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Menschen gehen im türkischen Iskenderun an den Trümmern zerstörter Gebäude vorbei.

© dpa/David Zorrakino

Verfahren beschleunigt: Mehr als 520 Visa für Bebenopfer aus Türkei und Syrien

Nach dem Beben vom 6. Februar steigt die Zahl der Visa deutlich an. Zuvor war der bürokratische Aufwand kritisiert worden. In der Unglücksregion kommt die Erde nicht zur Ruhe.

Die Zahl der deutschen Visa für Erdbebenopfer aus der Türkei und Syrien hat sich innerhalb einer Woche deutlich erhöht. Bis Freitag sind 528 Visa für Personen ausgestellt worden, die von der Erdbebenkatastrophe betroffen seien, wie eine Sprecherin des Auswärtigen Amtes auf Anfrage dem Tagesspiegel mitteilte.

Dabei handele es sich um 429 Schengen-Visa für Aufenthalte bis zu 90 Tagen sowie 99 Visa für den dauerhaften Aufenthalt in Deutschland im Rahmen des Familiennachzugs, hieß es weiter. „Die Mehrzahl der nationalen Visa wurden an syrische Staatsangehörige ausgestellt“, sagte die Sprecherin mit Blick auf die Familiennachzugs-Visa.

Voraussetzung für ein Schengen-Visum im Rahmen der Erdbebenhilfe ist, dass Kinder oder Eltern des oder der Betroffenen in Deutschland leben. Die Türkische Gemeinde in Deutschland hatte die Verfahren als immer noch zu bürokratisch und die Beschränkung auf Angehörige ersten und zweiten Grades kritisiert.

Das Leid ist dermaßen groß und die Zerstörung der Infrastruktur ist wirklich so massiv, dass auch die gesundheitliche, die humanitäre Versorgung mit dem Lebensnotwendigsten gefährdet ist.

Gerda Hasselfeldt, Präsidentin des Deutschen Roten Kreuz

Anträge werden in einer Visaanahmestelle in der Erdbebenregion in der Türkei sowie seit Dienstag auch in einem mobilen Bus entgegengenommen.

Die Erdbebenregion an der Grenze zwischen der Türkei und Syrien kommt unterdessen nicht zur Ruhe. Am Samstag traf ein Beben der Stärke 5,2 die zentralanatolische Provinz Nigde in der Türkei, wie die Erdbebenwarte Kandilli mitteilte. Das Epizentrum lag demnach im Bezirk Bor.

Kurz zuvor hatte es nach Angaben der türkischen Katastrophenschutzbehörde AFAD mehrere Beben der Stärke 4 gegeben. Angaben zu Opfern und Schäden gab es zunächst nicht.

Von syrischen Stellen wurden innerhalb von 24 Stunden insgesamt mehr als 60 Nachbeben erfasst, wie das Erdbebenzentrum des Landes am Samstag mitteilte.

Im benachbarten Irak seien zwei Beben gemeldet worden, berichtete die staatliche Nachrichtenagentur INA. Der Nachrichtenseite „Rudaw“ zufolge hatten sie eine Stärke von 4,3 und 4,0. Berichte über Opfer oder Schäden gab es auch hier zunächst nicht.

In der Region treffen zwei Kontinentalplatten aufeinander, entsprechend hoch ist die Erdbebengefahr.

Am 6. Februar hatten zwei Beben der Stärke 7,7 und 7,6 die Südosttürkei und den Nordwesten Syriens erschüttert. Darauf folgten nach türkischen Angaben mehr als 9000 Nachbeben. Die Zahl bestätigter Todesopfer in beiden Ländern stieg inzwischen auf insgesamt mehr als 50.000. Nach Angaben der türkischen Regierung sind 20 Millionen Menschen im Land von den Auswirkungen des Bebens betroffen. Für Syrien gehen die Vereinten Nationen von 8,8 Millionen Betroffenen aus.

Die Erdbebengebiete waren zunächst teilweise schwer zugänglich. Bergungsarbeiten werden aber weiter fortgesetzt, mit deren Fortschreiten steigen die Opferzahlen. Berichte über die Rettung von Überlebenden gab es in den vergangenen Tagen nicht mehr.

Fast drei Wochen nach dem schweren Erdbeben in der Türkei und in Syrien sieht das Deutsche Rote Kreuz in beiden Ländern einen anhaltenden Bedarf für Hilfe.

„Das Leid ist dermaßen groß und die Zerstörung der Infrastruktur ist wirklich so massiv, dass auch die gesundheitliche, die humanitäre Versorgung mit dem Lebensnotwendigsten gefährdet ist“, sagte DRK-Präsidentin Gerda Hasselfeldt der Mediengruppe Bayern. „Deshalb ist eben der Einsatz auch längerfristig notwendig.“ (Tsp, epd, dpa, KNA)

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