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Roky Erickson auf dem South By Southwest-Festival 2018 in seiner Heimatstadt Austin, 17.03.2018 *** Roky Erickson live on the live at the SXSW Festival 2018 Austin 17 03 2018 Foto:xJ.xAlexanderx/xFuturexImage

© Future Image/Imago

Zum Tod von Roky Erickson: Garagepunk-Pionier Roky Erickson mit 71 Jahren gestorben

Mit seiner Psychedelic-Band 13th Floor Elevators hat Erickson den Punk beeinflusst.

Von Andreas Busche

Es grenzte an ein kleines Wunder, als vor drei Jahren Roky Erickson, in den Sechzigern ein Pionier des amerikanischen Psychedelic Rock, noch einmal auf der Bühne des brechend vollen White Trash Ballroom stand. Dies war keiner dieser routinierten Nostalgietrips, mit denen Musikerlegenden ihren Backkatalog für eine nachgewachsene Fangeneration wiederaufführen: Roky Ericksons Auftritt, angeblich der erste in Berlin seit 50 Jahren, kam einer Wiederauferstehung gleich.
Wobei das mit dem Stehen damals schon so eine Sache war. Erickson, das das tragischste Drogenopfer der US-amerikanischen Rockgeschichte, absolvierte sein Set durchgehend im Sitzen; die Gitarren reichte ihm Sohn Jegar, mit dem er zuletzt wieder regelmäßiger aufgetreten war. Ein paar Jahre zuvor hatte er mit den Folkies von Okkervil River sogar ein wunderschön fragiles Comebackalbum eingespielt, in dem das Scheppern seiner kurzlebigen, aber umso einflussreicheren Band 13th Floor Elevators nur noch verhalten anklang.
Selbst wer sich mit der Geschichte des amerikanischen Garage Rock, dokumentiert in der von Patti-Smith-Gitarrist Lenny Kaye kuratierten „Nuggets“-Anthologie, nur am Rande beschäftigt hat, kennt „You’re Gonna Miss Me“, den größten Hit der Elevators. Ein weißglühendes Teenagerdrama, das der damals 19-jährige Roky Erickson mit einer stoischen Surfgitarre und seinem markanten Heulen zum Bersten bringt. Revolutionär war auch der verstrahlt-wobbelige Sound des "Electric Jug", eines elektrisch verstärkten Tongefäßes, das dem trance-artigen Protopunk eine bewusstseinserweiternde Qualität verlieh.

Das tragischste Drogenopfer der Rockmusik

Erstmals war bei Erickson Ende der Sechziger Schizophrenie diagnostiziert worden, er zog mit Unterstützung seiner Bandkollegen, die mit Drogenexperimenten erste Erfahrungen gesammelt hatten, eine unorthodoxe Behandlung vor: Heroin. Ericksons Zustand verschlimmerte sich, auch sein Drogenkonsum. Um einer Gefängnisstrafe zu entgehen, ließ er sich freiwillig in eine psychiatrische Klinik einweisen, wo er über Jahre mit Elektroschocks behandelt wurde. In den Siebzigern galt Roky Erickson in seiner Geburtstadt Austin nur noch als eine lokale Legende, obwohl die 13th Floor Elevators auch die erste Punk-Generation in den USA beeinflusste hatte. In den Neunzigern verschwand er nach einer Reihe von schweren Rückfällen ganz aus der Öffentlichkeit. Sein Berliner Auftritt, bei dem er schon etwas tatterig und auch desorientiert wirkte, war eine Art vorweggenommenes Requiem, obwohl Erickson seiner Gitarre noch immer dieses scheppernde Fauchen entlocken konnte. An seinem Instrument blühte er noch einmal auf. Am Freitag ist Roky Erickson, der nach dem unverwüstlichen Howlin’ Wolf schönste Heuler der amerikanischen Rockmusik, im Alter von 71 Jahren gestorben.

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