Einspielergebnis „Barbenheimer“ : Ein rosa Einhorn an der Kinokasse
Der Doppelstart der Blockbuster „Barbie“ und „Oppenheimer“ war finanziell ein voller Erfolg. Hollywood sollte aus den Zahlen des US-Startwochenendes lernen.
Bislang war das Schlagwort „Barbenheimer“ nur ein lustiges Sommer-Phänomen, das vor allem die Sozialen Medien inspirierte. Seit diesem Wochenende ist nun allerdings klar, dass sich der historisch einmalige Doppelstart der Blockbuster „Barbie“ und „Oppenheimer“ am vergangenen Donnerstag auch in wirtschaftlicher Hinsicht als voller Erfolg erweist.
Mit einem sensationellen Einspielergebnis von 155 Millionen Dollar am Startwochenende hat Greta Gerwig mit „Barbie“ alle Erwartungen übertroffen (90 Millionen waren vorsichtig prognostiziert worden). Auch „Oppenheimer“ spielte mit 80 Millionen Dollar doppelt so viel wie erwartet ein.
Erfolgreichste Regisseurin am Startwochenende
Dass ausgerechnet zwei Blockbuster von einer Regisseurin und einer Regisseurin, die innerhalb einer zunehmend an Franchise-Konzepten orientierten Industrie eigentlich für ein populäres Autorenkino stehen, der immer noch schwächelnden Filmbranche das viertbeste Einspielergebnis eines Startwochenendes aller Zeiten bescheren, lässt Hollywood und die Kinobetreiber aufatmen.
Die beiden letzten großen Titel der Vorwochen „Indiana Jones und das Rad des Schicksals“ und „Mission Impossible: Dead Reckoning Part One“ hatten ernsthaft geschwächelt, sodass die Studios geradezu in einem Akt der Verzweiflung auf den 20. Juli setzten. Zwar basiert auch „Barbie“ auf einem allseits bekannten Produkt, aber ein Drei-Stunden-Film, in dem Männer mit Hüten sehr viel reden („Oppenheimer“), gilt dennoch nicht als Garant an den Kinokassen.
Kinohits ohne Superhelden
Gerwig hat damit bereits den erfolgreichsten Kinostart einer Regisseurin hingelegt; sie könnte, wenn es weiter so gut läuft, auch die erfolgreichste Regisseurin der Filmgeschichte werden. Und das, im Gegensatz zu ihrer Kollegin Patty Jenkins, ohne Superheldin; zumal sich „Wonder Woman“ 2017 vor allem an ein männliches Publikum richtete.
Zwei Drittel des „Barbie“-Publikums in den USA aber waren weiblich, was den amerikanischen Warner-Boss Jeff Goldstein bereits von einem „rosa Einhorn“ sprechen ließ – sozusagen eine doppelte Unmöglichkeit.
Was das nun für die Filmbranche bedeuten könnte? Zumindest die Erkenntnis, dass sich das Kinopublikum nach anderen Filmen sehnt als das ewige Sequel- und Remake-Einerlei. Das gilt auch für Deutschland, wo „Barbie“ am Wochenende 615.000 Zuschauer:innen in die Kinos lockte – und „Oppenheimer“ immerhin 500.000.
Echte Fans gucken „Barbie“ und „Oppenheimer“
Damit ging auch das Konzept auf, dass die beiden Filme sich nicht etwa gegenseitig Konkurrenz machen, sondern sich mit ihren sehr unterschiedlichen Zielgruppen sogar ergänzen. Außerdem war das Paket an sich schon ein Teil des (Marketing-)Spektakels. Viele Cinephile haben sich am vergangenen Wochenende zu „Barbenheimer“-Doppelprogrammen verabredet – inspiriert von Greta Gerwig, die in den Sozialen Medien die Fans schon vor Wochen dazu aufgerufen zu hatte.
So schnell lässt sich dieser Erfolg sicher nicht wiederholen. Er zeigt jedoch, dass sich Hollywood etwas einfallen lassen muss, um das Kinopublikum zu halten. In der Logik eines sich verändernden Marktes sind die beiden Studios Warner und Universal schon längst keine Konkurrenten mehr, die neuen Mitwettbewerber sind vor allem die Streamingdienste.
Universal bewarb „Oppenheimer“ mit dem Satz „Exklusiv im Kino“, nachdem „Barbie“-Studio Warner in der Pandemie seinen langjährigen Stamm-Regisseur Christopher Nolan durch eine aggressive Streaminngpolitik vergrätzt hatte.
Vor dem Hintergrund der anhaltenden Streiks von Drehbuchautor:innen und Schauspieler:innen haben die Studios diese guten Nachrichten auch dringend nötig gehabt. Das gesamte Herbstprogramm hängt momentan in der Schwebe, weil ohne die Unterstützung der Stars der Werbeeffekt ihrer Filme empfindlich gemindert wird. Die Studiobosse dürften sich die Zahlen dieses Wochenendes also sehr genau ansehen. Und hoffentlich die richtigen Schlüsse ziehen.
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