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Kultur: Art Forum Berlin: Kunst statt Aktien?

Die Börseneuphorie ist nach den Einbrüchen der New Economy schnell verflogen. Die Anleger haben viel Geld verloren und die Aktie hat an Glanz enorm eingebüßt.

Die Börseneuphorie ist nach den Einbrüchen der New Economy schnell verflogen. Die Anleger haben viel Geld verloren und die Aktie hat an Glanz enorm eingebüßt. Angesichts der sich eintrübenden Konjunktur fragen sich viele, ob es nicht sinnvoll sein könnte, Kunst statt Aktien zu kaufen. Die Realität sieht anders aus: "Der Kunstmarkt ist ein Bereich, der bei wirtschaftlicher Baisse ebenfalls am Boden liegt", sagt Ulli Seegers vom Bundesverband Deutscher Galerien (BVDG). Die Galerien merken es bereits, berichtet der Berliner Galerist Georg Nothelfer. "Die Kunden kaufen gar nicht, stellen zurück oder stornieren."

Tatsächlich sei Kunst als Wertanlage unter Renditegesichtspunkten noch riskanter als andere Anlageformen, sagt Seegers. "Die Entwicklungen am Kunstmarkt sind noch irrationaler als das allgemeine Börsengeschehen. Wer Kunstwerke als Spekulationsobjekte betrachtet, dem raten wir, die Finger davon zu lassen." Was natürlich nicht heißt, dass man mit dem Sammeln von Kunst kein Vermögen machen kann. Langfristig gesehen sei Kunst eine der besten Anlagen, die es gibt, sagt Wolfgang Wilke, Kunstmarktexperte der Dresdner Bank. "Das haben Generationen von Fürstenhäusern bewiesen." Hinzu kommt, dass Kunst jenseits des ökonomischen Aspekts auch eine emotionale Rendite abwirft. "Kunst ist ein Genussmittel", sagt Galerist Nothelfer. "Man hat jeden Tag etwas davon."

"Kunst ist ein Leidenschaftsmarkt", drückt Wilke es aus. "Allerdings kann man die Leidenschaft nicht vom ökonomischen Umfeld trennen". Nach dem Börsencrash 1929 hätten die Menschen zwar noch Freude an der Kunst gehabt - aber eben kein Geld. Den jüngsten Einbruch erlebte der Kunstmarkt nach dem Crash der japanischen Börse Anfang der neunziger Jahre. Seit 1994 ist der Kunstmarkt wieder auf Erholungskurs. Wilke widerspricht jedoch der These, dass der Kunstmarkt nur von der Überschussliquidität der Aktienmärkte lebe. Das sei nur für Spekulanten interessant und lasse den Sammler unberührt. "Der Motor ist nicht der Aktienmarkt, sondern die wirtschaftliche Großwetterlage." Und die hat sich zurzeit merklich eingetrübt.

Das bekommen zuerst die jungen Künstler zu spüren. "Der Markt für zeitgenössiche Kunst ist volatiler und risikoreicher", sagt Wilke. In unsicheren Zeiten setzten Sammler auf Bewährtes. Wilke rät dazu, sich antizyklisch zu verhalten, das heißt, auch einmal gegen den Trend zu kaufen - aber möglichst nicht ohne sich vorher den Rat von Sachverständigen eingeholt zu haben. Das Risiko bei junger Kunst sei hoch, sagt Wilke, "dafür können aber auch die Zuwachsraten erheblich höher sein."

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