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Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin führt den russischen Krieg auf allen Medienkanälen.

© dpa/Uncredited

Kriegsfilme von Prigoschin: Der russische Rambo

Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin ist nicht nur Koch und Öl-Oligarch, sondern auch Filmproduzent. Seine Filme verraten viel über das neue Russland.

Von Andreas Busche

In den 1980er Jahren schickte Hollywood John Rambo nach Vietnam, um einen Krieg zu gewinnen, den Amerika zehn Jahre zuvor verloren hatte. Kino und Krieg formieren seit Beginn der Bewegtbildproduktion eine schlagkräftige Allianz, um die Geschichtsschreibung nachträglich zu korrigieren – oder präventiv ein Narrativ zu festigen.

Die Filme, die das Filmstudio Aurum Production, an dem Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin finanziell beteiligt ist, in den vergangenen Jahren produzierte, sind auf den ersten Blick ideologiefrei. Erst recht im Vergleich mit der patriotischen, waffenstarrenden Kriegspornografie, die Hollywood-Regisseure wie Michael Bay oder Peter Berg in den Jahren von Amerikas „Krieg gegen den Terror“ bedienten.

Prigoschin ist genotypisch ein Oligarch (und Schwerverbrecher), kein Ideologe. Seit seinem Marsch auf Moskau am vergangenen Wochenende wird immer offensichtlicher, welchen Zweck Filme wie „Turist“ von 2021, der den Wagner-Einsatz in Mali (am Beispiel eines anonymen afrikanischen Landes) nachstellt, oder „The Best in Hell“, ästhetisch eine Mischung aus Videospiel und Waffenshow, eigentlich erfüllen. Es sind Rekrutierungsvideos, die auf dem russischen Markt seit ein paar Jahren ziemlich erfolgreich sind.

Drehbuch vom Wagner-Söldner

Sie haben ganz sicher auch ihre Fans in den russischen Gefängnissen, in denen Prigoschin seit Beginn der Volloffensive neue Mitglieder anwerben durfte. „The Best in Hell“, den man auch untertitelt im Netz findet, hatte seine Premiere im vergangenen Oktober kurz nach den Schlachten um Mariupol und Bachmut; das Drehbuch stammt von dem Wagner-Söldner Aleksey Nagin, der „am 22. September heroisch starb, als er die Interessen Russlands beschützte“, wie es im Film heißt.

Der Krieg in der Ukraine hat die tiefsten Abgründe der russischen Gesellschaft sichtbar gemacht. Der ehemalige US-Sicherheitsberater H.R. McMaster bezeichnete dieses Genre von Actionfilmen kürzlich als „die neue Generation russischer Kriegsführung“. Das Kino ist per se anfällig für Propaganda, weil die Deutungsmacht des Bildes und wirtschaftliche Interessen meist schlechte Partner sind.

Die Kultur ist da, wo es um Zehntausende von Menschenleben geht, natürlich nur ein Kollateralschaden. Aber sie wird sich von Putins Krieg so schnell nicht wieder erholen. Warum, das zeigt auch „The Best in Hell“. Auf den Festivals in Cannes und Venedig sind russische Filme heute verschwunden. Sie werden nun in China gefeiert.

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