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© Illustration: François Bourgeon/Splitter

Moderner Klassiker: Auf der Flucht

Die Comicsaga „Reisende im Wind“ wird fortgesetzt - zwölf Jahre nach einer gezeichneten Ankündigung ihres Schöpfers François Bourgeon. Das Ergebnis ist grandios.

Reisende im Wind, diese zwischen 1979 und 1984 erschienene Serie von François Bourgeon, war ein Meilenstein: Erstmals wurde ein Comic in den Feuilletons rezensiert. Gleichzeitig begründete die Serie ein eigenes Subgenre – den Historiencomic – und wurde zu einem Schlüsselwerk des Autorencomic, der heute als „Graphic Novel“ bekannt ist.

25 Jahre sind seit dem letzten Band vergangen, zwölf Jahre seit Bourgeons gezeichneter Ankündigung einer Fortsetzung (die im Dezember 1997 in der Zeitschrift (A Suivre) erschien und unter diesem Link zu sehen ist). Jetzt ist sie mit „Das Mädchen vom Bois-Caïman“ erschienen, zusammen mit einer Neuauflage der klassischen Bände.

Bourgeons Zeichnungen sind noch detaillierter geworden, man möchte lange auf seinen Seiten verweilen, um die Einzelheiten aufzunehmen.

Dafür sind die Dialoge immer noch etwas prätentiös, der Plot ist kompliziert und setzt eine Menge Allgemeinbildung voraus.

Diesmal sollte man sich mit der Geschichte des amerikanischen Bürgerkriegs auskennen. Mitten in den Sezessionswirren flieht die junge Isabeau Murrait von New Orleans ins Landesinnere, auf der Suche nach ihrem Bruder Nano.

Mit dem Fotografen Coustans schlägt sie sich durch die feindlichen Linien und landet schließlich auf der Plantage ihrer Urgroßmutter Isabeau de Marnaye, der Hauptfigur der ersten fünf Bände. Und die erzählt einfach ihre Geschichte weiter, die Geschichte der Eroberung der neuen Welt, gesehen mit den Augen einer Frau auf der Flucht. Die grandiose Fortsetzung eines großartigen Werks!

François Bourgeon,  Reisende im Wind, Band 6.1: Das Mädchen vom Bois-Caïman. Aus dem Französischen von Tanja Krämling, Splitter Verlag, 88 Seiten, 17,80 Euro.  Band 6.2 erscheint im April, gleichzeitig legt der Splitter Verlag die ersten fünf Bände wieder auf.

(Erschienen im gedruckten Tagesspiegel vom 28.10.2009)

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