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Kultur: Ay, ay, ay!

Junge Musiker aus Bogota bei Young Euro Classic

Regierungssprecher Steffen Seibert gibt sich „beschämt“. Als Pate steht er bei Young Euro Classic vor dem Jugendsinfonieorchester Bogotá und staunt über das „Batuta“-Konzept, das allein in Kolumbien 47000 sozial benachteiligten Kindern Zugang zur klassischen Musik verschafft. Zum ersten Mal spielen die 14- bis 19-Jährigen außer Landes – und dann stehen sie gleich im Rampenlicht des Konzerthauses. Ihre Aufregung erstirbt in der Konzentration; der absolute Gestaltungswille macht ihr Musizieren eindrücklich. Mitgebracht haben sie die eher pädagogisch wertvollen symphonischen Variationen des Landsmanns Luis Fernando Franco Duque, Aram Chatschaturjans Violinkonzert und eine Filmmusiksuite des Mexikaners Silvestre Revueltas. Letztere zieht mit ihren Polyrhythmen – und zehn jungen Schlagzeugern! – dem Publikum den Boden unter den Füßen weg: Zwei Zugaben ersteht es sich, woraufhin die Kolumbianer mit Flaggen und Folklore die Bühne befeueren.

Künstlerisch am anspruchsvollsten ist das Violinkonzert: Wenn die Sponsoren mal ein gutes Werk tun wollen, spendieren sie dem Solisten Camilo Sanchéz eine neue Geige, denn die doch sehr launige Intonierung war nicht allein auf Schlampigkeit zurückzuführen. Man feiert ihn trotzdem. Und mit ihm seine Kollegen (Soloklarinette!) – sowie den Erfolg wie auch die Notwendigkeit des südamerikanischen Bildungssystems. Wie bescheiden wirken dagegen doch die einsamen Projekte Simon Rattles! Da sitzt man nun vor diesen halben Kindern und ist – beschämt. Christian Schmidt

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