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Paper Tiger Theater im Humboldt Forum im Berliner Schloss.

© Stefanie Loos | Stiftung Humboldt Forum im Berliner Schloss

Profil und Performance : Tanz-Theater-Gruppe Paper Tiger im Humboldt Forum

Programmleiter Jan Linders erklärt, was den Veranstaltungsort besonders macht.

Konventionelle Theater und Theaterräume gibt es ausreichend in Berlin, findet Jan Linders. Das Humboldt Forum möchte ihnen keine Konkurrenz machen, sondern ein eigenes Profil zeigen.

„Die Künstler:innen, die bei uns auftreten, setzen sich immer auch mit den Sammlungen im Haus auseinander, verwenden Objekte als Ausgangspunkte für neue Werke“, sagt Jan Linders, der seit Juni 2019 bei der Stiftung Humboldt Forum im Berliner Schloss Programm und Veranstaltungen verantwortet.

Eine weitere Besonderheit des Hauses: „Wir können unsere großen Säle flexibel nutzen, ohne feste Bestuhlung.“ Bei der Tanz-Theater-Performance „Revolution. Stachel im Fleisch“ des Kollektivs „Paper Tiger Theater Studio“, die am 21. April uraufgeführt wird, sitzen die Zuschauenden auf leichten schwarzen Hockern, mit denen sie sich im Raum bewegen und so ihre Perspektive wechseln können.

Nur jeweils 99 Plätze gibt es deswegen für die sieben Aufführungen, obwohl der Raum auch 300 Stühle fassen würde – denn die aktive Teilnahme des Publikums ist erwünscht.

Jan Linders hat die Gruppe Paper Tiger Theater Studio 2017 in Peking kennengelernt. In der Corona-Zeit lud er sie ein, am Humboldt Forum zu arbeiten und in Zusammenarbeit mit den Kurator:innen ein Objekt auszusuchen, das sie als Startpunkt für eine künstlerische Recherche nehmen wollten. „Damals konnten wir noch nicht in die Sammlungen gehen. Sie haben aus dem Sammlungskatalog das Rollbild ,Machang durchbricht die feindlichen Linien‘ ausgewählt.“

Eine Tänzerin der Gruppe Paper Tiger Theater Studio bei der Performance „Revolution. Stachel im Fleisch“

© Stiftung Humboldt Forum im Berliner Schloss / Staatliche Museen zu Berlin, Museum für Asiatische Kunst, Foto: David von Becker

Das Bild, dessen Provenienz zurzeit genauer erforscht wird, gibt den Anstoß für die Performance: „Es zeigt, welche Sprengkraft für die Gegenwart in einem solchen historischen Gemälde liegen kann.“ Die Rolle wurde 1759 von dem italienischen Jesuiten Giuseppe Castiglione und seinem chinesischen Team gemalt und sollte die Eroberungszüge des Kaisers Qianlong in Zentralasien feiern. Für die Theatergruppe ist es ein Anlass, die komplexen historischen Beziehungen zwischen den Kulturen künstlerisch darzustellen.

Noch eine Besonderheit kann das Humboldt Forum ausspielen, die normalen Theatern nicht zur Verfügung steht: Tagsüber kommen Tausende Besucher:innen wegen der Ausstellungen ins Haus. „Wir lassen daher die Türen zwischen Saal und Foyer offen, damit alle hereinschauen können“, sagt Jan Linders.

Bestimmt werden einige neugierig werden: Wozu dient der riesige runde silberne Tisch, was haben die Kostüme zu bedeuten, die an der Wand hängen? Kann man die anziehen? Kann man – aber dafür muss man abends wiederkommen, zu einer der sieben Aufführungen.

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