zum Hauptinhalt
Garantiert mehr als zwei Grad. „A Few Degrees More“. Kuratierte Intervention im Rahmen der Ausstellung „Wien 1900. Aufbruch in die Moderne“ im Leopold Museum

© Leopold Museum / Andreas Jakwerth

Erderwärmung: Gemälde in Schieflage

Das Wiener Leopold Museum zeigt, wie sich Protest gegen den Klimawandel auch kunstverträglich organisieren lässt

Kartoffelbrei auf einem wertvollen Gemälde im Museum oder festgeklebte Aktivistenhände an Bilderrahmen helfen dem Klima wenig. Die Aktionen des vergangenen Herbstes in Potsdam und Berlin haben zwar Aufmerksamkeit erregt und die Gemüter erhitzt, allerdings mehr der gewählten Protestformen wegen und weniger wegen des bedrohlichen Klimawandels. Sie schienen vor allem wenig geeignet, eine ambitioniertere Klimapolitik zu erreichen.

Aber wenn im Wiener Leopold Museum in Wien in der Ausstellung „Wien um 1900“ plötzlich Gustav Klimts Gemälde „Am Attersee“ (1900) schief an der Wand hängt? Fast möchte man es geraderücken. Nur zwei Grad hängt es schief – und die Erläuterung auch. Die Erde darf sich nach dem Pariser Klimaabkommen nicht mehr als 1,5 Grad erwärmen, darüber sind sich die meisten Wissenschaftler:innen einig. Bei einem Temperaturanstieg von zwei Grad bis 2050 würde der mangelnde Sauerstoffgehalt den Attersees kippen lassen.

Klimts Meisterwerk ist eines von 15 Gemälden, die im Rahmen der Intervention „A Few Degrees more – Wenige Grade, dramatischer Effekt“ zwischen zwei und sechs Grad schief aufgehängt wurden, um die Aufmerksamkeit der Besucher auf den Klimawandel und die Folgen zu lenken.

Man begibt sich auf die Suche nach den nächsten „Schieflagen“ und liest mit Schaudern, was der Klimawandel für das dargestellte Motiv bedeuten würde. Aber man wird mit der Schreckensvision nicht allein gelassen. „Wie wir aktiv werden können“ gibt am Ende praktische Tipps, wie jeder einzelne etwas tun kann, um die Katastrophe abzuwenden.

Die Idee zu dieser Aktion des Leopold Museums entstand mit der Kreativagentur Wien Nord Serviceplan und dem Klimaforschungsnetzwerk CCCA (Climate Change Centre Austria), das die wissenschaftlichen Grundlagen liefert und über einen QR-Code direkt weitere Informationen anbietet. Kunstwerke werden so zu Klimabotschaftern im Museum, die Besucher aller Generationen ansprechen. Emotionale Ansprache und Neugier sind besser als Kartoffelbrei und Kleber. Nachahmung ist erwünscht und machbar, wenn sich die richtigen Partner zusammentun, etwa in Potsdam und Berlin.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false