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Durch ein Einschussloch ist ein zerstörtes Haus in Butscha bei Kiew zu sehen.

© dpa / Kay Nietfeld, dpa

Tagesspiegel Plus

Lyrik und Krieg : Die Verbrechen von Butscha in Reimform

Gedichte über das Grauen: Der ukrainische Kulturminister fordert seine Landsleute auf, den Krieg zu besingen. Auch Rilke und Hölderlin haben es versucht. Ein Essay.

Von Norbert Hummelt

Eigentlich hatte er gerade eine Schreibblockade. Mit den Elegien, die er Anfang 1912 auf dem Schloss Duino an der Adria begonnen hatte, ging es nicht voran. Aber sobald im August 1914 der Krieg ausgebrochen war, fühlte sich Rilke zu neuen Taten bereit. „Zum ersten Mal seh ich dich aufstehn / hörengesagter fernster unglaublicher Kriegs-Gott“, hebt, im Ton Hölderlins, dessen Oden und Hymnen er damals las, der erste seiner „Fünf Gesänge“ an; „Heil mir, daß ich Ergriffene sehe“ der zweite. Zum Glück hörte er damit bald wieder auf.

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