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Russische Kadettinnen marschieren während einer Militärparade zur Erinnerung an das Ende des Zweiten Weltkrieges vor 74 Jahren auf dem Roten Platz.

© picture alliance/dpa/AP

Ukraine-Invasion Tag 401: Betroffene berichtet von systematischem Missbrauch von Frauen im russischen Militär

Belarus fordert Waffenruhe, Slowenien erhöht Munitionsproduktion, Rekrutierungsbemühungen in der Ukraine. Der Überblick am Abend.

Im russischen Militär in der Ukraine gibt es laut der Aussage einer Betroffenen systematischen Missbrauch an Kameradinnen. In einem Interview, das das in Prag ansässige Radio Free Europe geführt hat, erklärt eine Vertragssoldatin, dass die russischen Soldaten, meist die mit höherem Rang, die Frauen unter sich aufteilen (Quelle hier). 

Die Frau, die im Beitrag Margarita heißt, meldete sich laut eigener Aussage aus Geldnot zum Dienst in der Ukraine. Die 42-Jährige erzählt, sie habe sich lange gegen einen aufdringlichen Offizier gewehrt, der sie aber so schlecht behandelte, dass sie schließlich einwilligte, mit ihm Sex zu haben. Danach wurde sie von ihm an die Front in eine Artillerieeinheit versetzt. „Vielleicht dachte er, ich würde dort sterben“, sagt sie.

Manche Frauen seien bei Streitereien unter den Soldaten auch schwer verletzt worden und dann nach Russland zurückgekommen. Kaum eine von ihnen habe sich gegen den Missbrauch zur Wehr setzen können. Eine weitere Soldatin, die in dem Beitrag zu Wort kommt, berichtet, dass es die sogenannten „Feldfrauen“ im russischen Militär schon länger gibt. Laut Untersuchungen der Universität St. Petersburg erfährt jede vierte Frau im russischen Militär sexuelle Belästigung.

Margarita schaffte es, nach Russland zurückversetzt zu werden und beschwerte sich laut eigener Aussage beim Gouverneur ihrer Region. Bisher ohne Folgen. Aus Geldmangel will sie die Armee aber nicht verlassen.

Die wichtigsten Nachrichten des Tages:

  • Am Wochenende soll Russlands Außenminister Lawrow eine Sitzungsleitung im UN-Rat übernehmen. Der Vorsitz verleiht Russland zwar keinen besonderen Einfluss, dennoch reagiert die Ukraine empört. Mehr hier.
  • Der belarussische Präsident und Russland-Verbündete Alexander Lukaschenko fordert Gespräche für eine dauerhafte Friedenslösung. Moskau will davon nichts wissen. Mehr hier. 
  • Als ein Schwerpunkt der neuen russischen Außenpolitik-Strategie wird die „Beseitigung der Dominanz“ des Westens in der Weltpolitik genannt. „Die Russische Föderation beabsichtigt, der Beseitigung (...) der Dominanz der Vereinigten Staaten und anderer unfreundlicher Länder in der Weltpolitik Priorität einzuräumen“, heißt es in dem 42-seitigen Dokument. Mehr in unserem Liveblog. 
  • US-Präsident Joe Biden fordert Russland dazu auf, den festgenommenen „Wall Street Journal“-Reporter Evan Gershkovich freizulassen. „Let him go“, sagt Biden bei seiner Abreise vom Weißen Haus nach Mississippi. Auf die Frage, ob die USA im Gegenzug russische Diplomaten ausweisen würden, sagt er, dies sei gegenwärtig nicht vorgesehen. 
  • Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping hat sich für eine politische Lösung im Ukraine-Konflikt ausgesprochen. Bei einem Treffen mit Spaniens Regierungschef Pedro Sánchez ließ der Präsident am Freitag in Peking aber keine neue Initiative erkennen. Vielmehr wiederholte Xi Jinping nur seine Kritik am Westen: Die „Mentalität des Kalten Krieges und Blockkonfrontation“ müssten aufgegeben werden, sagte der Präsident nach Angaben des chinesischen Staatsfernsehens. 
  • Nach der Lieferung von Kampfflugzeugen, Raketensystemen und Panzerhaubitzen will die Slowakei nun die Munitionsproduktion für die Ukraine ankurbeln. „Wir treffen konkrete Maßnahmen, um die Produktion von 155-Millimeter-Munition in unseren Betrieben auf das bis zu Fünffache zu steigern“, sagte Nad. Er gab bekannt, dass die Slowakei der Ukraine neben den ersten vier von 13 Kampfflugzeugen des sowjetischen Typs MiG-29 auch das ebenfalls versprochene Luftabwehr-System Kub bereits übergeben habe. 
  • Seit Beginn des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine sind laut den UN mehr als 8.400 Zivilisten getötet worden. Mehr als 14.000 Zivilisten hätten Verletzungen erlitten, sagte der UN-Hochkommissar für Menschenrechte, Volker Türk, am Freitag in Genf. Diese Zahlen, die sein Hochkommissariat erfasst habe, seien jedoch nur die Spitze des Eisbergs, erklärte Türk. Die tatsächliche Opferzahl sei also wesentlich höher. Die meisten Opfer seien auf den russischen Beschuss von Wohngebieten mit Explosivwaffen zurückzuführen, sagte Türk vor dem UN-Menschenrechtsrat. 
  • Nach der türkischen Zustimmung zum Nato-Beitritt Finnlands dringt die Bundesregierung darauf, dass die Türkei und Ungarn auch schnell dem Beitritt Schwedens zustimmen werden. Regierungssprecher Steffen Hebestreit erinnert daran, dass alle Nato-Regierungen auf dem Gipfel bereits ihre Zustimmung gegeben hätten. Die Parlamente in Türkei und das EU-Mitglied Ungarn haben noch nicht zugestimmt. 
  • Das Auswärtige Amt hat bestätigt, dass die Konten des Goethe-Instituts in Russland von den Behörden blockiert worden sind. Man sei mit dem Institut in Kontakt, sagt eine Ministeriumssprecherin in Berlin.
  • Russischer Ex-Häftling ermordet Frau nach Wagner-Einsatz an der Front. Seit längerem rekrutiert die Söldner-Gruppe Wagner neue Mitglieder in russischen Gefängnissen für die Kämpfe in der Ukraine. Dabei werden ihnen Begnadigungen nach ihrem Einsatz an der Front in Aussicht gestellt. Nun soll ein solcher Rückkehrer erneut straffällig geworden sein.
  • Polen will zunächst keine Kampfjets aus früheren DDR-Beständen in die Ukraine liefern. Die vier Mig-29 sowjetischer Bauart, deren Lieferung die polnische Regierung bereits vor zwei Wochen angekündigt hat, stammten nicht aus Deutschland, stellte der Sicherheitsberater des polnischen Präsidenten Andrzej Duda, Jacek Siewiera, in einem Interview der Deutschen Presse-Agentur klar.

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