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„Tagesschau“-Sprecher Constantin Schreiber ist ein wahrer Lächel-Weltmeister.

© NDR/Thorsten Jander (M)

Der Abschiedsgruß von Slomka & Co.: Lächelnd geht die Welt zugrunde

Sprecherinnen und Sprecher, Moderatorinnen und Moderatoren der Nachrichten und Journale wollen das Publikum gar nicht mehr loslassen

Eine Kolumne von Joachim Huber

Es hat etwas Irritierendes. Die Sprecherinnen und Sprecher, die Moderatorinnen und Moderatoren von „Tagesschau“ bis „heute-journal“ beenden nicht einfach ihre Sendung, nein, kurz bevor sich die Kamera zurückzieht und das Studiolicht an Schärfe verliert, verabschieden sie sich, knipsen ihr Lächeln an und nehmen Zuschauerinnen und Zuschauer fest in den Blick.

Verschwörer mit dem Publikum

Es wird verschwörerisch, die Akteure vermitteln dem Publikum: Du und ich, wir haben diesen Nachrichtentag wieder tapfer bewältigt, egal, was die Katastrophen des Tages waren, wir lassen uns nicht unterkriegen. Und keine Sorge, wir bleiben an eurer Seite, komme, was da wolle.

Sympathischer Zug oder schlichte Anmache? Kann mich schwer entscheiden. Keine Sprecherin, kein Moderator muss mir persönlich kommen, mich in ihren/seinen Aktionsradius hineinziehen. Einerseits. Andererseits: Diese Kontaktaufnahme verspricht Nähe, quasi wird Vertrautheit rübergebracht, es wirkt, als würde der Zuschauer aus seiner Anonymität erlöst und sehr persönlich angesprochen. Mich würde nicht wundern, wenn ich sehr bald zum Finale von „Tagesschau“ oder „heute-journal“ geduzt würde. Zwischen uns passt kein Blatt, okay?

Wie nur soll man auf diesen Abschied der Moderatorinnen und Moderatoren reagieren? Sauer werden, wenn da jemand lächelt, obwohl die Nachrichtenlage es nicht zulässt? Auf jeden Fall ist es so, dass mich Mimik und Gestik zum Informationsschluss irritieren. Diese wenigen Sekunden der Zuwendung erscheinen als Zugabe, als Anerkennung meiner Zuschauerleistung, als Dankeschön fürs Zuhören und Zuschauen.

Die Moderatorinnen können schöner, gewinnender lächeln, gleich, ob sie Judith Rakers oder Marietta Slomka heißen. Constantin Schreiber strahlt mehr wie eine Glühbirne, die nicht runtergedimmt werden kann, Thorsten Schröder grient schulbubenhaft brav und Jens Riewas Lächeln hat einen Stich ins Mokante.

Egal, ich lächle jetzt zurück. Will nicht als Gemütsathlet, steinern, bar jeder Empathie erscheinen. Und weil keiner/keine mein Lächeln sieht, habe ich es hier aufgeschrieben.

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