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Jede Falte erzählt vom Schmerz. Jamie Foxx als McMillian in Haft.

© Warner

„Just Mercy“ mit Jamie Foxx: Schwarz in den USA, zum Tode verurteilt

Das Drama „Just Mercy“ zeigt den Rassismus der US-Justiz. Es nutzt einfache Mittel und ist doch sehr wirkungsvoll. Der Film ist als Download erhältlich.

Am Ende ist in „Just Mercy“ eine erschütternde Zahl zu lesen: Auf neun Hinrichtungen in den USA kommt ein zum Tode Verurteilter, dessen Unschuld nachträglich erwiesen wird und so gerade noch einem Tod durch die Giftspritze oder den elektrischen Stuhl entgeht.

Mitverantwortlich dafür, dass etliche dieser Leben gerettet wurden, ist Bryan Stevenson. Seit 30 Jahren setzt sich der Anwalt für jene ein, die zu Unrecht verurteilt wurden. Die überwältigende Mehrheit der Betroffenen ist schwarz.

Vor fünf Jahren erschien Stevensons Buch „Ohne Gnade“, in dem er von seiner Arbeit, aber auch vom alltäglichen Rassismus des US-Justizsystems berichtet. Das Buch dient als Vorlage für „Just Mercy“, der jetzt als Download verfügbar ist.

Destin Daniel Crettons Film konzentriert sich zwar auf den Fall von Walter McMillian (Jamie Foxx), der 1988 für den Mord an einer 18-jährigen Weißen zum Tode verurteilt worden war.

Es war eines der ersten Urteile, bei dem Stevenson (Michael B. Jordan) angesichts der fadenscheinigen Beweislage erzwang, dass der Fall neu aufgerollt wurde. Doch über das individuelle Schicksal hinaus beschreibt „Just Mercy“ auch strukturelle Probleme.

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Wenn der junge schwarze Anwalt nach seinem Harvard-Abschluss in den Süden kommt, muss er sich beim ersten Besuch im Gefängnis zunächst auf Waffen durchsuchen lassen – eine vollkommen unübliche Vorgehensweise.

Wie dem nackten Stevenson Tränen des Zorns in die Augen steigen, während der weiße Wärter (Adam Boyer) ihn mit einem fahlen Lächeln beobachtet, ist eine eindrucksvolle Demonstration der Machtverhältnisse.

Cretton arbeitet mit einfach Mitteln. Kameramann Brett Pawlak rückt ganz nah an die Gesichter heran, bis jede Falte von den Schmerzen erzählt, die Armut und Vorverurteilung in ihre Seelen gepflanzt haben. Gleichzeitig bleiben die Einstellungen über weite Strecken statisch, angesichts seines Themas scheut der Regisseur jedes formale Wagnis.

„Just Mercy" ist ein Film ohne Ecken und Kanten, der sich ganz auf sein Darstellerensemble verlassen kann. Zum einen auf die geballten Marvel-Power mit „Black Panther"-Star Michael B. Jordan und „Captain Marvel“ Brie Larson als Stevensons Assistentin, die die aufrichtige Empörung, die dem Projekt zu eigen ist, verkörpern.

Erstmals sind Frauen und Minderheiten in Filmproduktion gleich repräsentiert

Ins Gedächtnis gräbt sich jedoch Jamie Foxx. Der Oscar-Preisträger spielt McMillian ohne falsches Pathos, die Wut in seinem Blick hat längst ihre Glut verloren. In diesem schwachen Oscar-Jahr hätte er eine Nominierung verdient gehabt.

In einem entscheidenden Aspekt weicht Regisseur und Co-Autor Cretton allerdings vom gängigen Muster ab: „Just Mercy“ braucht – anders als etwa „Green Book“ oder „Hidden Figures“ – keine weiße Heilsfigur, um den Afroamerikanern zu ihrem Recht zu verhelfen.

Auch in anderer Hinsicht ist „Just Mercy“ beachtenswert. Erstmals wurde bei einer Studioproduktion ein inclusion rider angewandt, eine Klausel, nach der Frauen und Minderheiten vor und hinter der Kamera gleichermaßen repräsentiert sein müssen.

Diese Klausel ließ sich Michael B. Jordan, der auch als Produzent fungiert, nicht nur in seinen Vertrag schreiben. Er hatte auch maßgeblichen Anteil daran, dass Warner den inclusion rider zum Grundsatz erhoben hat, als erstes Major-Filmstudio.

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