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Ein Fotograf bei der Arbeit im Gazastreifen.

© imago/ZUMA Press

Vorab über Hamas-Angriff informiert?: Journalisten-Verband fordert Aufklärung

Als Hamas-Terroristen am 7. Oktober in Israel eindringen und ein Blutbad anrichten, haben Nachrichtenagenturen wie Reuters oder AP schnell die Bilder. Ein schwerer Vorwurf steht im Raum.

| Update:

Die Nachrichtenagenturen AP und Reuters sind mit schweren Vorwürfen konfrontiert. Waren ihre Mitarbeiter im Gazastreifen vorab über den Angriff informiert und konnten deswegen so schnell Bilder liefern, als Hamas-Terroristen Israel angriffen? Die Nichtregierungsorganisation „HonestReporting“ berichtet darüber.

Demnach soll ein Fotograf namens Hassan Eslaiah, der als freier Mitarbeiter für AP tätig sei, gemeinsam mit den Terroristen der Hamas die Grenze nach Israel überquert haben. Dort soll er Bilder eines brennenden israelischen Panzers und dann auch von den Angreifern im Kibbuz Kfar Azza gemacht haben. Später soll er Bilder von der Plattform X (ehemals Twitter) entfernt haben, auf denen er selbst vor dem brennenden israelischen Panzer zu sehen war − allerdings ohne die übliche Presse-Weste oder -Helm.

Außerdem zeigt „HonestReporting“ in ihrem Bericht ein Bild, auf dem Fotograf Eslaiah gemeinsam mit dem Chef der Hamas und mutmaßlichen Kopf hinter dem Angriff vom 7. Oktober, Jahja Sinwar, zu sehen ist. Der Top-Terrorist küsst ihn auf der Aufnahme auf die Wange.

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Zwei weitere Fotografen, die anschließend internationale Nachrichtenagenturen belieferten, seien ungewöhnlich schnell vor Ort gewesen, als die Hamas-Terroristen Geiseln zurück in den Gazastreifen brachten, so der Bericht weiter. Ali Mahmud und Hatem Ali schossen zahlreiche Bilder der Entführten, die auf Zweirädern und Pick-Ups in das von der Hamas kontrollierte Gebiet gebracht wurden. Mahmud machte die Aufnahmen der inzwischen ermordeten deutsch-israelischen Geisel Shani Louk.

Reuters bestreitet kategorisch, von dem Angriff vorher gewusst zu haben

Aus der Stellungnahme der Nachrichtenagentur

Reuters hat die Vorwürfe zurückgewiesen, vorab über den Angriff der radikal-islamischen Hamas auf Zivilisten und Soldaten in Israel am 7. Oktober informiert gewesen zu sein. „Reuters bestreitet kategorisch, von dem Angriff vorher gewusst zu haben oder dass wir am 7. Oktober Journalisten bei der Hamas untergebracht haben.“

Reuters habe Fotos von zwei im Gazastreifen ansässigen freiberuflichen Fotografen erworben, die sich am Morgen des 7. Oktobers an der Grenze aufhielten. Zuvor habe die Nachrichtenagentur keine Geschäftsbeziehung zu den Fotografen unterhalten.

AP und CNN beenden Zusammenarbeit mit Eslaiah

„Die von Reuters veröffentlichten Fotos wurden zwei Stunden nach dem Raketenabschuss der Hamas auf den Süden Israels aufgenommen und mehr als 45 Minuten, nachdem Israel erklärt hatte, bewaffnete Männer hätten die Grenze überschritten“, heißt es in der Reuters-Stellungnahme. „Reuters-Journalisten waren nicht an den im HonestReporting-Artikel genannten Orten vor Ort.“

Eine Sprecherin der Agentur Associated Press (AP) sagte der Redaktion von „The Daily Wire“: „Die Associated Press hatte keine Kenntnis von den Anschlägen vom 7. Oktober, bevor sie stattfanden.“ Über das Verhältnis zu den Fotografen sagte sie demnach: „Die Aufgabe der AP ist es, Informationen über aktuelle Ereignisse auf der ganzen Welt zu sammeln, egal wo sie sich ereignen, auch wenn diese Ereignisse schrecklich sind und viele Opfer fordern. AP verwendet Bilder, die von Freiberuflern auf der ganzen Welt aufgenommen wurden, auch in Gaza.“

Um der Glaubwürdigkeit des Journalismus willen hoffe ich inständig, dass an den Vorwürfen nichts dran ist.

Mika Beuster, Bundesvorsitzende des DJV

Einem Bericht von Ynet News vom 9. November zufolge hat AP beschlossen, die Beziehungen zu Eslaiah zu beenden. "Wir arbeiten nicht mehr mit Hassan Eslaiah zusammen, der als gelegentlicher freier Mitarbeiter für AP und andere internationale Nachrichtenorganisationen in Gaza tätig war", heißt es demnach in der Erklärung. Zuvor hatte Ynet News auch berichtet, dass auch CNN beschlossen hat, die Beziehungen zu Eslaiah einzustellen, obwohl es "keinen Grund gibt, die journalistische Genauigkeit seiner Arbeit für uns anzuzweifeln".

Journalisten-Verband fordert Aufklärung

Der Deutsche Journalisten-Verband fordert eine umfassende Aufklärung durch die großen internationalen Nachrichten- und Bildagenturen. Mika Beuster, Bundesvorsitzende des DJV, sprach von „unglaublichen Vorwürfen von immenser Tragweite“.

Beuster sieht die Auftraggeber der Freelancer genauso in der Pflicht wie die Fotografen selbst. Journalisten seien unabhängige Berichterstatter und nicht Kriegsteilnehmer. „Um der Glaubwürdigkeit des Journalismus willen hoffe ich inständig, dass an den Vorwürfen nichts dran ist.“

Korrektur: In einer früheren Version dieses Artikels hieß es, dass auch die Nachrichtenagentur AFP beschuldigt wird, Fotos von den genannten Fotografen genutzt zu haben. Das ist nicht der Fall. Wir bitten, den Fehler zu entschuldigen.

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