zum Hauptinhalt
Russische Soldaten in ihren Stellungen bei Kreminna.

© imago/ITAR-TASS/IMAGO/Alexander Reka

Tag 428 der Ukraine-Invasion: Wie Russlands Verteidigungswall funktioniert

Moskau wappnet sich für Kämpfe um Atomkraftwerk, Konkurrenz unter russischen Söldnertruppen, Mariupol erstmals seit Invasion via Google Earth sichtbar. Der Ukraine-Überblick.

Das russisch besetzte Gebiet in der Ukraine wird immer mehr zur Festung. Seit Ende vergangenen Jahres heben russische Arbeiter Schützengräben aus, planen die Militäringenieure Verteidigungsanlagen. Die Reporter der Nachrichtenagentur Reuters haben nun in Zusammenarbeit mit dem Experten Brady Africk einen großen Überblicksartikel mit allen verfügbaren Informationen zu den Anlagen zusammengetragen und erklären, wie sie funktionieren (hier geht’s zu der sehr lesens- und sehenswerten Geschichte). 

Es zeigt sich, dass vor allem im Februar und März die Anlagen am Landübergang zur Krim massiv verstärkt wurden. Schon im Dezember und Januar wurde im Gebiet Saporischschja und an der russischen Grenze zur Nordost-Ukraine die Verteidigung ausgebaut. Im Oktober und November war das Gebiet Cherson und Luhansk befestigt worden. 

Die Schützengräben sind dabei häufig im Zickzack angelegt, was den Schutz erhöht. Sie sind auf Satellitenbildern klar zu erkennen. Soldaten sind dort im Grund nur von oben verwundbar. Die ukrainischen Fahrzeuge und Panzer sollen breite Gräben, fast mannhohe Betonpyramiden und sogenannte Tschechenigel, also Stahlbarrieren, stoppen. Auch Minen werden zum Einsatz kommen.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen von unseren Redakteuren ausgewählten, externen Inhalt, der den Artikel für Sie mit zusätzlichen Informationen anreichert. Sie können sich hier den externen Inhalt mit einem Klick anzeigen lassen oder wieder ausblenden.

Ich bin damit einverstanden, dass mir der externe Inhalt angezeigt wird. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu erhalten Sie in den Datenschutz-Einstellungen. Diese finden Sie ganz unten auf unserer Seite im Footer, sodass Sie Ihre Einstellungen jederzeit verwalten oder widerrufen können.

Hintereinander angelegt entsteht so ein knapp einen Kilometer breiter Verteidigungsstreifen. Ist der überwunden, auch das zeigen die Landkarten, die Reuters erstellt hat, hätten die Ukrainer über viele Kilometer freies Terrain vor sich, was ein schnelles Vorrücken möglich macht. 

Die wichtigsten Nachrichten des Tages:

  • „Die Erwartungen sind definitiv überhöht, alle möchten den nächsten Sieg“: Mittlerweile sind laut Nato-Generalsekretär 98 Prozent der westlichen Waffenlieferungen in der Ukraine eingetroffen. Kiew dämpft trotzdem die Erwartungen. Mehr hier.
  • Russische Soldaten in der Ukraine angeblich mit Milzbrand infiziert – Einheit unter Quarantäne: Offenbar wollten die Männer in der Region Saporischschja einen Graben ausheben und sind dabei auf einen Viehfriedhof gestoßen. Milzbrand ist eine seltene Infektion und kann tödlich enden. Mehr hier.
  • Russen bereiten sich auf Kämpfe um Atomkraftwerk vor: Nach Einschätzung britischer Geheimdienstexperten stellen sich die russischen Besatzungstruppen in der Ukraine auf Kämpfe um das Atomkraft Saporischschja ein. Mehr hier.
  • Im Verfahren um das kürzlich aufgedeckte Datenleck von Dokumenten der US-Geheimdienste fordert die Anklage, den festgenommenen IT-Spezialisten des Militärs im Gefängnis zu belassen. Es bestehe große Fluchtgefahr. Mehr hier.
  • Konkurrenz unter den Söldnertruppen: Auf russischer Seite mischen mehrere Söldnertruppen im Ukrainekrieg mit. Kämpfer bemängeln die Behandlung an der Front – unter anderem durch die Wagner-Gruppe. Mehr hier.
  • Zum ersten Mal seit der russischen Invasion sind bei Google Earth und Maps aktuelle Aufnahmen der ukrainischen Hafenstadt Mariupol sichtbar. Sie zeigen einen Ort in Schutt und Asche. Mehr hier.
  • Die Außenminister und Vertreter von acht nordischen und baltischen Staaten haben der Republik Moldau bei einem gemeinsamen Besuch in Chisinau weitere Unterstützung auf dem Weg in die EU und zur Abwehr russischer Versuche der Destabilisierung zugesagt. Mehr in unserem Liveblog.
  • Die Ukraine will noch in diesem Jahr mit den EU-Beitrittsverhandlungen beginnen. Das sagte Ministerpräsident Denis Schmyhal am Donnerstag in Rom bei einer Pressekonferenz. „Die Ukraine hat alle sieben Empfehlungen der Europäischen Kommission, die wir beim Erhalt des Kandidatenstatus bekamen, umgesetzt“, berichtete der Politiker, der in dieser Woche für eine Wiederaufbaukonferenz seines Landes nach Italien gereist war und am Donnerstag zudem Papst Franziskus im Vatikan traf. 
  • Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg hat das Telefonat von Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj begrüßt. „Es ist wichtig, dass China die ukrainischen Standpunkte besser versteht“, sagte der Norweger am Donnerstag am Rande eines Treffens mit dem luxemburgischen Regierungschef Xavier Bettel in Brüssel.
  • In Tschechien sind bisher drei der insgesamt 14 Leopard-2A4-Kampfpanzer eingetroffen, die Deutschland dem Nato-Partner im Zuge eines Ringtauschs zugesagt hat. Nach der Übergabe des ersten Exemplars im Dezember folgten nun zwei weitere Panzer, wie das Verteidigungsministerium in Prag am Donnerstag mitteilte. Die Lieferung wird darüber hinaus einen Bergepanzer Büffel auf Leopard-Basis umfassen und soll bis zur zweiten Jahreshälfte 2024 abgeschlossen sein. 
  • Der obersten Militärkommandeurs der NATO, General Christopher G. Cavoli, hat sich zur Lieferung moderner US-Kampfjets wie der F-16 der Air Force geäußert. Ihm zufolge habe die Biden-Regierung aus Kiew dringendere Anforderungen für die Offensive erhalten, auf die sich die USA nun konzentriere. Das berichtet die „New York Times“ (NYT).
  • Ein ukrainischer Reporter, der für die italienische Tageszeitung „La Repubblica“ arbeitete, ist in der Ukraine nach Angaben der Zeitung von Scharfschützen getötet und sein italienischer Kollege verletzt worden. „Heute wurden unser Korrespondent Corrado Zunino und sein Mitarbeiter Bogdan Bitik Opfer eines Hinterhalts russischer Scharfschützen in den Außenbezirken von Cherson“, teilte „La Repubblica“ am Mittwoch mit.
  • Bei einem russischen Angriff auf die südukrainische Stadt Mykolajiw ist nach Behördenangaben mindestens ein Mensch getötet worden. „Bis jetzt wissen wir von 15 Verletzten und einem Toten“, sagte der Leiter der regionalen Militärverwaltung, Vitali Kim, am frühen Donnerstagmorgen. Bürgermeister Oleksandr Senkewytsch berichtete von vier Explosionen. 
  • Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat sein Telefonat mit dem chinesischen Staatschef Xi Jinping als „langes und ziemlich vernünftiges Gespräch“ bezeichnet. „Nun besteht die Möglichkeit, unseren ukrainisch-chinesischen Beziehungen neue Impulse zu verleihen“, sagte Selenskyj in seiner abendlichen Videoansprache am Mittwoch. „Es besteht die Möglichkeit, Chinas politischen Einfluss zu nutzen, um die Prinzipien und Regeln, auf denen Frieden basieren sollte, wieder zu stärken.“

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false