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Russische Soldaten in ihren Stellungen bei Kreminna.

© IMAGO/ITAR-TASS

Ukraine-Invasion Tag 418: Wo die russischen Truppen dazulernen

Kremlkritiker zu 25 Jahren Haft verurteilt, Streit um ukrainische Getreideexporte. Der Überblick.

Die ukrainischen Soldaten werden bei ihrer Gegenoffensive nicht nur stark ausgebaute russische Befestigungsanlagen überwinden müssen, sondern auch gegen eine Truppe kämpfen, die durchaus etwas in diesem Krieg gelernt hat. „Die Russen sind nicht so blöd, wie einige meinen“, schreibt der ehemalige australische Offizier Mick Ryan sinngemäß in seinem Newsletter und bei Twitter.

Tatsächlich hatten sich die militärischen Qualitäten schon beim Rückzug der russischen Truppen aus Teilen von Cherson im Herbst vergangenen Jahres gezeigt. Bis zum Tag des Abzugs ließ Moskau Kiew im Unklaren, ob es einen solchen geben würde – schließlich schaffte Moskau den Abzug von Tausenden Soldaten und Hunderten Panzern, Artilleriegeschützen und anderen schweren Waffen über den Fluss Dnjepr ohne größere Verluste.

Dazu trug auch bei, dass die russischen Truppen zuvor das Gebiet so stark vermint hatten, dass es den Ukrainern unmöglich war, die abziehenden Truppen zu verfolgen.

Als eines der Beispiele, bei denen die russische Militärführung dazugelernt hat, nennt Ryan das Zusammenspiel von unterschiedlichen militärischen Einheiten – zum Beispiel Luftlandetruppen und Infanterie. Zuvor habe Moskau komplizierte Vorstöße und Offensivaktionen durchgeführt, die die eigenen Soldaten offensichtlich überforderten. Die schlecht koordinierten Vorstöße im Frühjahr 2022 kosteten viele russische Leben und führten zu massiven Verlusten an Material.

Stattdessen dominiert nun eine Art „Wellenstrategie“, in der mehrere Gruppen aufeinanderfolgend die ukrainischen Stellungen angreifen, um sie schließlich zu erobern. Zwar sind die Verluste immer noch enorm – aber aus russischer Sicht führt diese durchaus zum Erfolg, wie sich in Bachmut zeigt.

Auch die Unterstützung der russischen Luftwaffe für die eigenen Truppen habe sich verbessert. Die Flugzeuge halten sich jetzt in größerer Entfernung zur ukrainischen Luftabwehr und nutzen weitreichendere Raketen. Logistikzentren hätten sie mittlerweile außerhalb der Reichweite der amerikanischen Himars-Raketenwerfer angelegt.

All das deutet darauf hin, dass die russischen Truppen in der Verteidigung dazugelernt haben und sich nicht mehr so überrumpeln lassen wie im Herbst in Charkiw.

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Die wichtigsten Nachrichten des Tages:

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  • EU kritisiert Polen und Ungarn wegen Einfuhrstopp: Aus Sorge um die eigene Landwirtschaft wollen die beiden Länder den Import ukrainischer Lebensmittel einstellen. In Brüssel stößt das auf scharfe Kritik. Mehr hier.
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  • Vergangenen Monat setzte die russische Regierung Rustjam Abuschajew, ehemaliger Bürgermeister einer Stadt in der Region Primorje, wegen angeblicher Betrugsdelikte auf die Fahndungsliste. Nun hat sich dieser offenbar den russischen Truppen angeschlossen. Mehr dazu hier.
  • Laut des Menschenrechtsbeauftragten des ukrainischen Parlaments, Dmytro Lubinez, sind in den vergangenen Wochen vermehrt Videos von öffentlichen Hinrichtungen aufgetaucht. Die Anzahl solcher Aufnahmen soll demnach im zweistelligen Bereich liegen. Dies und mehr in unserem Newsblog.
  • Die G7-Runde wirtschaftsstarker Demokratien will angesichts von Russlands Krieg und einem zunehmenden Machtstreben Chinas für eine globale Wertepartnerschaft werben. „Niemand auf der Welt wünscht sich eine neue Blockkonfrontation“, sagte Bundesaußenministerin Annalena Baerbock.
  • Das zwischen Russland und der Ukraine vereinbarte Abkommen zur Ausfuhr von Getreide droht nach ukrainischen Angaben eingestellt zu werden. Russland hat den Angaben zufolge erneut die Inspektion von Schiffen in türkischen Gewässern blockiert, wie es die Vereinbarung vorschreibt. 
  • Der chinesische Verteidigungsminister Li Shangfu hat Russland eine engere Kommunikation der Armeen beider Länder in Aussicht gestellt. China „ist bereit, mit Russland zusammenzuarbeiten“, um „die strategische Kommunikation zwischen den beiden Armeen zu stärken“, sagte Li laut russischem Staatsfernsehen.
  • Slowakei liefert 13 MiG-29-Kampfjets aus: Wie das slowakische Verteidigungsministerium am Montag mitteilte, hat die Slowakei alle 13 MiG-29-Kampfjets, die sie der Ukraine zugesagt hatte, übergeben.
  • Angesichts milderer Temperaturen und mehr Arbeiten in der Landwirtschaft in der Ukraine warnt Großbritannien vor Risiken durch Minen für die Zivilbevölkerung. Es würden täglich Zwischenfälle gemeldet, teilte das Verteidigungsministerium in London am Montag mit.

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