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In erster Linie für Sportevents. Das Berliner Olympiastadion.

© dpa

Guns N' Roses im Olympiastadion: Soundfiasko bei Guns N' Roses: Wer ist schuld?

Nach dem Konzert von Guns N' Roses beschweren sich viele Fans über die miese Akustik. Woran liegt's? Am Veranstalter, am Ort oder gar am Wind?

Starke Gitarrensoli, aber mieser Sound. Heiteres Songraten, weil Sänger Axl Rose manchmal kaum zu hören war und jede Menge zornige Tweets über die „katastrophale Akustik des Olympiastadions“: Nach dem Konzert von Guns N’Roses machten sich die Fans auf allen Internetkanälen „voll gefrustet“ Luft. Mehr als 90 Euro für eine Karte bezahlt – und dann sowas. Doch sind die akustischen Bedingungen im Stadion schuld an der Misere?

"Nein", sagt Ole Nowakowski von der Presseabteilung des Stadions. Verantwortlich für einen perfekten Sound seien nun mal die Veranstalter und Produktionsfirmen selbst. Im Fall von Guns N’Roses ist dies die US-Entertainmentfirma aus Beverly Hills „Live Nations“.

Üblicherweise dauere der Aufbau für eines der Mega-Konzerte im Stadion bis zu einer Woche. „Mit ganzen Truckkarawanen kommen die an“, erzählt Nowakowski, „bauen riesige Boxentürme auf und hängen oft noch weitere Boxen ans Dach – je nachdem, wieviele sie investieren wollen.“ Entsprechend unterschiedlichen seien dann die Tonqualitäten. Guns N’Roses und Live Nations hätten sich wohl eher „mit einer minimalen Technikausrüstung begnügt“. Ole Nowakowski: „Wir geben auch in diesem Fall die Verantwortung komplett an den Veranstalter weiter.“

Wer öfter Konzerte im Olympiastadion besucht, berichtet in der Tat von großen Unterschieden. Zum Beispiel Annika Moll, Chefin des Berliner „Akustikbüros Moll“ in Zehlendorf. 2015 war die Klangexpertin bei AC/DC und weiß: „Da gab’s kaum Klagen, es war richtig klasse.“

„Dieses Dach erzeugt eventuell ungünstige Reflexionen", so Akustikexpertin Annika Moll

Bei Guns N’Roses saß Moll nun im Rang direkt gegenüber der VIP-Bühne und urteilt hart: „Es war wirklich eine schlimme Akustik.“ Vermutlich hätten die Tontechniker die „möglichen akustischen Nachteile“ des alle Ränge umfassenden, teils gläsernen Stadiondaches nicht bedacht und genügend ausgeglichen. Das Dach war 2002 bis 2004 im Zuge der Modernisierung des Stadions für die Fußball-WM in Deutschland eingebaut worden.

Annika Moll vermutet: „Dieses Dach erzeugt eventuell ungünstige Reflexionen wie Echoeffekte, das könnte sich entsprechend negativ auswirken.“ Zumal die akustischen Bedingungen in einem derart riesigen, ovalen Gebäude ohnehin je nach Sitzplatz äußerst verschieden seien und an die Tontechniker höchste Anforderungen stellten. Allerdings hatte Frontsänger Axl Rose in Berlin offenbar auch einen schlechten Tag erwischt. Manchmal nuschelte er eher ins Mikro, twitterten Fans – und wirkte wohl auch dadurch nervig leise.

Direkt vor der Bühne sowie zur Stadionmitte hin hört man nach den Erfahrungen der meisten Besucher am besten, in den Blocks rundherum kann man hingegen je nach Einsatz der Technik verzweifeln oder sich entspannt zurücklehnen. Bei Herbert Grönemeyer 2011 traf eher der erstere Fall zu, viele Fans ärgerten sich damals über eine „matschige“ Akustik, bei Coldplay war es andersherum. Ihr Sound kam offenbar fast überall gut an.

Probleme im gewaltigen Oval des Stadions macht auch der Wind. Je nachdem, wie er über die rund 42.000 Quadratmeter des Daches hinweg zur Bühne und in die Ränge hinab weht, verändert er die Akustik, sagen Kenner des Baus. Möglicherweise hätten sich die Klangtechniker von US-Rocker Bruce Springsteen deshalb vor dessen Auftritt 2016 für einen ungewöhnlichen Trick entschieden: Sie errichteten die Bühne nicht – wie sonst üblich – vor dem Marathontor des Stadions, sondern quer zu den seitlichen Rängen. Das Ergebnis jedenfalls lohnte den Aufwand. Nach diesem Konzert gab es kaum Klagen.

Die Produktionsagentur von Guns N’Roses wies am Montag alle Vorwürfe zurück.

„Ein Stadion ist nun mal in erster Linie für große Sportevents gebaut“, sagt Moll. Die Klangtechnik des Olympiastadions sei ja in Ordnung. „Sie ist von den Sicherheitsbehörden abgenommen und reicht für Durchsagen und Alarme völlig aus.“ Zudem soll sie nach Aussage von Stadionsprecher Nowakowski demnächst komplett modernisiert werden.

Doch wäre es nicht auch an der Zeit, die akustischen Verhältnisse im Stadion nochmal zu überprüfen und eventuell Umbauten zu erwägen für einen generell besseren musikalischen Sound?

Die Frage wird unter Rock- und Popfans bereits diskutiert angesichts der Hertha-Pläne für den Neubau einer Berliner Arena oder den Umbau des Olympiastadions. Ziehen die Hertha-Fußballer aus, wäre dort mehr Raum für große Musikevents. In der Verwaltung des Stadions gibt es dazu jedoch, wie es heißt, noch keinerlei Überlegungen.

Eine Sprecherin von Live Nations, der Produktionsagentur von Guns N’Roses, wies am Montag alle Vorwürfe zurück. Bei Open-Air-Veranstaltungen könne es „aufgrund der besonderen Gegebenheiten zu differenzierter subjektiver Wahrnehmung in verschiedenen Bereichen eines Stadions kommen“, erklärte sie auf Anfrage. „Woran eventuelle Unterschiede gelegen haben mögen, entzieht sich unserer Kenntnis, zumal am Vorabend umfangreiche Tonproben stattgefunden haben.“ Alle Beteiligten hätten ihr Bestes gegeben und eine „bemerkenswerte Performance“ geboten. Man werde aber die verantwortlichen Toningenieure bei künftigen Konzerten im Olympiastadion auf potentielle Schwierigkeiten bei der Aussteuerung hinweisen.

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