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Ein Wagner-Söldner im Training mit belarussischen Soldaten, nahe Ossipowitschi.

© REUTERS/VOEN TV/Belarusian Defence Ministry

Ukraine-Invasion Tag 506: Unangenehme Aussichten für ukrainische Streitkräfte

Wagner-Söldner bilden Soldaten in Belarus aus, erstes Prigoschin-Foto seit Aufstand aufgetaucht, Ukraine verlegt Weihnachtsfest. Der Überblick am Abend.

Für die ukrainischen Soldaten sind es unangenehme Aussichten. Jede russische Verteidigungsposition, die sie erobern, wird einige hundert Meter weiter im besetzten Gebiet neu errichtet. Das berichtet ein ukrainischer Kommandeur im Gespräch mit der „New York Times“: „Sie bauen ihre Defensivlinien immer noch aus“, sagt er (Quelle hier).

Das passt zu dem, was der Militärexperte Gustav Gressel aus der Ukraine berichtet (siehe Interview unten). Noch immer verminten die Russen weitere Landstriche. Das Szenario, dass die Ukrainer nach einem Durchbruch der russischen Verteidigungsstellungen weitgehend freie Bewegung bis zur Küste des Asowschen Meeres haben würden, wird so wohl eher nicht eintreten. Ein Hoffnungsschimmer ist die frisch gelieferte Streumunition aus den USA. Sie kann durch die weiträumigen Explosionen sowohl Minenfelder durchlässiger machen als auch Schützengräben erobern helfen. Vielleicht kommt die umstrittene Munition damit genau zur richtigen Zeit. 

Die wichtigsten Nachrichten des Tages

  • Putin berichtet von Angebot an Wagner-Söldner: Der russische Präsident schildert gegenüber der russischen Zeitung „Kommersant“ seine Version des Gesprächs mit Söldner-Chef Prigoschin. Ein Angebot zum Weiterkämpfen in der Ukraine lehnte der offenbar ab. Mehr hier.
  • Foto zeigt Prigoschin in Unterhose auf Feldbett: Seit dem Putsch gegen Putin war Wagner-Chef Prigoschin abgetaucht. Nun ist er erstmals wieder zu sehen - in ungewöhnlicher Garderobe. Mehr hier.
  • Kiew kann derzeit nur langsam und Stück für Stück besetzte Gebiete zurückerobern. Was das für den weiteren Verlauf der Offensive bedeutet, erklären zwei Militärexperten. Mehr hier.
  • „Auch der Feind weiß, dass wir mit dem Erhalt einen Vorteil haben“: Kiew hat die umstrittene Streumunition aus den USA erhalten. Experten halten die von vielen Nationen geächtete Waffe für taktisch bedeutsam. Mehr hier.
  • „Wir haben unsere Quellen, in den Büros eng bei Putin“: Der Chef des ukrainischen Militärgeheimdienstes gibt Einblicke in die Spionageaktivitäten der Ukraine gegen Russland. Derzeit sei man dabei, den Informationskrieg zu gewinnen. Mehr hier.
  • Söldner der Wagner-Gruppe bilden Soldaten in Belarus aus. Das teilt das Verteidigungsministerium in Minsk mit. „Die Kämpfer fungieren als Ausbilder in einer Reihe militärischer Disziplinen“, heißt es in einer Mitteilung. Trainiert werde in der Nähe der Stadt Ossipowitschi südlich der Hauptstadt Minsk. Mehr in unserem Liveblog.
  • Die von Russland angegriffene Ukraine hat eine ungenügende internationale Finanzierung der für dieses Jahr geplanten Projekte für den „schnellen Wiederaufbau“ beklagt. Von erwarteten umgerechnet rund 12,5 Milliarden Euro seien erst knapp 3,5 Milliarden Euro bereitgestellt worden, sagte Finanzminister Serhij Martschenko gemäß einer Mitteilung vom Freitag. 
  • Die ukrainischen Streitkräfte haben nach eigenen Angaben bei ihrer Gegenoffensive weitere Geländegewinne an der Südfront erzielt. Die ukrainischen Truppen seien im Verlauf dieser Woche 1,7 Kilometer weit in Richtung Süden und Südosten vorgestoßen, teilte Oberst Mykola Urschalowitsch von der Nationalgarde am Freitag mit. 
  • Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hat der Ukraine eine dauerhafte Unterstützung mit Waffenlieferungen wegen des russischen Angriffskriegs zugesichert. Deutschland leiste nach den USA schon jetzt „die größte Unterstützung auch in militärischer Hinsicht“, sagte Scholz bei seiner Sommer-Pressekonferenz am Freitag in Berlin. Auf Grundlage bisheriger Beschlüsse würden ab dem Beginn des Krieges bis zum Jahr 2027 insgesamt bis zu 17 Milliarden Euro für Waffenlieferungen an die Ukraine aufgewendet. Scholz bekräftigte zudem, dass er trotz des andauernden russischen Angriffskrieges auf die Ukraine weiterhin mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin im Gespräch bleiben will.
  • Die Ukraine hat das bisher vor allem am 7. Januar gefeierte orthodoxe Weihnachtsfest auf den 25. Dezember verlegt. Am Freitag stimmte eine deutliche Mehrheit im Parlament für diese Neuerung. Ziel des von Präsident Wolodymyr Selenskyj eingereichten Gesetzes sei die „Loslösung vom russischen Erbe“, hieß es. 
  • Der Kreml zieht eine Legalisierung privater Militärfirmen und insbesondere der Söldnertruppe Wagner in Betracht, deren Existenz nach russischem Recht bislang nicht erlaubt ist. „Rechtlich betrachtet existiert die private Militärfirma Wagner nicht und hat auch nie existiert“, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow am Freitag vor Journalisten. Es handele sich um eine „komplexe“ Frage, die geprüft werden müsse, sagte Peskow.
  • Der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba hat sich mit den Ergebnissen des kürzlichen Nato-Gipfels in Vilnius zufrieden gezeigt. „Wir haben die psychologische Barriere überwunden und ich sehe, dass man die Ukraine real als Mitglied der Nato betrachtet“, sagte der Chefdiplomat am Freitag in einem Interview des ukrainischen Fernsehens. 
  • Russland will trotz gemeinsamer Teilnahme mit den USA an der Asean-Konferenz in Jakarta die Gelegenheit für bilaterale Gespräche nicht nutzen. Russlands Außenminister Sergej Lawrow habe keine Pläne, Vertreter der US-Regierung zu kontaktieren, kündigt seine Sprecherin Maria Sacharowa an.
  • Die ukrainische Luftwaffe hat nach eigenen Angaben in der Nacht 16 Angriffsdrohnen der russischen Streitkräfte abgeschossen. „Die Russen haben die Ukraine mit 17 im Iran hergestellten Angriffsdrohnen vom Typ Shahed-136/131 aus südöstlicher Richtung angegriffen“, hieß es in einer Online-Erklärung der Luftwaffe vom Freitag.
  • Nach der Kritik des inzwischen abgesetzten russischen Generals Iwan Popow an der Kriegsführung in der Ukraine sehen westliche Experten schwere Probleme in Moskaus Kommandostrukturen. Popows Absetzung im Zuge seiner Kritik an Missständen und dem hohen Verlust russischer Soldaten bestätige, dass Moskaus Verteidigungsstellungen in der Ukraine „wahrscheinlich brüchig“ seien, hieß es in einer Analyse des US-Instituts für Kriegsstudien (ISW) vom Donnerstag. Die Experten verwiesen auf ihre früheren Einschätzungen, nach denen die russischen Streitkräfte keine Reserven etwa für Rotationen hätten.
  • Der in der Ukraine getötete AFP-Journalist Arman Soldin ist posthum in die Ehrenlegion aufgenommen worden. Per Dekret des Präsidenten werde Soldin zum Ritter der Ehrenlegion ernannt, hieß es in der Nacht zum Freitag im französischen Amtsblatt. Es handelt sich um die höchste Auszeichnung in Frankreich.

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