zum Hauptinhalt
16.02.2023, Berlin: Jurypräsidentin und Schauspielerin Kristen Stewart (USA) kommt zur Eröffnung der Berlinale. Als erster Film wird die Komödie «She came to me» gezeigt. Als 73. Internationale Filmfestspiele Berlin zählt die Berlinale zu den großen Filmfestivals und dauert bis zum 26. Februar 2023. Foto: Gerald Matzka/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

© dpa/Gerald Matzka

Eröffnungsgala der 73. Berlinale: Endlich wieder roter Teppich

Die Limousinen stauen sich vor dem Berlinale Palast, der Hunger auf Glamour nach drei Corona-Jahren ist immens. Und Ukraines Präsident Selenskyj beschwört die Kraft des Kinos.

Schluss mit Lockdown, Masken und dem Verzicht auf das Bad in der Menge: Rund um den Roten Teppich vor dem Berlinale Palast drängeln sich die Schaulustigen, die Fotografen locken die Stars mit lauten Rufen vor ihr Kamera-Meer. Endlich! Das Glück steht den Berlinale-Fans ins Gesicht geschrieben.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen von unseren Redakteuren ausgewählten, externen Inhalt, der den Artikel für Sie mit zusätzlichen Informationen anreichert. Sie können sich hier den externen Inhalt mit einem Klick anzeigen lassen oder wieder ausblenden.

Ich bin damit einverstanden, dass mir der externe Inhalt angezeigt wird. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu erhalten Sie in den Datenschutz-Einstellungen. Diese finden Sie ganz unten auf unserer Seite im Footer, sodass Sie Ihre Einstellungen jederzeit verwalten oder widerrufen können.

Drei Jahre ist’s her, dass die Berlinale-Eröffnung so normal, sprich: so glamourös stattfinden konnte, diesmal nicht mit einer Autosponsoren-Flotte, sondern mit sanft schnurrenden E-Autos von Uber. Und weil Politik und Glamour auf dem Festival noch nie ein Gegensatz waren, mäandern die Gala-Gäste um die beiden Klimaaktivisten herum, die sich auf dem Teppich (aus recyceltem Material) festgeklebt haben.

Die Limousinen stauen sich: Eva Mattes, Katja Riemann und Meret Becker steigen aus, Tom Tykwer, Elyas M’Barek, Welket Bungué und Meltem Kaptan, die Hauptrollen-Gewinnerin von 2022. Und weiter: Bibiana Beglau, Maren Kroymann, Lars Eidinger, Kida Khodr Ramadan, Jessica Schwarz, Robert Stadlober, Devid Striesow ... tout le monde ist heute gekommen, zum ersten richtig großen Kulturevent, seit Corona allen öffentlichen Ereignissen den Garaus gemacht hat.

 Erste Gäste kommen zur Eröffnung der 73. Internationalen Filmfestspiele Berlinale.
Erste Gäste kommen zur Eröffnung der 73. Internationalen Filmfestspiele Berlinale.

© dpa/Soeren Stache

Die Kleiderordnung ist casual chic, wie immer in Berlin, von Jury-Präsidentin Kristen Stewart im schneeweißen Schwanen-Outfit mit schwarzen Glitzerträgern bis zu ihrem Jury-Kollegen Radu Jude im legeren Knitterhemd. Rund 290 Filme zeigt die Berlinale in diesem Jahr, im Wettbewerb konkurrieren 19 Beiträge um die Bären. Der Eröffnungsfilm läuft außer Konkurrenz, neben Joan Baez (das Festival zeigt eine Doku über sie) sorgt das Team von Rebecca Millers „She Came to Me“ mit Anne Hathaway, Marisa Tomei und Peter Dinklage für internationales Flair.

Auch Joan Baez ist gekommen. Auf dem Festival läuft eine Doku über sie.
Auch Joan Baez ist gekommen. Auf dem Festival läuft eine Doku über sie.

© AFP/RONNY HARTMANN

Glamour und Politik, Lebensfreude und die aktuellen Krisen, Ukraine, Iran, das Erdbeben, es lässt sich tatsächlich vereinen.Jasmin Tabatabai und Wettbewerbs-Regisseurin Emily Atef breiten weiße Tücher aus, „Frau Leben Freiheit“ steht darauf, auf Englisch und auf Farsi - auch Solidarität mit den Frauen im Iran kann elegant aussehen. Schreie, Blitzlichter, Autogrammjäger:innen, dazu politische Statements und euphorische persönliche Begrüßungen: Man hatte vergessen in diesen drei Dutzend Pandemie-Monaten, wie so etwas aussieht.

Die Politprominenz ist natürlich ebenfalls reichlich vertreten. Sibel Kekilli schnappt sich Robert Habeck (oder umgekehrt) für einen Schnappschuss, Lars Klingbeil, Cem Özdemir, Nancy Faeser, Franziska Giffey sind gekommen - und natürlich Kulturstaatsministerin Claudia Roth.

Die Britische Tänzerin und Schauspielerin Nikeata Thompson trägt das aufregendste Outfit bei der Berlinale-Gala.
Die Britische Tänzerin und Schauspielerin Nikeata Thompson trägt das aufregendste Outfit bei der Berlinale-Gala.

© AFP/JOHN MACDOUGALL

Im randvollen Saal begüßt das Moderatorenpaar Hadmet Tesfai und Jo Schück die Gäste zunächst mit einem kleinen Seitenhieb Richtung Regierende Bürgermeisterin: Mit der Berlinale sei es ein bisschen wie im Roten Rathaus. Man weiß noch nicht genau, was dort in den nächsten zehn Tagen passiert.

Stehende Ovationen für den zugeschalten Selenskyj

Auftritt Sean Penn. Der US-Star drehte in Kiew gerade einen Dokumentarfilm, als dort vor einem Jahr der russische Angriffskrieg startete. An diesem Freitag feiert „Superpower“ Weltpremiere auf der Berlinale. Als sein Hauptprotagonist live zugeschaltet auf der Video-Leinwand im Berlinale Palast erscheint, erheben sich die Gäste: Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj ist wie bei den Festivals in Venedig und Cannes heute der wichtigste Redner.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen von unseren Redakteuren ausgewählten, externen Inhalt, der den Artikel für Sie mit zusätzlichen Informationen anreichert. Sie können sich hier den externen Inhalt mit einem Klick anzeigen lassen oder wieder ausblenden.

Ich bin damit einverstanden, dass mir der externe Inhalt angezeigt wird. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu erhalten Sie in den Datenschutz-Einstellungen. Diese finden Sie ganz unten auf unserer Seite im Footer, sodass Sie Ihre Einstellungen jederzeit verwalten oder widerrufen können.

Das Kino kann die vierte Wand einreißen, sagt er und erinnert daran, dass Wim Wenders’ „Himmel über Berlin“ die Mauer schon überwand, als sie noch stand. Russland wolle wieder Mauern bauen und stelle die Menschen vor die Wahl zwischen Freiheit und Tyrannei. Auch die Kultur dürfe nicht dazu schweigen. „Filme können die Welt nicht verändern“, so Selenskyj, „aber sie können diejenigen inspirieren, die die Welt verändern wollen.“ Noch einmal bedankt er sich bei der Unterstützung und der Solidarität aus Deutschland.

Es folgen Solidaritätsadressen auch von Kulturstaatsministerin Roth und von Franziska Giffey. Roth möchte all den Ukrainer:innen einen Preis verleihen, die heute nicht über rote Teppiche laufen können, sondern in Kellern und U-Bahn-Stationen ausharren. Sie erinnert an die zwar gerade aus der Haft entlassenen, aber nach wie vor bedrohten iranischen Goldbären-Gewinner Jafar Panahi und Mohammad Rasoulof.

Roth sagt auch, unsere Herzen seien bei den Frauen im Iran und Afghanistan und bei den Erdbebenopfern in der Türkei und in Syrien. Und Giffey bittet darum, die Oppositionellen in Russland nicht zu vergessen, die sich unter hohem Risiko Krieg und Propaganda entgegenstellen.

Aber nun: Film ab. Rebecca Millers lakonisch-romantische Familienkomödie „She Came to Me“ passt mit ihrer zusammengewürfelten, sich munter zusammenraufenden Schicksalsgemeinschaft nicht schlecht zum Auftakt eines Festivals, das die Überwindung von Mauern zu seiner Devise erklärt hat.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false