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Kein Durchkommen mehr: Venedig leidet unter zu viel Tourismus.

© dpa/Robert Messer

Was hilft gegen die Touristenflut?: Venedig hat den Kanal voll

Venedig nimmt Eintritt. Das soll gegen den wildesten Tourismus helfen. Amsterdam wehrt sich mit einem Quiz gegen Auswüchse. Kann Berlin davon lernen?

Eine Kolumne von Rüdiger Schaper

Für Venedig müssen Tagestouristen jetzt ein Ticket lösen. Das ist mal eine gute Nachricht, auch wenn der Preis von fünf Euro zu einer symbolischen Abgabe tendiert. Um die Überflutung der schmalen Gassen durch die Menschenmassen, die von den Kreuzfahrtschiffen und vom Festland hereinströmen, wenigstens zeitweise einzudämmen, gibt es auch noch weitere Verhaltensregeln. Geführte Gruppen sind auf 25 Personen beschränkt, Lautsprecher sind dabei verboten.

Overtourism in Amsterdam

Ob das hilft? Und wer wird das auf welche Art und Weise kontrollieren? Das Ganze ist ein Experiment. Die Stadtverwaltung will verhindern, dass die Lage um San Marco, Murano und Burano „explodiert“. Abkassieren sei nicht das Ziel. Wer in Venedig im Hotel oder einer Ferienwohnung übernachtet, muss keinen Eintritt bezahlen. Für die Stadt, deren Einwohnerzahl ständig schrumpft, sind die Touristenwohnungen das nächste Problem.

Auch Amsterdam hat den Kanal voll. Overtourism zeigt sich dort in kiffenden, saufenden Horden zumeist britischer Herkunft. Ein Touri-Quiz soll online aufklären. Willst du im eigenen Auto übernachten? Denkst du an eine geführte Tour durch das Rotlichtviertel? Macht ihr Party bis in die Morgenstunden? Lauft ihr gern mit einem Bier oder Joint durch die Stadt? So lauten die Fragen. Und die Antwort: Das alles ist verboten, gibt es nicht mehr.

Eignungstest für Besucher

Dieser Eignungstest für Amsterdam-Besucher ist freiwillig. Wer durchfällt – davon muss man bei diesen Fangfragen ausgehen -, hat nichts zu befürchten und kommt trotzdem. Das Quiz informiert allerdings über die Höhe der Bußgelder, die bei Verstößen anfallen.

Was kann Berlin, das bekanntlich mehr Brücken als Venedig hat und bald mehr Kiffer als Amsterdam, da mitnehmen? Es läuft hier ohnehin anders. Ankommende am BER wundern sich schon: Ist das der Hauptstadtflughafen? Sind wir hier richtig? Der Nahverkehr bringt die nächste Lektion: Welches Ticket für welche Zone? Oder ein Anschlussfahrschein? Freundliche und zuvorkommende Kontrolleure in der Bahn sind dabei behilflich, die Grundkenntnisse zu erweitern.

Das Wegbier übrigens ist Pflicht in bestimmten Bereichen der Innenstadt, um die Warschauer und Oberbaumbrücke zum Beispiel. Das wissen die wenigsten: Wer nach Mitternacht ohne Fußpils erwischt wird, muss zur Buße einen Joint im Görlitzer Park rauchen oder wahlweise einen veganen Döner essen.

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