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Der demokratische Senator Joe Manchin

© dpa/AP/Alex Brandon

Verhilft ein Demokrat Trump zum Sieg?: Joe Manchin, Senator aus West Virginia, gilt als unberechenbar

Die parteiübergreifende Bewegung „No Labels“ droht damit, zur Präsidentschaftswahl einen eigenen Kandidaten aufzustellen. Bei den Demokraten läuten die Alarmglocken.

Amerika ist gespalten. Demokraten und Republikaner befehden einander. Kompromisse sind selten, Kampfabstimmungen die Regel. Wäre es nicht wunderbar, die Polarisierung ließe sich überwinden und Repräsentanten beider Parteien bildeten ein starkes Zentrum, fühlten sich der Vernunft, dem gesunden Menschenverstand und dem gesellschaftlichen Konsens verpflichtet?

Was wie ein Traum klingt, existiert als parteiübergreifende Gruppe seit 2010. Sie nennt sich „No Labels“ (Keine Etiketten) und erhebt den Anspruch, beide Lager zusammenzubringen und „Lösungen für die wirklich wichtigen Probleme“ zu finden. Im Kongress haben sich die Mitglieder der Bewegung im „Problem Solving Caucus“ organisiert. Einer ihrer Gründer ist Joe Lieberman, der im Jahr 2000 der demokratische Vizepräsidentschaftskandidat war.

Doch nun könnte aus dem Traum ein Alptraum werden. Denn „No Labels“ droht damit, bei der kommenden Präsidentschaftswahl einen eigenen Kandidaten aufzustellen, falls sich erneut Joe Biden und Donald Trump gegenüberstehen. Dieses Rennen wollten die Amerikaner nicht, heißt es zur Begründung. Sie hätten ein besseres Angebot verdient. In der Tat sind Biden und Trump wenig beliebt. Zu alt der eine, zu radikal der andere.

Trump hatte hier 42 Prozentpunkte Vorsprung vor Hillary Clinton

Joe Manchin vertritt seit 13 Jahren als Senator den Bundesstaat West Virginia. Er steht ganz weit oben auf der Liste der möglichen unabhängigen Präsidentschaftskandidaten. Kein Wunder: Der 75-Jährige, der von 2005 bis 2010 auch Gouverneur von West Virginia war, ist gewissermaßen die Inkarnation von „No Labels“.

Manchin ist Demokrat, aber konservativ, hat ebenso für die liberale Verfassungsrichterin Kentanji Brown Jackson gestimmt wie für die erzkonservativen Neil Gorsuch und Brett Kavanaugh. Er ist gegen die Ehe für alle und das Recht auf Schwangerschaftsabbruch. Sein Bundesstaat West Virginia ist seit vielen Jahren eine Hochburg der Republikaner. Bei der Präsidentschaftswahl 2016 hatte Trump hier 42 Prozentpunkte Vorsprung vor Hillary Clinton.

Ob er wirklich auf dem „No-Labels“-Ticket kandidiert, lässt Manchin noch offen, aber schon jetzt läuten bei den Demokraten die Alarmglocken. Sie befürchten, dass dessen Kandidatur in einem knappen Rennen Trump zum Sieg verhelfen würde, weil die Parteienbindung bei Republikanern stärker ausgeprägt sei als bei Demokraten. Bittere Erinnerungen werden wach an die Präsidentschaftswahl im Jahr 2000. Viele Demokraten sind überzeugt davon, dass damals Ralph Naders Kandidatur für die Grünen George W. Bush zum Sieg über Al Gore verhalf.

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