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Soldaten der ukrainischen Nationalgarde der «Bureviy-Brigade» nehmen an einer Militärübung teil.

© dpa/Bernat Armangue

Ukraine-Invasion Tag 434: Die Vorbereitungen für die Gegenoffensive werden konkreter

Anschläge nehmen zu, Truppen in den Süden verlegt + Drohnen-Alarm über dem Kreml + Europa will bei Munitionsproduktion Tempo machen. Der Überblick am Abend.

Die Zahl der Anschläge auf die russische Infrastruktur steigt, die Zahl der Angriffe auf Munitions- und Treibstoffdepots der russischen Truppen auch. Sogar bis auf das Dach des Kremls sollen es ukrainische Drohnen in der Nacht zu Mittwoch geschafft haben, behauptet Kreml-Sprecher Dmitri Peskow. Kiew dementiert das. Videos zeigten einen Brand auf dem Dach des Regierungssitzes.

Sicher ist: Die militärischen Aktivitäten weit hinter der Front nehmen in den vergangenen Tagen zu. Und auch die nahe der Front. Wie der polnische Militärexperte Konrad Muzyka unter Berufung auf russische Quellen berichtet, wurden zwei Brigaden des 10. ukrainischen Armeekorps an die Front in der Südukraine verlegt. Das besagte Korps ist speziell für die Gegenoffensive gegründet und trainiert worden. All das deutet darauf hin, dass die Vorbereitungen für die Gegenoffensive konkreter werden.

Wann genau die Offensive beginnt, ist dabei immer noch völlig unklar. Laut dem Chef der Söldnergruppe Wagner, Jewgeni Prigoschin, hat die Offensive bereits begonnen. Seine Soldaten würden höhere Aktivitäten an der Front beobachten. Der ukrainische Präsident Selenskyj sprach heute in Helsinki von einem „raschen“ Beginn. Wahrscheinlich wissen nur er und eine Handvoll Vertraute, was genau das bedeutet. Wie das US-Nachrichtenportal „Politico“ berichtet, hat Kiew auch Washington nicht über die genauen Pläne für den Angriff in Kenntnis gesetzt.

Gleichzeitig, und das ist eine ausgesprochen gute Nachricht für die Ukrainer, wird die ukrainische Luftabwehr immer effektiver. Nach fast zweimonatiger Pause hat Russland in den vergangenen Tagen wieder zwei größere Luftangriffe auf Ziele im ganzen Land gestartet. Von insgesamt 39 abgefeuerten Raketen schoss die ukrainische Luftabwehr 34 ab. Die guten Werte hingen vielleicht auch mit der vergleichsweise geringen Anzahl der feindlichen Raketen zusammen, dennoch: Bei diesen Abschussraten verliert der russische Raketenterror deutlich an Wirksamkeit.

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Die wichtigsten Nachrichten des Tages

  • Ex-Agent zeichnet auffällige Aktivitäten während Nord-Stream-Anschlag auf: Mithilfe von Funktechnik beobachtete ein ehemaliger Geheimdienst-Mitarbeiter die russische Ostseeflotte. Dabei fielen ihm sogenannte „Dark Ships“ während der Nord-Stream-Anschläge auf. Mehr hier.
  • Nato will Unterwasser-Infrastruktur besser schützen: Das Bündnis warnt vor weiteren Sabotageakten. Dabei geht es nicht nur um Gas. Weltweit liegen allein 1,3 Millionen Datenkabel auf dem Meeresgrund. Mehr hier. 
  • Moskau tauscht Generäle aus: Wechsel in der russischen Militärführung würden zur Zersplitterung führen, heißt es in einem Bericht des ISW. Kommandostrukturen seien zunehmend unorganisiert. Mehr hier.
  • Selenskyj kommt am 13. Mai nach Berlin: Der ukrainische Präsident soll auf Einladung von Olaf Scholz in die Hauptstadt kommen. Einen Tag später wird er in Aachen mit dem Karlspreis geehrt. In Kiew ist man offenbar verärgert, dass der Besuch publik wurde. Mehr hier.
  • EU-Gelder sollen Munitionsproduktion anschieben: Die Europäische Kommission will neue Artilleriegeschosse an die Ukraine liefern. Die Produktionskapazitäten reichen dafür allerdings nicht aus. Mit einer Finanzspritze will die EU das ändern. Mehr hier.
  • Selenskyj erfuhr von US-Datenleck erst aus den Medien: Der ukrainische Präsident wurde nach eigenen Angaben vom US-Dokumentenleak überrascht. Die USA hätten ihn nicht informiert. Selenskyj sprach von einer „unangenehmen Angelegenheit“. Mehr hier.
  • Russland will ukrainische Saboteure auf der Krim festgenommen haben: Die Saboteure sollen laut FSB Angriffe auf die Infrastruktur und die politische Führung der Krim geplant haben. Zuletzt kam es vermehrt zu Sabotageakten auf russisch kontrolliertem Gebiet. Mehr hier. 
  • Moskau wirft Ukraine Drohnen-Anschlag auf den Kreml vor: Russland hat der Ukraine einen versuchten Anschlag auf Kremlchef Wladimir Putin vorgeworfen und mit Gegenmaßnahmen gedroht. In der Nacht zu Mittwoch seien zwei Drohnen zum Absturz gebracht worden, die auf das Kreml-Gelände zugeflogen seien, teilte das russische Präsidialamt mit. Putin sei unverletzt geblieben. Kiew wies die Vorwürfe zurück. Mehr in unserem Liveblog.
  • Mehr als 30 Ermittlerinnen und Ermittler der Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt, des Bundeskriminalamts und des Landeskriminalamts Hamburg haben am Mittwoch im Hafen der Hansestadt eine mutmaßliche Oligarchen-Jacht durchsucht. Das Ermittlungsverfahren richte sich „gegen einen Unternehmer aus der Russischen Föderation wegen des Verdachts des Verstoßes gegen das Außenwirtschaftsgesetz“, teilten Generalstaatsanwaltschaft und BKA mit.
  • Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj ist zu einem Überraschungsbesuch in Finnland eingetroffen. Der finnische Präsident Sauli Niinistö begrüßte ihn am Mittwoch in Helsinki, wie Aufnahmen des finnischen Rundfunksenders Yle zeigten. Nach Angaben des finnischen Präsidentenbüros wollten Niinistö und Selenskyj unter anderem über den ukrainischen Verteidigungskampf gegen den russischen Angriff und die finnische Unterstützung für das Land sprechen.
  • Die ukrainischen Behörden haben in der vor knapp sechs Monaten zurückeroberten Großstadt Cherson im Süden des Landes eine komplette Ausgangssperre für das Wochenende angekündigt. „Im Verlauf dieser 58 Stunden ist es verboten, sich auf den Straßen der Stadt zu bewegen und zu befinden“, teilte Militärgouverneur Olexander Proskudin am Mittwoch bei Telegram mit.

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