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Schwedische Polizei

© o/Xinhua / IMAGO/Rob Schoenbaum

Verdacht der Spionage für Russland: „Wie im Kalten Krieg“ – ein Vorstadt-Ehepaar im Visier schwedischer Ermittler

Er soll Informationen weitergegeben haben, sie soll seine Komplizin gewesen sein. Die Verdachtsfälle russischer Spionage häufen sich — nicht nur in Schweden.

Schwedische Staatsangehörigkeit, selbstständig mit einer eigenen Firma, die IT-Ausrüstung importiert, ein erwachsener Sohn an der schwedischen Universität. Auf den ersten Blick scheint nichts auffällig zu sein an dem russischen Ehepaar, dass 1997 nach Schweden ausgewandert war. So beschreiben es Berichten zufolge zumindest ihre Nachbarn.

Anfang des Monats wurde das Paar allerdings während einer brisanten Razzia mit Spezialeinheiten und Hubschraubern festgenommen. Der Verdacht: Spionage.

Das Ehepaar soll mehr als ein Jahrzehnt lang gegen die USA und Schweden spioniert haben, wie der „Guardian“ nun berichtet. Die Zeitung zeichnet nach, was den beiden vorgeworfen wird.

Berichtet worden sei über das Paar das erste Mal 2016. Damals ging es um Steuern, die offenbar nicht bezahlt wurden. Außerdem seien sie nach Kriegsbeginn in der Ukraine von lokalen Medien im Zusammenhang mit „russischen Wirtschaftsinteressen genannt“ worden.

Verbindungen zu sowjetischen Diplomaten

Ausschlaggebend war Berichten zufolge jedoch, dass die Firma des Ehepaares von einer Firma kontrolliert werde, die einem pensionierten sowjetischen Diplomaten und mutmaßlichen Oberst des russischen Militärgeheimdienstes (GRU) gehöre, der einst wegen Spionage aus Frankreich ausgewiesen worden sei.

Eine Recherche der investigativen Journalistengruppe Bellingcat deckte zudem auf, dass das Ehepaar als Eigentürmer einer Wohnung in Moskau eingetragen war.

Der Mann soll nun in Untersuchungshaft sitzen, während seine vermeintliche Komplizin und Ehefrau vorerst freigelassen wurde. Ihm werden Verbindungen mit den russischen Nachrichtendiensten und „schwere illegale nachrichtliche Aktivitäten“ vorgeworfen. Konkreter soll es um „technische Beschaffung für die russische militärisch-industrielle Industrie“ gehen.

Ungewöhnlich sei, dass es sich bei den beiden nicht um klassische Agenten handele, die verdeckt arbeiten. Beide würden ihren richtigen Namen verwenden. Der schwedische Dozent für nachrichtendienstliche Analysen, Tony Ingesson, sieht darin Parallelen zur Spionage im Kalten Krieg: „Die Art und Weise ähnelt sehr der Herangehensweise der Sowjetunion und der DDR im Kalten Krieg.“

Verdachtsfälle der russischen Spionage häufen sich

Sie sind nicht die ersten Menschen, die seit Beginn des Krieges gegen die Ukraine wegen Spionageverdachts festgenommen wurden. Erst vergangenen Mittwoch wurde ein Mitarbeiter des Bundesnachrichtendienstes inhaftiert. Auch ihm wird vorgeworfen, Informationen an einen russischen Nachrichtendienst übermittelt zu haben.

In Norwegen wurde die Armee Anfang November in erhöhte Alarmbereitschaft versetzt. Das steht auch im Zusammenhang mit vielen Verdachtsfällen der russischen Spionage. Dem Tagesspiegel sagte der norwegische Oberst Arvid Halvorsen „Die Anzahl der Aufklärungsmissionen auf dem Land und zu Wasser wurden deutlich erhöht.“

In Schweden begann im Dezember ein Prozess gegen zwei Brüder, die Staatsgeheimnisse an Russland verkauft haben sollen. Ihnen wird vorgeworfen, eine Liste aller Agenten der Schwedischen Sicherheits- und Spionageabwehrbehörde an Moskau übermittelt zu haben. Der „Guardian“ zitiert einen Geheimdienstexperten, der den Fall als den „schlimmsten, den wir in Schweden je hatten“, bezeichnet.

Ingesson, betont gegenüber dem „Guardian“, dass Russland auf die Informationen angewiesen zu sein scheint: „Russland braucht dringend sowohl politische als auch militärische Geheimdienstinformationen - und seit dem Einmarsch in die Ukraine ist es sehr viel schwieriger geworden, diese zu bekommen.“

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