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Szene aus dem Film „Love Again“

© WARNER BROS. ENTERTAINMENT

US-Remake von Karoline Herfurths „SMS für Dich“: Einziger Lichtblick ist Céline Dion

Romantische Komödien sind trotz aller Stereotype beliebt. „Love Again“, die Adaption von Karoline Herfurths Regiedebüt, lässt die Gags des Originals leider schmerzlich vermissen.

Klassische Romantic Comedies folgen strikten Regeln. Üblicherweise gibt es ein angeblich glückliches heterosexuelles Paar, dessen (meistens) weiblicher Teil überraschenderweise jemand anderen kennenlernt, der zunächst nicht zu der Frau zu passen scheint. Vor den amüsierten Augen des Publikums, das längst weiß, dass die beiden dennoch füreinander bestimmt sind, sehen dies nach ein paar Verwicklungen am Ende auch die Protagonist:innen ein.

Weil aus immer gleichen Regeln immer gleiche Filme folgen, haben sich romantische Komödien, sogenannte RomComs, mittlerweile weiterentwickelt. Mit „Bros“ produzierte die Firma des Comedy-Experten Judd Apatow im letzten Jahr erstmalig eine schwule Variante – gemäß der für das Genre notwendigen, stereotypen Prämisse mussten dabei zwei beziehungsunwillige Männer zueinanderfinden.

Mit „Isn’t It Romantic“ kreierten der Regisseur Todd Strauss-Schulson und drei erfahrene Drehbuchautorinnen bereits 2019 die erste Meta-RomCom. Hier hasst die Protagonistin Nathalie (Rebel Wilson) das Genre und glaubt nicht an die Liebe. Nach einem Schlag auf den Kopf findet sie sich allerdings im übelsten und kitschigsten aller RomCom-Albträume wieder, inklusive klischierter Sidekicks wie des effeminierten „gay best friend“. Natürlich wartet, trotz Selbstironie, auch am Ende von „Isn’t It Romantic“ die Erfüllung dank RZB („Romantische Zweier-Beziehung“).

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Karoline Herfurths erste, von einem Sofia-Cramer-Roman adaptierte Regiearbeit „SMS für Dich“ warf 2016 einen neuen Blick auf olle, aber romantische Kamellen. Ihre bei emotionalen und charmanten Liebeskomödien wie „Schlaflos in Seattle“, „Harry und Sally“ oder „e-m@il für Dich“ (der Adaption eines Lubitsch-Films von 1940) abgeschaute RomCom bot neben den komischen auch tragische Elemente. Die von Herfurth gespielte Protagonistin Clara schreibt ihrem tödlich verunglückten Freund weiterhin Handy-Botschaften, die ohne ihr Wissen bei einem anderen, (glücklicherweise) gut aussehenden und netten Mann landen.

Beide mussten dann nur noch den Zugang zu ihren Gefühlen aufbaggern und als Liebesorakel eine irre, medioker esoterische Schlagersängerin (Katja Riemann) konsultieren, und die Sache lief. Dank des mithilfe der versierten Autorin Annika Decker verfassten ulkigen Drehbuchs und großartiger Sidekicks wie der timingsicheren Nora Tschirner und der ohnehin hochkomischen Enissa Amani lief die Sache sogar richtig gut.

So gut, dass Hollywood zum Adaptieren anklopfte. „Love Again“ von Jim Strouse ist ein leicht angepasstes US-amerikanisches Remake von Herfurths Film (und Sofia Cramers Vorlage), bedient sich also der gleichen Prämisse und Handlung. Die Kinderbuchillustratorin und -autorin Mira (Priyanka Chopra) schickt ihrem verstorbenen Freund SMS-Botschaften, die beim attraktiven Sportjournalisten Rob (Sam Heughan) landen. Eine medioker esoterische Sängerin (die echte Céline Dion) gibt dazu Liebestipps. Dass die beiden vermeintlich ungleichen Menschen Mira und Rob zusammengehören, ist von Anfang an klar wie Kloßbrühe. Beziehungsweise wie ein Liebestrank.

Doch was im Original vor trockenem Schalk nur so sprüht („Darmstadt, wer nennt denn ‘ne Stadt Darmstadt?“), säuft in der US-Version ab. „Love Again“ ist ein hochglänzendes, artifizielles und ärgerliches Beispiel dafür, was passiert, wenn einerseits Corona die Produktionsbedingungen einschränkt – sogar bei der als triumphale Konzertszene eingesetzten Céline-Dion-Show sieht man nie mehr als drei Menschen im Bild. Und wenn andererseits nicht nur das Setting, sondern der Plot von Product-Placement-Finanzüberlegungen bestimmt wird.

Um nur drei Beispiele zu nennen: Mira erinnert sich liebevoll daran, wie ihr Freund ihr einst eine Tüte „Skittles“ schenkte (der Riesenkonzern Wrigley), man schaut auf „Bumble“ nach Verehrern (der Tinder-Ableger) und den ins Bild gesetzten Gebäuden nach gab es auch Geld von „Barclays“.

Am ärgerlichsten an diesem unmodernen, unlustigen Werk ist, dass die US-Adaptierer:innen gute Gags gestrichen haben. So empfängt Nora Tschirner im deutschen Original Clara, die mit dem großen Bulli des toten Exfreunds zurück in die Großstadt kommt, mit den Worten: „Na, versuchst du immer noch, in Bens Auto reinzuwachsen?“ In „Love Again“ sagt Miras Schwester nur: „Du fährst ja immer noch Johns Auto.“ Ein Spruch, so zündend wie das „Wetten, dass..?“-Verlierer-Gif. Und Enissa Amanis todkomische Zeile „Du klingst wie diese Frauen, die noch nie ‘nen Orgasmus hatten und immer sagen: Doch, ich hatte schon mal einen, war ein ganz warmes Gefühl“, ist gleich ganz perdu.

Céline Dion kann man dabei keinen Vorwurf machen. Sie ist der einzige humorvolle und selbstironische Lichtblick in diesem niederschlagenden Film, der doch eigentlich gute Laune machen möchte. Einmal telefoniert sie sogar aus ihrem legendären begehbaren Schuhschrank. Doch allein dafür lohnt sich der Filmbesuch kaum.

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