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Bergung der Gipsabguss-Sammlung in den Katakomben des Albertinums in Dresden durch die Bundeswehr. Die mangelnde Koordination wurde später von einer Kommission der sächsischen Staatsregierung kritisiert.

© Johannes Schmidt, Archiv SKD

Schutz von Kulturgütern im Krieg: Drei Offiziere der Bundeswehr machen sich Sorgen – und einen Vorschlag

In anderen Ländern gibt es im Katastrophenfall einen Plan, wie Kulturgüter zu retten sind – in der Bundesrepublik jedoch nicht. Weil das gefährlich ist, haben sich drei Offiziere zusammengeschlossen.

Ist die Bundesrepublik Deutschland darauf vorbereitet, ihre Kulturgüter im Konfliktfall in Sicherheit zu bringen? Gibt es Evakuierungspläne? Weiß die Bundeswehr, was im Ernstfall von jetzt auf gleich zu tun ist?

In der Schweiz sind solche Fragen auf kantonaler Ebene geregelt, in Frankreich gibt es dafür eine Abteilung im Generalstab – und in Deutschland? Fehlanzeige.

Aus Sorge um die Erfüllung des völkerrechtlichen Auftrags, zu dem sich die Bundesrepublik mit der Ratifizierung der Haager Konvention zum Schutz von Kulturgut in bewaffneten Konflikten von 1954 verpflichtet hat, haben sich jetzt ein Truppen- und zwei Reserveoffiziere zu einer ungewöhnlichen Aktion entschlossen.

Im Rahmen des „Kontinuierlichen Verbesserungsprogramms (KVP) in der Bundeswehr“ haben sie einen Vorschlag zum militärischen Kulturgutschutz beim Bundesamt für Infrastruktur, Umweltschutz und Dienstleistungen der Bundeswehr eingereicht.

In der Haager Konvention heißt es nämlich: „Die Hohen Vertragsparteien verpflichten sich, bereits in Friedenszeiten Dienststellen oder Fachpersonal bei ihren Streitkräften vorzusehen oder bereitzustellen, deren Aufgabe darin besteht, über die Respektierung des Kulturguts zu wachen und mit den für seine Sicherung verantwortlichen zivilen Behörden zusammenzuarbeiten.“

Die Bundeswehr verfüge über keine Kulturgutschutz-Strukturen, wie sie viele Verbündete wie die USA, Großbritannien, Frankreich, die Niederlande oder Italien hätten. „Wir sind so nicht bündnisfähig“, sagt Alexander Gatzsche, Kapitänleutnant der Reserve und einer der drei Initiatoren, im Gespräch mit dem Tagesspiegel.

Es gebe „keine ausreichenden Strukturen in der Armee, die tatsächlich den Umgang mit Kulturgut beherrschen und ihre unterschiedlichen konservatorischen Anforderungen einzuschätzen vermögen“, schreiben die Offiziere in ihrem Papier.

Sie fordern eine Integration des Themas in die Aus- und Weiterbildung, die Aufnahme von zivilem Fachpersonal in die Armee und die Schaffung einer eigenen Kulturgutschutzeinheit, wie andere Nationen sie bereits haben.

Darüber hinaus mahnen sie die auch von der Nato gewünschte Markierung von schützenswertem Kulturgut im Kartenmaterial und eine stärkere Zusammenarbeit mit zivilen Kulturgutschutz-Organisationen an.

Auf den KVP-Vorschlag aus der Truppe heraus müsse das Bundesverteidigungsministerium reagieren und den Vorschlag fachlich beraten, sagt Maximilian Kallabis, Hauptmann beim Multinationalen Korps Nord Ost in Stettin. Noch steht die Antwort aus.

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