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Die Preisträgerinnen von Angoulême.

© AFP / YOHAN BONNET

Festival International de la Bande Dessinée: Angoulême feiert Zeichner aus aller Welt

Am Sonntag endete in Frankreich das größte Comicfestival Europas. Zahlreiche Künstler aus Japan, Europa und Amerika wurden mit Auszeichnungen geehrt.

| Update:

Der Schweizer Comiczeichner Martin Panchaud ist am Sonnabend beim Comicfestival von Angoulême mit dem Preis für das beste Album ausgezeichnet worden. Er bekam die Ehrung für die französische Ausgabe seines Buches „Die Farbe der Dinge“. Der Titel ist auf Deutsch bereits 2020 erschienen und war damals von der Tagesspiegel-Jury zum besten Comic des Jahres gekürt worden.

Vogelperspektive: Eine Seite aus „Die Farbe der Dinge“.

© Edition Moderne

Die Besonderheit von Panchauds Werk: Die Hauptdarsteller seiner Bildgeschichte sind lediglich als bunte Punkte dargestellt. Mit diesen erzählt Panchaud eine bemerkenswert komplexe Geschichte in einer aus der Vogelperspektive dargestellten Infografik-Welt.

Martin Panchaud bei der Preisverleihung am Sonnabend.

© AFP / YOHAN BONNET

Im Zentrum von „Die Farbe der Dinge“ steht ein 14-jähriges, von seinen Londoner Altersgenossen gemobbtes Muttersöhnchen, das zum millionenschweren Wettgewinner wird, was eine Reihe dramatischer Entwicklungen nach sich zieht.

Zwei weitere bereits auf Deutsch vorliegende Titel wurden ebenfalls ausgezeichnet. Der Preis für die beste Comic-Serie ging an den Manga-Zeichner Shuzo Oshimi für seine Reihe „Blood on the Tracks“, die auf Deutsch bei Manga Cult erscheint. Die Reihe erzählt in ruhigen Bildern von einer Mutter-Kind-Beziehung, die auf den ersten Blick harmonisch wirkt - bis ein schreckliches Ereignis alles in Frage stellt.

Die Spanierin Ana Penyas wurde für ihr auf Deutsch unter dem Titel „Sonnenseiten“ veröffentlichtes Buch mit dem Umweltpreis des Festivals ausgezeichnet. In kunstvollen, teilweise collagierten Bildern führt sie darin vor Augen, wie der Massentourismus das Leben in einem spanischen Küstenort umkrempelt.

Junji Ito mit seiner Auszeichnung.

© AFP / YOHAN BONNET

Sonderpreise zum 50. Jubiläum des Festivals wurden an drei Stars der Manga-Szene vergeben, die in Angoulême mit Ausstellungen geehrt wurden: Hajime Isayama („Attack on Titan“), Ryōichi Ikegami („Crying Freeman“) und Horror-Zeichner Junji Itō.

Hajime Isayama mit seiner Auszeichnung.

© AFP / YOHAN BONNET

Weitere Ehrungen gingen am Sonnabend in Angoulême unter anderem an die französische Comiczeichnerin Anouk Ricard für ihr noch nicht auf Deutsch vorliegendes Buch „Animan“, das von der 80er-Jahre-Fernsehserie „Ein Fall für Professor Chase“ (Im Original: „Manimal“) inspiriert wurde, die tierische Roadtrip-Story „Une rainette en automne“ der Schwedin Linnea Sterte sowie die Erzählung „Naphtaline“, für die die Argentinierin Sole Otero von ihrer eigenen Familiengeschichte inspiriert wurde.

Die Schwedin Linnea Sterte mit ihrer Auszeichnung.

© AFP / YOHAN BONNET

Die vollständige Liste aller Ausgezeichneten findet sich unter anderem auf dem Twitter-Account des Festivals.

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Der französische Comiczeichner Riad Sattouf war bereits am Mittwochabend mit dem Großen Preis des Festivals von Angoulême für sein Lebenswerk ausgezeichnet worden. Der 44-jährige Autor der Erfolgsserie „Der Araber von morgen“ tritt damit die Nachfolge der Kanadierin Julie Doucet an.

Riad Sattouf mit dem Grand Prix von Angoulême.

© AFP / YOHAN BONNET

Bei einer Online-Abstimmung unter Branchenvertretern lag Sattouf vor der früheren „Charlie-Hebdo“-Zeichnerin Catherine Meurisse und der Amerikanerin Alison Bechdel ( „Fun Home“), die ebenfalls für den Grand Prix nominiert worden waren.

Riad Sattouf ist mit seinen Reihen „Der Araber von morgen“ und „Esthers Tagebücher“ seit Jahren einer der erfolgreichsten europäischen Comicautoren. In „Der Araber von morgen“ berichtet Sattouf mit viel Humor von seinem oft traumatischen Aufwachsen als Sohn einer französischen Mutter und eines syrischen Vaters zwischen beiden Ländern. In Kürze erscheint der Abschlussband auf Deutsch.

In „Esthers Tagebücher“ lässt er eine jugendliche Hauptfigur vom Alltag als Teenager erzählen und über Themen wie Liebe, Glaube oder Glück sinnieren. Die Episoden basieren zum Teil auf Schilderungen der Tochter einer befreundeten Familie.

Das größte Festival Europas feierte sein 50. Jubiläum

Für vier Tag lang lag der Mittelpunkt der Comic-Welt in Westfrankreich, und das zum inzwischen 50. Mal. Das größte Comicfestival Europas war am Mittwochabend eröffnet worden. Zehntausende Besucherinnen und Besucher kamen, um internationale Szene-Stars live zu erleben, Ausstellungen zu besuchen und Neuerscheinungen zu entdecken.

Ein großer Schwerpunkt lag auf einem Bereich, der auch in Deutschland in den vergangenen Jahren einen anhaltenden Boom erlebt: Manga. Neuerscheinungen aus Japan standen unter anderem im Ausstellungsbereich „Manga City“ im Zentrum.

Besucher:innen der „Manga City“, in der vor allem japanische Comics im Zentrum standen.

© AFP / YOHAN BONNET

Auch deutsche Comicschaffende bekamen in diesem Jahr einen großen Auftritt. So waren mit Jens Harder und Aisha Franz gleich zwei Berliner Zeichner:innen mit ihren Büchern auf der Shortlist für die beim Festival vergebenen Auszeichnungen für die besten Comics des Jahres.

Harder war für die Fortsetzung seiner gezeichneten Menschheitsgeschichte „Beta… civilisations“ nominiert worden, Franz für ihr Buch „Work-Life-Balance“, das einen humorvoll-kritischen Blick auf die moderne Arbeitswelt wirft.

Im Vorfeld war das Festival überschattet  worden durch eine Kontroverse um das Werk des populären französischen Zeichners Bastien Vivès, dem in einer tausendfach unterzeichneten Petition vorgeworfen wurde, in seinen Arbeiten und in Social-Media-Äußerungen Pädophilie zu verharmlosen. Ihm sollte eigentlich eine Ausstellung gewidmet werden, die wurde aber im Zuge der Kontroverse abgesagt.

Besucher:innen beim Stöbern durch Neuerscheinungen.

© AFP / YOHAN BONNET

Anfang Januar wurde gegen Vivès und zwei Verlage, die einige seiner Werke veröffentlicht haben, ein Untersuchungsverfahren wegen der Verbreitung kinderpornografischer Bilder eingeleitet, wie die Staatsanwaltschaft von Nanterre kürzlich mitteilte.

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