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Ex-US-Präsident Donald Trump

© Reuters/Marco Bello

Update

„Super Tuesday“ in den USA: Haley gewinnt zweite Vorwahl – doch hat keine Chance gegen Trump

Die Konkurrentin Donald Trumps um die US-republikanische Präsidentschaftskandidatur, Nikki Haley, hat überraschend in Vermont gewonnen. Ansonsten fuhr der Ex-Präsident einen Sieg nach dem anderen ein.

| Update:

Bei den US-Präsidentschaftsvorwahlen der Republikaner hat die frühere UN-Botschafterin Nikki Haley ihren zweiten Sieg im Duell gegen Ex-Präsident Donald Trump eingefahren. Haley gewann die parteiinterne Abstimmung im Bundesstaat Vermont, wie die Nachrichtenagentur AP am späten Dienstagabend (Ortszeit) unter Berufung auf eigene Prognosen berichtete.

Der erneute Erfolg Haleys beschert ihr zwar einen weiteren symbolischen Erfolg, ändert aber nichts an der eindeutigen Dominanz Trumps in dem Rennen. Bei den anderen Abstimmungen am sogenannten „Super Tuesday“ mit Vorwahlen in mehr als einem Dutzend Bundesstaaten zeigte Trump einmal mehr seine Stärke und fuhr einen Sieg nach dem anderen ein.

So gewann Trump beispielsweise die Präsidentschaftsvorwahl der Republikaner im Bundesstaat Kalifornien., was auch erwartet worden war. Kalifornien liegt an der Westküste der USA und hat knapp 40 Millionen Einwohnerinnen und Einwohner. Damit ist der Sonnenstaat von großer Bedeutung bei den republikanischen Vorwahlen – es gab dort 169 der 2429 Delegiertenstimmen zu gewinnen. Kalifornien gilt als liberaler Küstenstaat. 

Haley profitiert von „offener“ Vorwahl

Haley profitierte in Vermont davon, dass es dort eine „offene“ Vorwahl gab – das heißt, Wähler mussten nicht für die Republikanische Partei registriert sein, um abzustimmen. In dem kleinen Bundesstaat im Nordosten der USA mit nicht mal 650.000 Einwohnern waren nur 17 Delegiertenstimmen für den Nominierungsparteitag zu vergeben, bei dem die Republikaner Mitte Juli in Milwaukee ihren Kandidaten für die Präsidentschaftswahl Anfang November küren wollen.

Das heißt, am Kräfteverhältnis zwischen Haley und Trump in den republikanischen Vorwahlen ändert sich durch das Ergebnis nicht wirklich etwas. Trump liegt nach diversen Vorwahl-Siegen bei der Delegiertenzahl weit in Führung.

Nikki Haley wird aller Voraussicht nach nicht die US-republikanische Präsidentschaftskandidatin.

© Reuters/Callaghan O’Hare

Haleys Wahlkampfteam äußerte sich nüchtern. Man fühle sich „geehrt“, die „Unterstützung von Millionen von Amerikanern im ganzen Land erhalten zu haben, auch in Vermont“, teilte die Sprecherin des Wahlkampfteams, Olivia Perez-Cubas, in der Nacht zum Mittwoch mit.

In jedem Bundesstaat gebe es nach wie vor eine große Anzahl an republikanischen Wählern, die ihre „tiefe Besorgnis über Donald Trump“ zum Ausdruck brächten. Dies sei nicht die Einigkeit, die die Partei für ihren Erfolg brauche. Haley selbst äußerte sich nach dem wichtigen Vorwahl-Tag zunächst nicht.

Das war ein fantastischer, fantastischer Abend, ein fantastischer Tag.

Donald Trump

Trump rief am Wahlabend zur Einheit in seiner Partei auf. „Wir haben eine großartige republikanische Partei mit enormen Talenten. Und wir wollen Einheit, und wir werden Einheit haben, und es wird sehr schnell gehen“, sagte Trump am Dienstagabend (Ortszeit) in seinem Anwesen Mar-a-Lago im Bundesstaat Florida. Seine parteiinterne Konkurrentin Nikki Haley erwähnte der 77-Jährige nicht direkt.

Auch auf die für ihn erfolgreichen Ergebnisse des Vorwahlduells der Republikaner ging Trump nicht näher ein. „Das war ein fantastischer, fantastischer Abend, ein fantastischer Tag“, sagt er. In seiner Rede lobte Trump wie üblich sich selbst und pries seine Arbeit als US-Präsident im Weißen Haus an. Er sprach über die Corona-Pandemie, Migration, die Terrormiliz Islamischer Staat, Afghanistan und die Taliban, die er als „raue Truppe“ bezeichnete, oder auch Energiepolitik.

Gleichzeitig griff Trump Amtsinhaber Joe Biden heftig an und machte ihn und seine Demokraten für den angeblichen Niedergang des Landes verantwortlich.

Auch US-Präsident Biden fährt weitere Erfolge ein

Auch US-Demokrat Biden fuhr am „Super Tuesday“ weitere Erfolge ein und liegt wie Trump im parteiinternen Rennen klar vorn. Es ist rechnerisch nahezu unmöglich, dass andere Politiker ihnen auf Basis der Vorwahlen die Kandidaturen noch streitig machen können. So gewann Biden beispielsweise, wie Trump, die Vorwahl im Bundesstaat Kalifornien klar.

Biden warnte die Wähler vor den Folgen einer möglichen zweiten Präsidentschaft Trumps. Die Ergebnisse der Vorwahlen am Dienstag würden das amerikanische Volk vor eine klare Wahl stellen, sagte Biden und fragte: „Machen wir weiter Fortschritte oder erlauben wir es Donald Trump, uns zurück in das Chaos, die Spaltung und die Dunkelheit zu ziehen, die seine Zeit im Amt bestimmt haben?“

Trump sei fest entschlossen, die Demokratie der USA zu zerstören und den Menschen grundlegende Freiheiten zu nehmen, darunter die Möglichkeit, dass Frauen selbst über ihre Gesundheit entscheiden könnten, sagte Biden.

US-Präsident Joe Biden hat im demokratischen Rennen keine ernsthafte Konkurrenz.

© dpa/Andrew Harnik

Wer in den USA Präsidentschaftskandidat werden will, muss sich zunächst in den parteiinternen Vorwahlen durchsetzen. Das Abstimmungsverfahren der Vorwahlen ist komplex und von Staat zu Staat unterschiedlich. Beim Nominierungsparteitag der Republikaner in Milwaukee im Bundesstaat Wisconsin im Sommer treffen sich 2429 Delegierte. Um zu gewinnen, muss ein Kandidat mindestens 1215 Delegierte hinter sich versammeln.

Am Sonntag hatte Haley im Vorwahl-Duell gegen Trump ihren ersten Wahlsieg verbucht und die parteiinterne Abstimmung im Hauptstadtdistrikt Washington gewonnen. Damit brach sie Trumps Siegesserie, der zuvor alle parteiinternen Vorwahlen mit Leichtigkeit gewonnen hatte. Er ist allerdings auch bei den weiteren Abstimmungen der klare Favorit.

Der 77-Jährige hat trotz diverser Skandale, Eskapaden und einer chaotischen Amtszeit als Präsident großen Rückhalt in der Parteibasis. Auch große juristische Probleme im Wahljahr - vier Anklagen in Strafverfahren und empfindliche Schadenersatzzahlungen in Zivilverfahren – haben Trump bislang politisch nicht geschadet.

Offen ist, wie lange Haley noch im Rennen bleiben wird, da ihr faktisch keine Chancen mehr eingeräumt werden, Trump zu schlagen. Selbst in ihrem Heimatstaat South Carolina, wo Haley einst Gouverneurin war, hatte Trump Ende Februar mit großem Abstand gesiegt. Unterstützer des Ex-Präsidenten appellieren schon seit Wochen an die 52-Jährige, sie solle aufgeben und den Weg frei machen für Trump. (dpa)

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