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Studenten des Goethe-Instituts in Kalkutta.

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Jahresbilanz des Goethe Instituts: Die Politik greift ein

Vor massiven Herausforderungen: Die Auswärtige Kulturpolitik droht ihre Freiheit zu verlieren

Aus wirtschaftlicher Sicht ist die Sache noch einigermaßen gut ausgegangen. Die Mittel für Auswärtige Kulturpolitik werden weniger gekürzt als befürchtet. Das Goethe Institut erhält 2023 eine institutionelle Förderung von von 238,5 Millionen Euro.

Die Politik will organisatorische Reformen und Veränderungen. Das gilt aber auch für die inhaltliche Ausrichtung der kulturellen Aktivitäten im Ausland. Und das ist ein bemerkenswertes Novum, ein Eingriff: Das Parlament hat einen Betrag von vierzehn Millionen Euro gesperrt. Die Freigabe erfolgt voraussichtlich im nächsten Sommer, wenn bis dahin ein Strategiepapier für das Goethe Institut vorliegt.

Neue Wege für die Zukunft

„Überall Krisen, massive Herausforderungen“ sieht Goethe-Präsidentin Carola Lentz. Sie warnt vor einer „bedingungslosen Anpassung“ der Kulturarbeit an die Tagespolitik. Das entspricht nicht dem langfristigen Wirken des weltweiten Goethe-Netzwerks. Um Vertrauen aufzubauen und stabile Kontakte, dazu braucht es Zeit. Johannes Ebert, Goethe-Generalsekretär, sieht die Notwendigkeit, neue Wege und Konzepte zu finden, hält aber auch nichts von einer Instrumentalisierung der Kultur.

Die Differenzen zeigen sich da deutlich. Außenministerin Annalena Baerbock und Kulturstaatsministerin Claudia Roth betrachten die Kultur durchaus als Mittel und Ausdruck von Sicherheitspolitik. Keine Rede mehr von der selbständigen „dritten Säule“ deutscher Außenpolitik, wie Willy Brandt es einst formulierte und Außenminister Steinmeier fortschrieb. Das ist passé, kassiert. Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine wird auch gegen die freie, demokratische Kultur geführt.

Das Goethe-Institut unternimmt viel, um Menschen in der Ukraine zu helfen und Geflüchtete zu integrieren. Die Frage ist: Sollen seine Aktivitäten sich Richtung Osteuropa verstärken, mit neuen Instituten, sollen Niederlassungen etwa in den USA oder Frankreich aufgegeben werden? Wie umgehen mit China? Und wie weiter in Afrika und Lateinamerika?

Deutschland sucht eine neue Rolle in der Welt der Diktatoren und Autokraten. Das Kanzlerwort von der Zeitenwende deutet die Komplexität nur an. Wenn man nicht weiter weiß, wendet man sich gern an die Kultur. Sie muss frei sein, wenn sie Antworten geben soll.

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