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Die Lautten Compagney ist gerne unterwegs

© Foto: Ida Zenna

Lautten Compagney Berlin: Sehnsucht nach Hawaii

Schlager und Barockmusik in wildester Mischung: ein ungewöhnlicher Konzertabend der Lautten Compagney

Von Tye Maurice Thomas

Die Südsee: Sonne, Meer und palmengesäumte Strände! Bei diesem Postkartenidyll denkt man nicht sofort an Barockmusik – aber genau dorthin entführt die Lautten Compagney im Pankower „Theater im Delphi“. In der ungezwungenen Atmosphäre des ehemaligen Kinos sorgen die sonst als Spezialisten für Alte Musik geltenden Musiker:innen, für kurzweilige und amüsante Unterhaltung, ergänzt durch Saxophon und Percussion.

Das Programm des Konzerts ist so bunt wie die knalligen Hawaii-Hemden der Aufführenden und steht dennoch im Zeichen europäischer Sehnsüchte: „Reif für die Insel“ des Liedermachers Peter Cornelius und der Evergreen „La Paloma“ sind ebenso vertreten wie die „South Sea Ballad“ aus John Gays „The Beggar's Opera“ von 1728.

Pink Panther trifft auf Henry Purcell

Der Cellist Bo Wiget, der den Abend auch moderiert, verfremdet in seinen Arrangements gekonnt Schlager wie „Junge, komm bald wieder“ mit Zitaten aus Händels „Wassermusik“. Das transparente Klangideal der Alten Musik harmoniert dabei erstaunlich gut mit modernem Sound. Die Jig aus Henry Purcells „Abdelazer“ von 1695 wird für die neun Musikerinnen und Musiker zum rhythmischen Fundament, über dem verschiedene Instrumente improvisieren, beispielsweise das Saxophon, und zwar Mancinis „Pink Panther“-Thema.

Dass so die Südsee geographisch bald aus dem Blickfeld gerät, tut der Begeisterung des Publikums am Dienstag keinen Abbruch. Der Tenor Mirko Ludwig pendelt mit schlanker Stimme mühelos zwischen den musikalischen Stilen. Annette Humpes „Monotonie in der Südsee“ liegt ihm ebenso wie Purcells zartes „One charming Night“.

Was die beworbene Transkulturalität angeht, bleibt der Abend unter seinen Möglichkeiten. Die im Vorfeld angekündigten Ukulelen und Muschelhörner kommen nur als Gag zum Einsatz. Dabei spielen Muschelhörner, so genannte Conchs, als Blaskapellen, bis heute in Ozeanien protestantische Kirchenlieder. Hier hätte es interessante Möglichkeiten für Arrangements gegeben, ebenso für die Ukulele, die um 1880 auf Hawaii entwickelt wurde.

Dem Anspruch, mit dem Klischee glücklicher Inselbewohner in der Südsee zu spielen, wird der Abend deshalb nur teilweise gerecht. Bei aller Unterhaltung wären einige historische Informationen in der Moderation dann doch hilfreich gewesen. So entsteht oft der Eindruck, die Klischees würden eher zelebriert als hinterfragt

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