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Noa Argamani wurde am 7. Oktober entführt.

© AFP/AHMAD GHARABLI

Verschleppte Geiseln in Gaza: Das große Bangen um Noa Argamani

Noa Argamani wurde am 7. Oktober von der Hamas in den Gazastreifen entführt. Auch durch den beschlossenen Deal wird sie kaum freikommen, vermutet ihr Freund Yiftach.

Yiftach weiß nicht mehr, was er noch denken soll. Seit dem 7. Oktober hofft er, wie das ganze Land, dass die rund 240 israelischen Geiseln im Gazastreifen freikommen. Dass es ihnen gut geht, dass der Schrecken endlich ein Ende hat. Denn unter den Geiseln ist auch seine Freundin und Kommilitonin Noa Argamani, mit der er zuvor an der Ben-Gurion-Universität in der Wüstenstadt Be'er Scheva studierte.

Am Tag der brutalen Attacke der islamistischen Hamas auf Israel tanzte sie bis in die Morgenstunden auf dem Nova-Festival, bei dem mehr als 250 Menschen starben, darunter auch ein Freund von Yiftach.

Doch dann wurde Noa von Terroristen in den Gazastreifen verschleppt. Auf einem Video, das später in den sozialen Medien um die Welt ging, ist die junge Frau mit schwarzem, langen Haar auf einem Motorrad zu sehen. Sie ist umringt von Terroristen und wird von diesen gewaltsam in den Küstenstreifen verschleppt. Voll Todesangst schreit sie nach ihrem Freund, der in dem Video ebenfalls zu sehen ist und seitdem als Geisel gehalten wird.

Die Hamas wird nur Kinder unter 18 Jahren oder Mütter freilassen. Für meine Freunde gibt es keine Chance.

Yiftach, Angehöriger einer Geisel

Dass Noa wohl noch am Leben ist, zeigen weitere Aufnahmen einige Tage später: Die Bilder sollen die Studentin, die während der Hamas-Gefangenschaft 26 Jahre alt wurde, auf einem Sofa zeigen. Darauf trinkt sie eine Flasche Wasser, die Kleider sind die gleichen wie während der Entführung.

Bis zu 100 verschleppte Geiseln sollen freikommen

Am Mittwoch, nach über sechs Wochen, kam dann die vermeintlich erlösende Nachricht für Yiftach und alle Angehörigen: Es gibt ein Übereinkommen zwischen der israelischen Regierung und der islamistischen Hamas, bis zu 100 verschleppte Geiseln sollen freikommen. Gleichzeitig sollen bis zu 300 palästinensische Häftlinge aus Gefängnissen freigelassen und eine vier bis maximal zehn Tage dauernde Waffenruhe eingehalten werden.

Erste Geiseln könnten bereits am Donnerstag zurück nach Israel kommen. Die Betroffenenorganisation „Forum der Familien der Geiseln und Vermissten“ begrüßte das Abkommen. „Wir sind sehr froh, dass eine teilweise Freilassung bevorsteht“, erklärte die Organisation am Mittwoch. Bislang jedoch wisse man noch nicht genau, welche Geiseln freikommen werden. Und genau das ist Yiftachs Problem.

Denn auch er war zwar froh, als er von dem Deal hörte. Doch nur im ersten Moment. „Ich hatte nämlich auf ein viel größeres Abkommen gehofft. Ich hatte gehofft, dass viel mehr Geiseln freikommen würden“, sagt der 28-Jährige im Videotelefonat mit dem Tagesspiegel. Yiftach geht davon aus, dass Noa Argamani und ihr Partner keine Chance auf Freilassung haben.

„Die Hamas wird nur Kinder unter 18 Jahren oder Mütter freilassen. Für meine Freunde gibt es keine Chance“, vermutet er. Auch wenn es ihn selbstverständlich „hoffnungsvoll“ stimme, dass nun viele Menschen aus der Gefangenschaft der Terrororganisation freikommen, sei er keinesfalls zufrieden. Eine Erleichterung verspüre er nicht.

Immer wieder müsse Yiftach an die Eltern von Noa denken, die derzeit um ihr einziges Kind bangen. Vor wenigen Wochen habe er die Eltern im Krankenhaus besucht. Noas Mutter habe Krebs im fortgeschrittenen Stadium. Sie habe kaum Kraft gefunden zu reden, zu erschöpft sei sie gewesen. Das einzige, das sie zu Yiftach gesagt habe: „Ich möchte nur Noa, ich möchte nur Noa.“

Wann die junge Israelin freigelassen wird, könnte also auch darüber entscheiden, ob sie ihre Mutter noch einmal sehen kann. „Das einzige Kind ist in den Händen von Mördern. Ich kann nicht in Worte fassen, wie traurig es war, Noas Mutter zu treffen“, sagt Yiftach, dessen Bruder derzeit selbst als Soldat im Gazastreifen kämpft.

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