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Ein ukrainischer Soldat steht neben einer deutschen Panzerhaubitze 2000, ein selbstfahrendes gepanzertes Artilleriegeschütz, in seiner Stellung an der Frontlinie..

© dpa/Libkos

Ukraine-Invasion Tag 420: Hat die ukrainische Gegenoffensive begonnen?

Ukraine hat Patriots aus Deutschland erhalten, Kreml-Kritiker Jaschin scheitert mit Berufung vor Gericht. Der Überblick am Abend.

Die ukrainische Gegenoffensive hat begonnen - es ist eine Meldung, die wir in den kommenden Tagen und Wochen häufiger lesen werden. Schon heute gab es Gerüchte, dass die Ukrainer ihren geplanten großen Gegenstoß gestartet haben. Die stellvertretende Verteidigungsministerin Hanna Maliar sprach im Fernsehen von „komplexen Maßnahmen“, die im Osten der Ukraine bereits im Gange seien. Sie seien aber „nur“ Vorbereitungsaktionen. Konkret soll es sich um lokale Gegenstöße unter anderem in Bachmut handeln. 

Was bisher alle großen Offensiven in diesem Krieg gemein haben: Wann genau sie begannen, war immer erst im Nachhinein klar. Es waren einzelne Angriffe, die nur in den Weiten der sozialen Medien dokumentiert wurden; so zum Beispiel beim russischen Angriff auf Wuhledar, der die inzwischen weitgehend verpuffte Frühjahrsoffensive Moskaus einläutete. So könnte es auch dieses Mal sein: An dem Tag, an dem klar wird, dass Kiews große Operation begonnen hat, wird sie wohl schon seit einiger Zeit laufen.

Der italienische Militärexperte Thomas Theiner hatte kürzlich anhand eines Videos, das eine enorme Ansammlung von ukrainischen Soldaten zeigt, analysiert, dass es sich um eine 3500 Soldaten starke Brigade handelt, die derzeit mit elf weiteren Brigaden trainiert (Quelle bei der „Bild“-Zeitung). Die meisten der Soldaten waren zur Ausbildung in Nato-Staaten. Die Brigaden sollen die Speerspitze der Großoffensive bilden. Wann und wo sie zum Einsatz kommen, ist bisher aber unklar. 

Die wichtigsten Nachrichten im Überblick:

  • Einem ukrainischen Militärkoordinator zufolge sollen sich in der stark umkämpften Region rund um Bachmut Kämpfer der russischen Söldnergruppe „Wölfe“ aufhalten. Wie der Militärblogger auf Twitter berichtet, soll ein Kämpfer der „Wölfe“ in der Oblast Donezk versucht haben, mehrere Personen zu rekrutieren. Mehr hier.
  • Deutschland hat der Ukraine das Flugabwehrsystem Patriot zur besseren Verteidigung gegen russische Luftangriffe übergeben. Das Waffensystem sei geliefert worden, teilte die Bundesregierung auf ihrer Seite zur Rüstungshilfe für die Ukraine mit. Mehr dazu lesen Sie hier.
  • Die US-Justizbehörden haben vier Mitglieder einer nationalistischen Schwarzen-Organisation wegen des Vorwurfs der Zusammenarbeit mit russischen Geheimdiensten angeklagt. Der Gründer der Organisation African People’s Socialist Party (APSP) und der Uhuru-Bewegung, Omali Yeshitela, sowie zwei Parteimitglieder sollen inoffizielle Agenten Russlands gewesen sein. Mehr dazu erfahren Sie hier.
  • Im Streit um Getreide aus der Ukraine hat EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen Schutzmaßnahmen angekündigt. Die Politikerin habe einen Brief an betroffene Länder geschickt und mit Blick auf Produkte wie Weizen, Mais und Sonnenblumen entsprechende Schritte vorgeschlagen, so eine Kommissionssprecherin. Mehr hier.
    Russlands Präsident Wladimir Putin spricht von Schwierigkeiten bei der Lieferung von Waren in die Teile der Ukraine, die im vergangenen Jahr erobert worden wurde. Die Regierung müsse sich dieses Problems annehmen. Mehr dazu in unserem Newsblog.
  • Der zu achteinhalb Jahren Haft im Straflager verurteilte Kremlkritiker Ilja Jaschin ist vor einem russischen Gericht mit seiner Berufung gescheitert. Zugleich nutzte der prominente 39-Jährige seinen Auftritt , um Präsident Wladimir Putin und dessen Angriffskrieg gegen die Ukraine einmal mehr scharf zu kritisieren.
  • Der pro-russische Politiker Pawel Gubarjow, selbst ernannter Gouverneur der „Volksrepublik Donezk“, will im Falle von Friedensverhandlungen zwischen Russland und der Ukraine zu einer Revolution im sogenannten „Club der wütenden Patrioten“ aufrufen. Wie das „Institute for the Study of War“ berichtet, kann Russland in Gubarjows Augen den Krieg ohne revolutionäre Kräfte nicht gewinnen. 
  • Die ukrainische Armee hat auch aus den USA und den Niederlanden die ersten Patriot-Luftabwehrsysteme erhalten, die russische Raketenangriffe abwehren sollen. Verteidigungsminister Oleksij Resnikow dankte Deutschland, den USA und den Niederlanden dafür, „Wort gehalten zu haben“.
  • Der russische Inlandsgeheimdienst hat auf der annektierten Krim nach eigenen Angaben einen „Sabotage-Akt“ gegen Energie-Infrastruktur verhindert. Es sei ein Mann mit Staatsbürgerschaft Russlands und der Ukraine festgenommen worden, erklärte der FSB. Ihm würden Sabotage-Pläne und der Besitz von Sprengstoff vorgeworfen.
  • Die Bundesregierung stellt der Ukraine weitere 111 Millionen Euro für den Wiederaufbau des Landes zur Verfügung. Mit den Geldern sollen insbesondere Wohnungen für Binnenvertriebene geschaffen und ukrainische Gemeinden bei der Reparatur und Ausstattung von Kindergärten, Schulen und Krankenhäusern unterstützt werden, teilte das Entwicklungsministerium mit. 
  • Russland setzt im Krieg gegen die Ukraine nach britischer Einschätzung massiv auf Desinformation und Falschnachrichten. „Seit Beginn seiner vollständigen Invasion in der Ukraine hat der russische Staat systematisch Informationsoperationen als ein Hauptelement seiner Strategie eingesetzt“, teilte das Verteidigungsministerium in London unter Berufung auf Geheimdiensterkenntnisse mit. 
  • Der von Russland eingesetzte Chef der Separatistenverwaltung der Region Donezk, Denis Puschilin, hat sich mit dem belarussischen Präsidenten Alexander Lukaschenko in Minsk getroffen. Puschilin schrieb auf Telegram, er sei an Maschinen, Traktoren, Bussen und Bauprodukten aus Belarus interessiert.
  • Russische Drohnen haben die südukrainische Region Odessa angegriffen. Das teilte der Leiter des regionalen Militärkommandos, Juri Kruk, am frühen Mittwochmorgen auf Telegram mit. Die meisten Drohnen vom Typ Schahed-136 seien demnach zerstört worden. 

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