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Berliner Rapperin Nura 

© Universal

Neues Album von Nura: Für die Vibes und gegen den Hass

Die Berliner Rapperin Nura kämpft auf ihrem dritten Album gewohnt selbstbewusst gegen rassistische und sexistische Anfeindungen – und zeigt dabei musikalische Vielseitigkeit. 

Von Robin Schmidt

„Alle deine Bro’s sind in meinen DMs / Wen nennst du hier Hoe? / Pass auf, dass ich nicht leake“, rappt Nura in „Sidebitch“, einem Song ihres neuen Albums „Periodt“. Wenn die Berliner Rapperin ihre Instagram-Direktnachrichten öffnet, öffnet sie ein Fass ohne Boden. Sexistische Kränkungen wie „halbnackte Prostituierte“, Anfragen à la „Könntest du für 30 Euro eine Sprachnachricht schicken, wo du sagst: bitte schluck dein Sperma für mich?“ oder üble rassistische Beleidigungen gehören in ihren Nachrichten ebenso zum Alltag wie Todesdrohungen: „Du kleine Hure, wir verbrennen dich, dann ficken, dann töten.“

Es ist kein Geheimnis, dass soziale Netzwerke mit großer Nutzerbasis problematischen Inhalten eine Plattform bieten. Nura hat sich deshalb vor einiger Zeit entschieden, keinen privaten Content mehr bei Instagram zu teilen. Hauptsächlich soll es auf dem Kanal um ihre Arbeit als Schauspielerin und Rapperin gehen. Resignation gegenüber übergriffigen Männern? Mitnichten. Vielmehr dürfte es der Anstoß gewesen sein, diese Erfahrungen musikalisch zu verarbeiten. Nura lässt sich nicht den Mund verbieten. Ihr am Freitag erscheinendes Album „Periodt“ (Universal) beweist das.

Tiefdunkles Blut. Ihr Blut. Periodenblut. Nura kniet nackt und bis zum Hals beschmiert in einer riesigen roten Lache. Allein das Cover ist eine Ansage an all jene männlichen Geschöpfe, die falsche Rollenbilder im Kopf haben und sich Frauen am liebsten hinter den Herd wünschten.

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Genau diese Darstellung greift Nura auch im Video zur Single „Eine gute Frau auf“. Sie rappt: „Raus aus dem Bett, a-a-ab in die Küche / Wegen Feminismus ging meine letzte Ehe in die Brüche / Bi-Bitch, ich zahl‘ keinen Unterhalt, auch wenn du sagst, ich müsste / N-n-na-, nach dem dritten Kind ging es bergab wie deine Brüste“.

Hägi hat alle Tracks produziert

Gleich im Opener „Kreislaufkollabs“ rechnet Nura dann mit der noch immer männerdominierten Rap-Szene ab. Stilistisch rappt Nura in dem Song nicht nur, sondern spricht manche Gedanken einfach in Freestyle-Manier aus. Zur Not funktioniert das auch ohne jeglichen Reim, wenn es der Aussage dient: „Jeder Pimmel-Rapper sieht gleich aus / Höchstens duschen vor der Show / Dieselben Drecks-Designer anhaben, dieselben Kack-Autos fahren – individuell ist anders“.

Auch in „Spielplatz“ arbeitet sie sich an Rappern ab, die mit Vollplayback auf der Bühne stehen. „Sternzeichen NRW / Ich kotze, wenn ich Rapper seh‘ / Zücke aus meinem Dekolleté eine Dose Pfefferspray“. Es gibt einige Anspielung auf die deutsche Hip-Hop-Historie. So Nura greift etwa eine populäre Textzeile von Kool Savas aus dessen Song „King of Rap“ auf.

Während Savas einst rappte „Ich will Rap regieren wie Torch, dein Flow ist leider weak, Horst / Ruf mich vor der Arbeit an, ich battle dich in Shorts“, formt Nura daraus folgendes Statement: „Haut braun, Augen rot, Pussy pink / Ruf mich vor der Arbeit an, ich battle dich auch ungeschminkt“.

Dass Nura Haltung hat, zeigt sie bereits seit 2016, als sie mit SXTN – gemeinsam mit Juju – auf dem Chartradar aufploppte. Sie rappte Zeilen wie „Ich ficke deine Mutter ohne Schwanz / Ich rauch’ dein ganzes Leben in nem Blunt / Jeder Hater ist ein Klick mehr / Du bist nicht mehr als ein Fick wert“. Songs hießen „Frischfleisch“ oder „Jetzt sind die Fotzen wieder da“. Nura liebt es, zu polarisieren. Doch das ist nur die halbe Wahrheit.

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Immer wieder erklärte sie, dass sie sexistische Zeilen vor allem als Selbstermächtigung nutze. Sätze wie „Jetzt sind die Fotzen wieder da“ seien genau jene Sprüche, die Hater ihr ständig reindrückten. Wie will man Nura noch beleidigen, wenn sie selbst diese Worte verwendet? Ihre Instagram-Nachrichten zeigen leider, dass das geht.

Nura behandelt auf „Periodt“ aber auch andere Themen. In „Ertrunken“ beispielsweise erzählt sie von unermüdlich kreisenden Gedanken im Kopf, in „Obsessed“ vom Ende einer Beziehung und dem Versuch, diese noch zu retten.

Dass sich Nura mit Hägi auf einen einzigen Produzenten für das gesamte Album festgelegt hat, bedeutet nicht, dass es einen einheitlichen Sound zu hören gibt. Teilweise hypnotische und wuchtige Trap- und Drill- Instrumentals markieren die Basis, Songs wie „Für die Vibes“ oder „Mach keine Szene“ sind dagegen deutlich elektronischer geraten, gehen in Richtung House.

Und dann wäre da noch „Diego“. Welcher Diego? Na der, der jede Frau liebt – egal welchen Körperbau sie hat. Ein echter Gentleman eben. Nura besingt ihn in diesem Song. Es besteht also durchaus Hoffnung.

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