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Der Chef der russischen Privatarmee Wagner, Jewgeni Prigoschin.

© dpa/Uncredited

Tag 510 der Ukraine-Invasion: Ex-Mitarbeiter von Prigoschins Medienimperium packen aus

Moskau kündigt Sicherheitsgarantien für Getreideexporte auf, Erste Wagner-Söldner auf Stützpunkt in Belarus eingetroffen, Russland muss Munition offenbar rationieren. Der Überblick am Abend.

Nach dem Scheitern der Meuterei von Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin ist auch die Zukunft seiner Unternehmen ungewiss. Anfang Juli wurde bekannt, dass die Medienholding Prigoschins abgewickelt wird. Nun ist es der russisch-oppositionellen Webseite „Bumaga“ gelungen, mit einigen ehemaligen Mitarbeitern zu sprechen.

Diese berichten über den Alltag in der Holding „Patriot“, zu der auch Trollfabriken gehörten. Lange hätten sie nicht sprechen können, heißt es in dem Bericht, da die Mitarbeiter Vertraulichkeitsvereinbarungen unterschreiben mussten. Nach dem Zusammenbruch des Unternehmens aber äußern sie sich – anonym.

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So berichten einige, dass Lügendetektortests bei den Mitarbeitern üblich gewesen seien. Ein Mitarbeiter berichtete demnach, dass dieses System Ende 2019, kurz nach der Eröffnung von „Patriot“, eingeführt worden sei. Manchmal habe es auch neue Tests gegeben für diejenigen, die bereits seit zwei Jahren dort gearbeitet hätten. Auch seien Mitarbeiter mithilfe elektronischer Ausweise und Kameras überwacht worden.

Aus dem Bericht geht auch die Arbeitsweise der Medienholding hervor. So habe die Aufgabe einer Trollfabrik darin bestanden, den Gouverneur von St. Petersburg zu diskreditieren.

Außerdem sagten zwei ehemalige Mitarbeiter im Gespräch mit der Zeitung, dass die Aufgabe der Medien von Prigoschin darin bestand, so viel Informationslärm zu erzeugen, dass die eigentlichen Nachrichten von der Front untergingen. So hätten sie die Menschen mit Problemen in anderen Ländern abgelenkt oder enorm viel über heimische Prominente gesprochen oder Filmkritiken veröffentlicht. 

Und dann ist da noch die Sache mit den Berichten über angebliche Übergriffe von Ukrainern auf Zivilisten im Donbass. Der Kreml hatte immer wieder propagiert, die Ukraine verübe dort einen Genozid. Laut dem Bericht sagte ein Mitarbeiter von Prigoschins Holding nun, dass die vermeintlichen Opfer oft Statisten und Schauspieler waren. Sie hätten die vorgegebenen Sätze einstudiert und auch versucht, die eine oder andere Träne vor der Kamera herauszubekommen.  

Die wichtigsten Nachrichten des Tages

  • Einen Tag nach dem Auslaufen des Getreideabkommens mit der Ukraine hat Russland die Sicherheitsgarantien für ukrainische Getreideexporte aufgehoben. Dies bedeute, dass es im Nordwesten des Schwarzen Meeres wieder „eine temporär gefährliche Zone“ gebe, sagte der russische Außenminister Sergej Lawrow im Telefonat mit seinem türkischen Kollegen Hakan Fidan. Mehr dazu erfahren Sie hier.
  • Die Bundeswehr hat beim Rüstungskonzern Rheinmetall mehrere hunderttausend Artilleriegeschosse bestellt. Der Wert der Gefechts- und Übungsmunition belaufe sich auf rund 1,3 Milliarden Euro, teilte das Unternehmen am Dienstag mit. Mehr dazu lesen Sie hier.
  • Außenministerin Annalena Baerbock hat eine internationale Kraftanstrengung gefordert, um die von Russland verschleppten ukrainischen Kinder zurückzubringen. „Trotz aller Differenzen sollte eine Überzeugung außer Frage stehen: Die deportierten Kinder gehören zu ihren Eltern“, sagte sie vor dem UN-Sicherheitsrat. Mehr hier.
  • Russland hat die Region Odessa in der Nacht mit Luftangriffen überzogen. Zwar habe die ukrainische Luftverteidigung sechs russische Kalibr-Marschflugkörper und 21 Kampfdrohnen abschießen können, hieß es. Dennoch hätten herabstürzende Trümmerteile und Druckwellen Schäden verursacht. Mehr dazu hier.
  • Russland hat nach eigenen Angaben einen ukrainischen Drohnenangriff auf die annektierte Halbinsel Krim abgewehrt. 17 Drohnen seien „zerstört“, elf weitere mit elektronischen Mitteln unschädlich gemacht worden, erklärte das Verteidigungsministerium. Es habe keine Verletzten oder Schäden gegeben. Mehr dazu hier.
  • Außenministerin Baerbock hat verlangt, den russischen Präsidenten Wladimir Putin für das „Urverbrechen“ eines Angriffskriegs zur Rechenschaft zu ziehen. Putin mache selbst vor den schwächsten Menschen, „den Kindern, nicht Halt“, sagte sie beim Festakt des Internationalen Strafgerichtshofs. Mehr hier.
  • Russland soll seit Beginn seines Krieges 100 Helikopter verloren haben, zählt der Oryx-Blog unter Berufung auf frei im Internet verfügbaren Quellen. Demnach sei der Großteil der Verluste auf die Zerstörung des jeweiligen Flugobjekts zurückzuführen. Dies und mehr in unserem Newsblog.
  • Ein erster Konvoi der Söldnertruppe Wagner soll auf einem stillgelegten Militärstützpunkt in Belarus eingetroffen sein. Satellitenaufnahmen würden das Eintreffen mehrerer Fahrzeuge auf der Basis zeigen, die Minsk den Kämpfern zur Verfügung stellt, berichtet CNN
  • Sergej Surowikin ist nach Angaben des ukrainischen Militärgeheimdienstes nicht mehr stellvertretender Oberbefehlshaber der russischen Streitkräfte in der Ukraine. Worüber seit Wochen spekuliert wurde, bestätigte der Sprecher des Geheimdienstes, Andriy Yusov. 
  • Der russische Inlandsgeheimdienst FSB hat nach eigenen Angaben eine Frau festgenommen, der die Vorbereitung von Sabotageakten im Auftrag der Ukraine vorgeworfen wird. Die Frau habe Informationen über eine Einrichtung der kritischen Infrastruktur gesammelt, teilte der FSB mit.
  • Der russische Brigadekommandeur Denis Ivanow soll bei einem Angriff in der Ukraine getötet worden sein. Das berichtet der russische Telegram-Kanal VChK-OGPU. Der Kommandeur soll demnach in einem Auto gesessen haben, das von einer Kamikaze-Drohne getroffen wurde.
  • Die russischen Besatzungstruppen in der Südukraine müssen nach Einschätzung britischer Militärexperten ihre Artilleriemunition rationieren, um einsatzbereit zu bleiben. Dennoch sei es den Ukrainern auf mindestens zwei Achsen bisher wohl nicht gelungen, die primären russischen Verteidigungslinien dort zu durchbrechen, hieß es.

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