chinas Außenminister Qin Gang wurde aus seinem Amt entfernt. Zuvor war er lange nicht mehr öffentlich aufgetreten. Es gibt auch schon Ersatz.

| Update:

Der seit einem Monat nicht mehr öffentlich aufgetretene chinesische Außenminister Qin Gang ist aus dem Amt entfernt worden. Wie der Staatssender CCTV berichtete, stimmte der Ständige Ausschuss des Volkskongresses bei einer Sitzung am Dienstag dafür. Sein Vorgänger Wang Yi soll erneut das Amt übernehmen. Zunächst lag noch keine Begründung für den Schritt vor.

In den vergangenen Wochen hatte es wilde Spekulationen über das Schicksal von Qin Gang gegeben. Der 57-Jährige hatte am 25. Juni seinen letzten öffentlichen Termin in Peking. Seitdem ist er nicht mehr gesehen worden. Chinas Top-Diplomat Wang Yi, der in der Hierarchie noch über Qin Gang steht, hatte den Außenminister mehrfach vertreten.

Anfangs hatte ein Sprecher des Außenministeriums auf Anfrage erklärt, Qin Gang sei aus gesundheitlichen Gründen verhindert. Allerdings kamen auch Spekulationen über eine mögliche außereheliche Affäre auf. Darauf angesprochen sagte eine Sprecherin des Außenministeriums, dass sie „keine Informationen“ dazu habe.

Wang Yi, der bereits von 2013 bis 2022 Außenminister war und zuletzt als Chef der Zentralen Kommission für Auswärtiges der Kommunistischen Partei Qin Gangs Vorgesetzter, nimmt nun eine Doppelrolle in Staat und Partei ein.

Die Analystin Helena Legarda vom Berliner China-Thinktank Merics hält deshalb eine Kontinuität von Chinas Außenpolitik für wahrscheinlich. Es sei jedoch möglich, dass sich der Ton oder die Priorisierung bestimmter Länder oder Regionen auf Grundlage von Wangs persönlichem Hintergrund ändert, erklärt sie dem Tagesspiegel.

„Wangs Tonfall ist tendenziell durchsetzungsfähiger als der von Qin, weshalb er von einigen Beobachtern und politischen Entscheidungsträgern als ,Wolfskrieger’ bezeichnet wurde“, so Legarda. „Außerdem hat er als Direktor des Büros für Taiwan-Angelegenheiten von 2008 bis 2013 Erfahrungen in Japan und in Taiwan-bezogenen Fragen gesammelt. Qin Gang brachte eher seinen US-Hintergrund ins Amt ein.“ Bis Ende 2022 war Qin chinesischer Botschafter in Washington gewesen.

Von ihm fehlt weiter jede Spur. Das Verschwinden von hohen Beamten, Prominenten und Geschäftsleuten kommt in China immer wieder vor. Oft stellt sich später heraus, dass sie in Ermittlungen oder andere Kontroversen verwickelt waren.

Zu den bekanntesten Fällen der vergangenen Jahre gehört der ehemalige chinesische Interpol-Chef Meng Hongwei, der 2018 auf einer Reise in China verschwand. Zwei Jahre später verurteilte ihn ein chinesisches Gericht wegen der Annahme von Bestechungsgeldern zu einer langen Haftstrafe.

Qin Gang war im Dezember 2022 nach einer steilen Karriere unter Staats- und Parteichef Xi Jinping zum Außenminister ernannt worden. (dpa/Tsp)

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