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Madonna kann sie auch. Katharine Mehrling singt in der Bar jeder Vernunft. Im Hintergrund: Kontrabassist HD Lorenz.

© .Foto: Xamas/Promo

Katharine Mehrling im Konzert: Die Lieder meiner Heldinnen

Katharine Mehrlings Liederabend "Vive la vie" in der Bar jeder Vernunft ist eine Hommage an ihre musikalischen Heldinnen.

Es ist ein schöner Zug von Katharine Mehrling, ihr neues Programm „Vive la vie“ den musikalischen Heldinnen ihres Lebens zu widmen. Und ein naheliegender noch dazu. Schließlich ist Mehrling die beste Edith-Piaf- und Judy-Garland-Interpretin der Stadt. Und Chansonabende mit Liedern von Jacques Brel und Charles Aznavour gibt es wahrhaftig genug.

Dem diese Woche verstorbenen Sänger erweist Mehrling, die selbst seit 25 Jahren auf Bühnen von Berlin bis London und neuerdings auch New York steht, aber trotzdem ihre Referenz. Ganz am Ende des gut zweistündigen, bejubelten Programms in der Bar jeder Vernunft. Und das ist noch ein schöner Zug. Sie habe Aznavour einmal persönlich getroffen, erzählt sie. Backstage, bei einem Konzert im Pariser Olympia. „Er war ein Mensch, der einem wirklich in die Augen sieht – und das konnten wir beide“, ulkt die kleine Mehrling, bevor sie zu einer berührenden Version seines Klassikers „She“ ansetzt.

Den Auftakt des Damenprogramms wiederum macht eine coole Nummer von Peggy Lee, „If that’s all there is?“, die Mehrling in einer balladesken Version zu „Wenn das schon alles war?“ eindeutscht. Mit einem Medley von Gershwin- und Porter-Standards, das die vierköpfige Band von Multiinstrumentalisten im swingenden Bigband-Stil begleitet, erinnert sie an die deutsche Jazz-Sängerin Inge Brandenburg.

Tochterliebe ist ein schöner Zug

Sie sei erst vor wenigen Jahren durch den Dokumentarfilm von Marc Boettcher auf die in den Fünfzigern und Sechzigern bekannte Sängerin aufmerksam geworden, erzählt Mehrling, die nicht nur eine stimmstarke und farbenreiche Sängerin, sondern auch eine charmante Geschichtenerzählerin ist und fragt: „Wie kann das sein?“ Die Antwort liegt auf der Hand solange noch nicht mal Künstlerinnen das Andenken an Ihresgleichen pflegen.

Im Fall von Madonna, der Mehrling nach einem Ausflug zur Mexikanerin Chavela Vargas ein Medley widmet, ist das Vergessenwerden eher unwahrscheinlich. Doch so schick wie die kunstvoll verlangsamte Version von „Like a Virgin“ auch ist, durch musikalischen Reichtum besticht das Popsong-Material nun gerade nicht. Schade auch, dass der thematische Faden immer wieder flöten geht. Etwa beim Berlin-Liederblock nach der Pause. Beim Tribut an Mehrlings Mutter Grit von Osthe, die einst mit frivolen Chansons auftrat, ist er dann wieder da. Auch wenn sie Muttern bereits in früheren Programmen würdigte: Tochterliebe ist ein schöner Zug.
Bar jeder Vernunft, bis 14. Oktober

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