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Sopranistin Fatma Said ist Artist in Residence am Konzerthaus.

© James Bort

Opern und Konzerte in diesem Winter in Berlin: Festivals der tollen Töne

In der dunklen Jahreszeit bieten Berlins Opernhäuser und Orchester viele Highlights: spannende Festivals, spritzige Silvesterkonzerte - und einen lustigen „Holländer“. Ein Überblick.

Was für ein herrliches Gefühl: Berlins Opernhäuser und Konzertsäle laufen, nach zwei Pandemiejahren, wieder auf Hochtouren, die vertraute, luxuriöse Ratlosigkeit kehrt zurück: Gehe ich heute zu der Sopranistin in der Philharmonie, die ich schon lange mal live hören wollte, oder doch zu dem Mandolinvirtousen im Boulez Saal, der Musik von der iberischen Halbinsel erklingen lässt? Jetzt steht der Winter vor der Tür, Advent und Silvester zumal, draußen wird es kühl und früh dunkel – traditionell die bedeutendste Zeit des Jahres für klassische Musik.

Eigentlich ist der „Fliegende Holländer“ seemeilenweit entfernt von allem Humor

Die Komische Oper legt schon mal gut vor, mit einer Premiere (27.11.), die aufregend und lustig zu werden verspricht, auch wenn das Stück selbst seemeilenweit entfernt ist von allem Humor: Im „Fliegenden Holländer“ opfert sich, wie so oft bei Wagner, eine Frau, um den Titelhelden zu erlösen. Wenn der allerdings von Günter Papendell gesungen wird und Herbert Fritsch inszeniert, dürfte kein Auge trocken bleiben (seine seligen Volksbühnen-Jahre, „Murmel Murmel“ oder „Die (s)panische Fliege“ stechen immer noch alles aus, was derzeit am Rosa-Luxemburg-Platz geboten wird).

An der Staatsoper dirigiert ab 20.11. Réne Jacobs „Il Giustino“ von Antonio Vivaldi, was schon allein deshalb spannend werden dürfte, weil man den Meister aus Venedig so gar nicht als Opernkomponist auf dem Schirm hat. Die Inszenierung wird auch Teil der Staatsopern-Barocktage (2.-11.12.) sein, genauso wie Mozarts frühes Werk „Mitridate“. Schon gegen Ende des Winters, am 19.2., inszeniert am gleichen Haus der bilderverliebte Traditionalist Romeo Castellucci Richard Strauss’ „Daphne“. Auch an der Deutschen Oper gibt es eine Strauss-Premiere: „Arabella“ (18.3.) in der Regie von Tobias Kratzer. Bedeutende Wiederaufnahmen an der Bismarckstraße sind Detlev Glanerts „Oceane“ (6.1.) und Rued Langgaards in den 1920er-Jahren komponierter, als „Wiederentdeckung des Jahres“ nominierter „Antikrist“ (10.2.).

Die globalen Krisen häufen sich, jeder kann es spüren

Zwei vielversprechende Festivals, die in gewisser Weise als Antipoden zueinander verstanden werden können, bieten in diesem Winter die Berliner Orchester. Die globalen Krisen häufen sich, jeder kann es spüren. Beim Festival „Aus den Fugen“ im Konzerthaus (14.-27.11.) erklingen die Werke von Komponisten, die auf eine Welt reagiert haben oder reagieren, die nicht mehr im Lot ist. Das reicht von Johann Sebastian Bachs „Kunst der Fuge“ bis György Ligetis „Volumina“ oder Fazil Says „Gezi Park 2“. Das Gegenmittel dazu offeriert, wenn man so will, das Deutsche Symphonie-Orchester (DSO) vom 17.-26.3. mit dem Festival „Music and Healing“. Bach auch hier, Dowland, Hildegard von Bingen, Wagner („Tristan und Isolde“): Es geht nicht darum, fertige Antworten oder Lösungen zu präsentieren, sondern darum, eigene Gefühle zu vertiefen und zum Weiterdenken anzuregen.

Silvester feiert das DSO übrigens wieder mit dem Zirkus Roncalli im Tempodrom, die Berliner Philharmoniker selbstverständlich in der Philharmonie, mit Chefdirigent Kirill Petrenko und Tenorstar Jonas Kaufmann. Ebenfalls interessant zu werden verspricht ein weiteres, als „Biennale“ bezeichnetes Festival, das die Philharmoniker vom 9.-26.2. ausrichten: „Auf der Suche nach einer neuen Moderne“ über die Musik der 1950er- und 60er Jahre, im Mittelpunkt: György Ligeti, der 2023 seinen 100. Geburtstag gefeiert hätte. „Composer in Residence“ der Philharmoniker ist in diesem Winter Esa-Pekka Salonen (Uraufführung seines Konzerts für Orgel und Orchester am 19.1.), „Artist in Residence“ am Konzerthaus ist die ägyptische Sopranistin Fatma Said. Menschen aus anderen Kulturkreisen kamen immer schon nach Berlin, der Gesprächsabend „Coming to Berlin“ des Rundfunkchors (16.11.) erkundet die musikalischen Früchte dieser Immigration, mit Stücken von Carl Philipp Emanuel Bach, Ferrucio Busoni oder David Bowie.

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