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Dubravka Ugrešić (1949-2023) im Jahr 2000.

© imago stock&people

Bedeutende kroatische Schriftstellerin: Dubravka Ugrešić ist tot

Sie wurde für den Nobelpreis gehandelt, von Susan Sontag verehrt und war eine ebenso brillante Essayistin wie Romanautorin und Übersetzerin. Jetzt ist Dubravka Ugrešić mit 73 Jahren gestorben.

Die kroatische Schriftstellerin Dubravka Ugrešić ist tot. Wie kroatische Medien berichten, starb sie am Freitag nach kurzer schwerer Krankheit in Amsterdam. Die niederländische Stadt war seit Langem die Wahlheimat von Ugrešić, die 1993 nach einer medialen Hetzkampagne gegen sie und vier weitere Autorinnen Kroatien verlassen und zeitweise auch in Deutschland gelebt hatte.

Geboren 1949 im Kutina studierte sie an der Universität Zagreb Komparatistik und Russisch und arbeitete über zwanzig Jahre am dortigen Institut für Literaturtheorie. Sie übersetzte Werke von Daniil Charms und Boris Pilnjak ins Kroatische und positionierte sich in den Neunzigern gegen Nationalismus, Hass und Krieg.

Ihre Exil-Erfahrung spiegelte sich in ihren Essays sowie in ihren Romanen. Mit „Das Museum der bedingungslosen Kapitulation“ (1998) war sie international erfolgreich, „Das Museum der Schmerzen“ war fünf Jahre später ein würdiger Nachfolger. Darin startet eine kroatische Literaturwissenschaftlerin, die Zagreb wegen des Krieges verlassen hat, mit ihren ebenfalls aus dem zerfallenen Jugoslawien stammenden Studierenden ein Projekt zur Katalogisierung ihrer Erinnerungen an den jugoslawischen Alltag – ein hochemotionaler Prozess, fesselnd beschrieben.

Dubravka Ugrešić über die Susan Sontag einmal sagte, sie sei „eine Autorin, die man einfach verehren muss“, war immer wieder für den Nobelpreis im Gespräch. Zwar wurde er ihr nie zugesprochen, doch sie wurde vielfach ausgezeichnet, etwa mit dem Österreichischen Staatspreis für Europäische Literatur und dem Heinrich-Mann-Preis der Akademie der Künste, Berlin. Auf Deutsch erschienen von ihr zuletzt der Roman „Baba Jaga legt ein Ei“ (2008) und der Essayband „Karaokekultur“, in dem sie Phänomene des Digitalzeitalters sezierte. Jetzt ist Dubravka Ugrešić mit 73 Jahren gestorben. (nal)

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