zum Hauptinhalt
Die "Lovers Lane" an den Jersey Docks mit Blick auf das World Trade Center im Jahr 1983.

© Thomas Hoepker/Galerie Buchkunst

Ausstellung mit Bildern von Thomas Hoepker: Europäischer Blick auf die Armut und den Reichtum in den USA

Die Galerie Buchkunst in Berlin-Mitte zeigt unter dem Titel „My Way“ Arbeiten des deutschen Magnum-Fotografen Thomas Hoepker.

Ein Junge wirft eine Münze in den „The Lord's Prayer“-Automaten und schaut gar nicht hin, während eine unbekannte Schöne etwas unscharf vor sich hin strahlt – eine Momentaufnahme aus dem Jahr 1963, als der deutsche Fotograf Thomas Hoepker ganz am Anfang seiner Karriere stand. Für eine 10-Cent-Münze und eine Ein-Cent-Münze ein geprägtes Vaterunser in New York zu erhalten – Hoepker hat früh den Blick für das Wesentliche entwickelt, der seine Fotografie auszeichnet.

Thomas Hoepker, 1936 in München geboren, reiste 1963 für die Zeitschrift „Kristall“ durch die USA. Die Ausstellung „My Way“ in der Galerie Buchkunst Berlin in Mitte zeigt rund 20 Arbeiten dieser legendären Reise, die seinen Ruhm begründeten.

[Galerie Buchkunst Berlin, Oraninenburgerstr. 27, bis 20.11.]

Mit europäischem Blick schaut er auf die Armut und den Reichtum in den USA. Er fotografiert Kinder, die im Ghetto in einem Autowrack spielen, fein herausgeputzte Ladys und vor sich hinstarrende Menschen in Manhattan. Der Widerspruch zwischen der Truthahnwerbung mit der betenden Familie auf der großen Reklamewand und dem darunterliegenden Reifenladen reizt ihn ebenso wie das Meer an Werbetafeln auf den Straßen.

Selten schauen die Menschen fröhlich, eher bedrückt, und selbst die diversen Miss Rodeo blicken unter ihren überdimensionierten Cowboyhüten starr vor sich hin. Viel Zeit ist seitdem vergangen, doch vieles ist geblieben: die Religiosität, die Armut, der Reichtum.

Dies zeigt sich auch auf den sechs großformatigen Farbfotos aus dem Jahr 1983. Ein Konzert im Central Park von oben wirkt wie ein Patchworkteppich, und zwei Liebespaare an einem Straßenkreuzer vor der Silhouette der Twintowers in der Abendsonne muten heute unschuldig an. Später schoss Hoepker das ikonische Foto von diskutierenden Menschen, während im Hintergrund die Türme brannten.

„Ich bin ein Bilderfabrikant“ hat er vor fast 60 Jahren gesagt; daraus ist jedoch nie Massenware geworden. Von jedem seiner Motive gibt es nur ein paar Einstellungen. Der genaue Blick entscheidet – auch über die Qualität des Bildes. Nach einem strengen Auswahlverfahren wurde Hoepker 1989 in die Agentur Magnum Photos aufgenommen, von 2003 bis 2007 war er gar Präsident der Agentur – mehr geht nicht im Foto-Olymp.

[Wenn Sie aktuelle Nachrichten aus Berlin, Deutschland und der Welt live auf Ihr Handy haben wollen, empfehlen wir Ihnen unsere App, die Sie hier für Apple- und Android-Geräte herunterladen können.]

Es spricht für ihn, dass er nun zum 75. Geburtstag der Agentur der jungen, engagierten Galerie Buchkunst Berlin seine „My Way“-Arbeiten anvertraut – ein Raum mit Fotos, die Geschichten erzählen und zum Hinschauen einladen. 2020 ist Hoepker mit seiner Frau Christine Kruchen noch einmal den Stationen seines Roadtrips von 1963 nachgereist, daraus ist der Film „Dear Memories“ entstanden.

Hoepkers Bilder erzählen von einer Zeit, in der man Fotografien noch im Laden kaufen konnte, etwa in „Magic Joke Books“ in New York. Im Angebot: Cassius Clay, den er 30 Jahre lang fotografisch begleitete und John F. Kennedy – neben Laurel und Hardy.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false