zum Hauptinhalt
So sehen die Schlümpfe aus der Feder des französischen Comiczeichners Tébo aus.

© Le Lombard

Neuer Look für Comic-Klassiker „Die Schlümpfe“: Facelifting in Schlumpfhausen

Schlumpfinchen ohne Stöckelschuhe und Muskelschlumpf ohne Herz-Tattoo: Eine neue Serie lädt Comiczeichner zur Neugestaltung der blauen Kobolde ein.

Von
  • Hugues Honoré
  • Ulrike Koltermann, AFP

„Sagt mal, wo kommt Ihr denn her?“, so beginnt das ohrwurmige Lied der Schlümpfe, und etwas weiter heißt es: „Sehen da alle so aus wie ihr? - Ja, wir sehen so aus wie wir.“

Demnächst werden die blauen Kobolde allerdings ein wenig anders aussehen als bisher: Der französische Comiczeichner Tébo macht den Anfang, er soll die Schlümpfe für einen im Mai erscheinenden Band neu gestalten.

Ich wollte, dass sie immer noch niedlich aussehen - und nicht nur wie alberne Comicfiguren.

Comiczeichner Tébo über seine Schlumpf-Neugestaltung

„Seit Monaten überarbeite ich die Seiten immer wieder“, sagt Tébo. „Ich wollte, dass sie immer noch niedlich aussehen - und nicht nur wie alberne Comicfiguren“.

Tébo ist der erste von mehreren Comiczeichnern, der den weißbemützten Wesen seinen Stempel aufdrücken darf. „Es ist das erste Album einer neuen Reihe, zu der wir bekannte Comiczeichner in das Universum von Peyo einladen“, teilte der Verlag Le Lombard mit.

Klassiker: So sehen die Schlümpfe ursprünglich aus, geschaffen hat sie der Belgier Peyo.

© Le Lombard

Der Belgier Peyo, gebürtig Pierre Culliford, hatte die Schlümpfe 1958 erstmals gezeichnet. Zunächst erschienen sie als Nebenfiguren in der Serie Johannes und Pfiffikus; schon bald aber gab es eigenständige Schlumpfcomics, in deren Sprachblasen das Verb „schlumpfen“ einen prominenten Platz bekam.

Bis zu seinem Tod 1992 brachte Peyo mit Unterstützung seiner Familie 16 Bände heraus. Seine Frau Nine hatte die Idee, die kleinen Gestalten blau zu färben. Sein Sohn Thierry half bei den Geschichten mit, und seine Tochter Véronique kümmert sich bis heute um die Vermarktung.

Der Verlag hält den 50-jährigen Tébo - nicht nur wegen des ähnlichen Künstlernamens - für eine gute Wahl: „Er stammt aus der Generation, für die die Schlümpfe allgegenwärtig waren, als Figuren, als Bonbons, als Tattoos“, sagt Verlagsdirektor Mathias Vincent. Der Zeichner habe auch gleich beteuert, dass er großen Respekt vor den Schlümpfen habe und sie nicht karikieren wolle.

Ein paar Details der modernen Schlümpfe hat Tébo schon verraten: Schlumpfinchen trage kein Absätze mehr, und der Muskelschlumpf sei nicht mehr tätowiert.

Der nächste Band trägt den Titel: „Wer ist dieser Schlumpf?“. Diese Frage hat in den vergangenen Jahren schon mehrfach heftige Diskussionen ausgelöst. Der französische Essayist und Romanautor Antoine Buéno hatte etwa 2011 die Theorie vertreten, dass die Gesellschaft der Schlümpfe machistische und antisemitische Züge aufweise.

„Das kleine blaue Buch“, so hieß sein nicht ganz ernst gemeintes Werk, löste einen kleinen Skandal in der Welt der Schlumpf-Fans aus. Tatsache ist, dass die blonde und bislang auf Stöckelschuhen stolzierende Schlumpfine das einzige weibliche Wesen in der sonst rein männlichen Schlumpfwelt ist - was die Schriftstellerin Nina George zu dem feministischen Aufruf inspirierte: #EntschlumpftEuch.

Auch im Kino sind die Schlümpfe populär, hier eine Szene aus dem 3D-Film „Die Schlümpfe 2“ von 2013.

© ddp images/Sony Pictures Releasi/ddp images

Der bucklige Bösewicht Gargamel mit seiner Hakennase erinnert durchaus an eine antisemitische Karikatur, zumal er ebenso wie seine Katze Azrael hebräisch klingende Namen tragen. Doch die kurze, heftige Aufregung ist längst wieder abgeklungen.

Die Schlümpfe sind nicht die einzigen, die ein Lifting verpasst bekommen. Auch Lucky Luke und Corto Maltese wurden bereits neu interpretiert. Andere Figuren wie Asterix und Obelix hingegen bleiben auch aus der Hand neuer Zeichner unverändert.

Eine Sonderrolle nehmen Tim und Struppi ein: Ihr Erschaffer, der belgische Comiczeichner Hergé, verfügte in seinem Testament, dass niemand diese Serie weiterführen solle. So blieb sein 25. Album „Tim und die Alpha-Kunst“ unvollendet.

Dass die Schlümpfe auch in der politischen Welt ihre Rolle spielen, zeigte sich 2021 im Wahlkampf, als Bayerns Ministerpräsident Markus Söder - im selben Jahr geboren wie die Schlümpfe - dem damaligen Bundesfinanzminister Olaf Scholz gesagt haben soll, er solle „nicht so schlumpfig grinsen“. Beherzigt hat der spätere Kanzler das aber offensichtlich nicht. (AFP)

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false