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Chinas Eisbrecher „Schneedrache“ und „Schneedrache 2“ sind in der Nähe der Zhongshan-Station in der Antarktis im Einsatz.

© dpa/XinHua/Liu Shiping

Spionage statt Forschung?: Experten sehen Gefahr in Chinas neuer Antarktis-Station

Aktuelle Satellitenbilder zeigen: China baut seine Präsenz am Südpol massiv aus und geht dabei offenbar strategisch vor. Wo eigentlich nur geforscht werden darf, könnten Geheimdienste aktiv sein.

Schon lange zeigt China großes Interesse an der Arktis: Das schmelzende Eis könnte Peking neue Handelswege sowie Zugang zu Rohstoffen liefern. Nun baut die Volksrepublik auch ihre Präsenz in der Antarktis massiv aus, wie das Center for Strategic and International Studies (CSIS) berichtet.

Was aktuell auf dem eisigen Kontinent vor sich geht, sei „die größte Erweiterung seit zehn Jahren“, heißt es in einem Bericht des amerikanischen Thinktanks, der Satellitenaufnahmen vom Januar ausgewertet hat.

Wie viele andere Länder ist China bereits am Südpol präsent: Peking betreibt dort zwei permanente Forschungsstationen an den Küsten der Antarktis. Auf dem abgelegenen antarktischen Plateau – dem kältesten Gebiet der Erde – befinden sich zudem eine zusätzliche Station sowie ein Basislager.

5000
Quadratmeter umfasst Chinas neue Antarktis-Station.

Diese alten Anlagen sollen nun erneuert und eine neue, fünfte Anlage gebaut werden. Diese befindet sich in der Region „Inexpressible Island“ in der Nähe des Rossmeeres und bildet mit ihrer Lage ein Dreieck mit Chinas anderen Küstenstationen. Der Bau startete bereits 2018, doch danach herrschte mehrere Jahre Stillstand.

Ein Satellitenbild vom 2. Januar 2023 zeigt den Bau der neuen chinesischen Forschungsstation – Experten zufolge könnte diese auch Spionagezwecken dienen. 

© Reuters/CSIS/Hidden Reach/Maxar Technologies 2023

Das 5000 Quadratmeter große Gelände soll mit einem Forschungsbereich, einer Energieanlage, einem Hauptgebäude, einem Hubschrauberlandelatz und einer Anlegestelle für Eisbrecher ausgestattet werden.

„Chinas wachsende Präsenz sowohl in der Arktis als auch in der Antarktis ist Teil seines umfassenderen Strebens nach dem Status einer globalen Großmacht“, schreiben die Autoren des Berichts. Einerseits liefere China wichtige Beiträge in der Polarwissenschaft, zugleich würden in der Region militärische und strategische Ziele vorangetrieben.

Will China Geheimdienstsignale abfangen?

Ein Team des amerikanischen Außenministeriums und anderer US-Behörden fand keine spezifische militärische Ausrüstung oder Armeepersonal vor, als es den Standort im Februar 2020 inspizierte. Letzteres steht im Einklang mit dem Antarktis-Vertrag aus dem Jahr 1959, wonach das Gebiet nur für friedliche und in erster Linie für wissenschaftliche Zwecke genutzt werden darf.

Einem Bericht des US-Verteidigungsministeriums von 2022 zufolge könnten Chinas antarktische Einrichtungen aber „zumindest teilweise dazu bestimmt“ sein, andere Ziele zu verfolgen. Sie könnten etwa als Referenzstationen für Chinas Satellitennavigationssystem „Bei Dou“ (deutsch: Großer Bär) genutzt werden, heißt es von CSIS.

Chinesische Forschungsstationen in der Antarktis

© CSIS

Zudem könnten Geheimdienstsignale der amerikanischen Verbündeten Australien und Neuseeland abgefangen oder auch Daten zu Raketen, die von den neu eingerichteten Weltraumbahnhöfen der beiden Länder gestartet werden, gesammelt werden.

Auch Chinas erste Forschungseinrichtung in der Antarktis steht im Verdacht, nicht nur der Wissenschaft zu dienen: Die „Great Wall Station“ befindet sich entlang der Drake-Passage, einer wichtigen Seeverbindung zwischen Atlantik und Pazifik. Aufgrund von Antennen und anderen Überwachungsgeräten hat diese Station die Fähigkeit, Handels- und Marineschiffe in der Region im Auge zu behalten.

Laut CSIS plant Peking zudem, seine Zhongshan-Station mit zusätzlichen Antennen zu erweitern. Die Antennen sollen von der China Aerospace Science and Industry Corporation (CASIC) gebaut werden, einem wichtigen Akteur im chinesischen Raumfahrtsektor.

Zhongshan könnte, so fürchten die Experten, genutzt werden, um Informationen über ausländische Militärs im Indischen Ozean zu sammeln. Möglich wäre es, dass Peking den britisch-amerikanischen Militärstützpunkt Diego Garcia aushorchen oder die indischen Seestreitkräfte überwachen will.

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