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Die polnisch-ukrainische Grenze.

© Alamy Stock Photo/Alamy

Ukraine-Invasion Tag 632: Zehntausende Ukrainer versuchen, dem Kriegsdienst zu entfliehen

Russland und Nordkorea vertiefen Partnerschaft, mehr als 2400 ukrainische Kinder nach Belarus verschleppt, Ukraine meldet „erfolgreiche Einsätze“ am Ostufer des Dnipro. Der Überblick am Abend.

Viele männliche Ukrainer nehmen beträchtliche Gefahren auf sich, um dem Kriegsdienst im Land zu entfliehen. Die britische „BBC“ berichtet nun von Fällen, in denen Männer über den als gefährlich geltenden Grenzfluss Tisa nach Moldau schwimmen (Quelle hier). Einige überleben die Flucht nicht. Viele andere versuchen an kaum bewachten Grenzübergängen über den Landweg zu entkommen. 

Erstmals veröffentlicht die „BBC“ auch Zahlen, um wie viele Männer es sind handelt. Von Kriegsbeginn bis Ende August 2023 flohen demnach knapp 20.000 Männer in Nachbarstaaten der Ukraine. Das geht aus Daten der Behörden von Ungarn, Moldawien, Rumänien, der Slowakei und Polen hervor. Dort können die Männer einen Asylantrag stellen. Weitere rund 20.000 Männer wurden von ukrainischen Grenzschützern beim Fluchtversuch gefasst. Wie viele Kriegspflichtige über die ukrainische Grenze zum Beispiel Deutschland oder Skandinavien geflohen sind, ist unklar. 

Von der „BBC“ zitierte ukrainische Beamte sehen in der Zahl der Flüchtlinge keine Bedrohung für die Wehrfähigkeit, dafür sei die Menge zu gering. Tatsächlich aber wiesen ukrainische Militärs in den vergangenen Wochen auf einen möglicherweise drohenden Mangel an Soldaten hin. So beklagte der ukrainische Generalsstabschef kürzlich im britischen „Economist“ (Quelle hier), dass viele Bürger sich ihrer „Verantwortung“ gegenüber dem Vaterland entziehen würden. 

Die wichtigsten Nachrichten des Tages

  • Russland und Nordkorea wollen ihre Zusammenarbeit ausbauen: Die beiden Staaten wollen gemeinsam Öl und Gas vor Koreas Küste erschließen. Russland plant zudem, die Lebensmittellieferungen auszuweiten – was Pjöngjang im Gegenzug liefert, blieb offen. Mehr hier. 
  • Über 3500 ukrainische Soldaten sind nach Angaben der Regierung in Kiew weiter in russischer Kriegsgefangenschaft. Insgesamt sei die Gefangenschaft von mehr als 4300 Ukrainern in Russland bestätigt, teilte das Ministerium für Reintegration am Freitag mit. Davon seien über 760 Zivilisten. Die Angehörigen erhalten demnach finanzielle Unterstützung vom ukrainischen Staat. Mehr im Newsblog.
  • Die russische Regierung hat eigenen Angaben zufolge am Freitag ein Verbot der LGBT-Bewegung wegen „Extremismus“ beantragt. Das russische Justizministerium habe beim Obersten Gerichtshof eine Verwaltungsklage eingereicht, „um die internationale LGBT-Bewegung als extremistisch anzuerkennen und ihre Aktivitäten in Russland zu verbieten“, hieß es in einer Erklärung des Ministeriums. Eine entsprechende Anhörung ist demnach bereits für den 30. November vorgesehen.
  • Tausende von Ukrainern, die in der Nähe der Frontlinie leben, sind nach Angaben der ukrainischen Regierung aktuell von der Stromversorgung abgeschnitten. Grund seien anhaltende russische Angriffen auf die Energieinfrastruktur. Das berichtet der britische „Guardian“ unter Berufung auf Kiews Energieministerium.
  • Seit Beginn des Krieges zwischen Israel und der radikalislamischen Hamas vor mehr als einem Monat hat die Ukraine nach Angaben von Präsident Wolodymyr Selenskyj deutlich weniger Granaten bekommen. „Unsere Lieferungen sind stark zurückgegangen“, sagte der Staatschef am Donnerstag vor Journalisten. Vor allem verwies er auf Granaten vom Kaliber 155, die von der ukrainischen Armee bei ihren Kämpfen gegen die russischen Aggressoren im Süden und Osten des Landes viel eingesetzt werden. 
  • Bislang haben nach ukrainischen Angaben 151 Frachter den im August eingerichteten temporären Korridor im Schwarzen Meer genutzt. Dabei seien 4,4 Millionen Tonnen Fracht verschifft worden, darunter 3,2 Millionen Tonnen Getreide, sagt Vize-Infrastrukturminister Jurij Waskow der Nachrichtenagentur Interfax-Ukraine zufolge. Derzeit würden 30 Schiffe in ukrainischen Häfen beladen. 22 von ihnen nähmen insgesamt 700.000 Tonnen Getreide auf, die anderen acht würden mit 500.000 Tonnen an anderen Gütern beladen. 
  • Russland hat mit der kostenlosen Lieferung von Getreide an eine Reihe afrikanischer Staaten begonnen. Insgesamt sollten 200.000 Tonnen ausgeführt werden, teilt der russische Agrarminister Dmitri Patruschew auf Telegram mit. Mehrere Schiffe hätten bereits russische Häfen in Richtung Burkina Faso und Somalia verlassen. Weitere Lieferungen nach Eritrea, Simbabwe, Mali und in die Zentralafrikanische Republik würden folgen. 
  • Die ukrainische Luftwaffe hat in der Nacht zu Freitag nach eigenen Angaben russische Drohnen-Angriffe über den Regionen Mykolajiw und Odessa im Süden abgewehrt. Auch bei Schytomyr im Zentrum und in der Region Chmelnyzkji im Westen des Landes seien Drohnen abgefangen worden, teilt die Luftwaffe mit. Neun von zehn Drohnen seien abgeschossen worden. 
  • Die ukrainische Armee hat nach eigenen Angaben das von Russland besetzte Ostufer des Flusses Dnipro nahe der südukrainischen Stadt Cherson angegriffen. „Die Verteidigungskräfte der Ukraine haben eine Reihe erfolgreicher Einsätze am linken Ufer des Flusses Dnipro entlang der Cherson-Front ausgeführt“, erklärte die ukrainische Marineinfanterie am Freitag im Onlinedienst Facebook. Dabei sei es den ukrainischen Kräften gelungen, „auf mehreren Brückenköpfen Fuß zu fassen“.
  • Mehr als 2400 ukrainische Kinder im Alter von sechs bis siebzehn Jahren sind seit Beginn des Kriegs in der Ukraine nach Belarus verschleppt worden. Die ist das Ergebnis einer Untersuchung des Humanitarian Research Lab an der Yale School of Public Health, das vom US-Außenministerium finanziert wird.

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