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Szene aus "Abseitsfalle"

© dpa

Tragikkomödie "Abseitsfalle": Kein Wunder von Bochum

In seinem neuen Film "Abseitsfalle" zeichnet Regisseur Stefan Hering mit vielen Fußballmetaphern das Drama um das Bochumer Opel-Werk nach. Das Thema ist brisant, das Drehbuch leider nicht.

Auf einem Hügel über Bochum prangt stolz das Fördergerüst der Bergbauarbeiter, das Wahrzeichen der Stadt, der Eiffelturm unter den Industriedenkmälern im Ruhrpott. Doch die Wirtschaftskrise hat die Stadt fest im Griff. Die Märkte stagnieren, der Gürtel sitzt eng, auch im Traditionsunternehmen Perla, dem fiktiven Waschmaschinenhersteller aus dem Film „Abseitsfalle“. Vierhundert Stellen sollen abgebaut werden, ein Drittel der Belegschaft – „wegrationalisiert“. In einem Konkurrenzkampf mit den übrigen Standorten in Frankreich, England und Polen sichert vermeintlich nur der Betrieb seine Zukunft, der die effizienteste, sprich rigideste Sparpolitik betreibt. Für die Mitarbeiter bedeutet das: Retten, was noch zu retten ist. Den Arbeitsplatz, die Würde, den eigenen Hals.

Doch die Gewerkschaft ruft zum Boykott auf, die vier Perla-Werke planen einen Solidarpakt, um gemeinsam gegen die geplanten Abfindungsprogramme zu stimmen. Was niemand ahnt: Die Entscheidung, den Standort Bochum zu schließen, steht schon lange fest. Das Kleinsanieren der Betriebe ist nur eine Taktik, eine „Abseitsfalle“ des amerikanischen Mutterkonzerns General Machines, um Zeit zu gewinnen für einen viel größeren Deal. Im Film von Regisseur Stefan Hering geht es um Wut. Um die Wut des kleinen Mannes, der gegen Windmühlen kämpft, gegen die Konzernleitung, ja gegen den Markt selbst, jenes nebulöse Gespenst des Kapitalismus, das durch die Flure spukt, mit den Ketten rasselt und doch nie wirklich zu fassen ist. So wird die Wut, die Verzweiflung, die Ohnmacht blind von einem zum nächsten geschoben, ohne je beim „Schuldigen“ zu landen. Verkörpert wird der Konflikt zwischen den Lagern von der karrieristischen Angestellten Karin aus der Personalabteilung (Bernadette Heerwagen) und dem renitenten Werksfußballer Mike (Sebastian Ströbel). Natürlich verlieben sie sich ineinander.

Hering trifft einen empfindlichen Nerv, sein Film folgt erkennbar dem Drama um das Bochumer Opel-Werk. Das Thema ist brisant, das Drehbuch weniger. Auch deshalb, weil die Dialoge von einer redundanten Fußballmetaphorik durchzogen sind, wobei der Arbeiterkampf auch auf dem Spielfeld ausgetragen wird, in Form der hauseigenen Fußballmannschaft im Turnier um den „Perla-Pokal“. Für ein „Wunder von Bochum“ reicht es in diesem Fußballmärchen aber nicht. In diesem Sinne: Foulspiel. Rote Karte. Platzverweis!

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