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Kultur: Was machen wir heute?: Noch mal Neujahr feiern

Zugegeben, bis vor zwei Tagen war ich noch relativ agil. Das Weihnachts- und Neujahrsfest war weniger erschöpfend ausgefallen als vermutet.

Zugegeben, bis vor zwei Tagen war ich noch relativ agil. Das Weihnachts- und Neujahrsfest war weniger erschöpfend ausgefallen als vermutet. Ich habe nicht viel gegessen und auch nicht viel getrunken. Zudem gab es genügend Schlaf und somit auch Erholung. Kurzum, alles war gut überstanden, und das neue Jahr begann ohne Kopfschmerzen, nicht einmal eine neue Diät musste ich mir vornehmen.

Das hat sich vor 48 Stunden geändert. Schuld daran ist mein russischer Freund Jurij. In Russland wird Weihnachten nämlich nach dem alten gregorianischen Kalender erst am 7. Januar gefeiert. Aus diesem Grund hatte er mich und andere Bekannte zu einer kleinen Party in seine Wohnung in Lichtenberg eingeladen. Bereits als ich dort erschien, mutete alles festlich an. Ein farbenfroh geschmückter Weihnachtsbaum und etliche Kerzen zierten das Wohnzimmer. Aus den Lautsprecherboxen ertönte der Gesang russischer Mönche. Auf dem rustikalen Esstisch standen Köstlichkeiten wie Kaviar, Rote-Beete-Salat, gefüllte Eier mit Fischpastete, Salat Stolicny sowie Stör in Aspik. Und auch der Duft, der aus der Küche ins Zimmer drang, versprach noch einiges an Delikatessen.

Was nach den kalten Vorspeisen folgte, lässt sich nicht an einer Hand abzählen. Erwähnt seien deshalb nur die in Knoblauch eingelegten Hühnerkeulen, der Schweinebraten, die Krebsschwänze und das Spanferkel. Ja, ein Spanferkel! "Ohne Spanferkel lasse ich dich nicht gehen", sagte Jurij beleidigt, als ich dankend ablehnte. Und so aß ich also auch davon noch ein Stück, bestrichen mit selbst gemachtem Meerrettich. Nach Hause bin ich dann gerollt. Und das trotz einiger Wodkas, die zwischendurch gereicht wurden, um dem Magen neuen Platz zu verschaffen. Auch die vielen Tänze nach melodisch schnellen russischen Estraden vermochten nicht, mir einige Kalorien durch Bewegung abzuarbeiten. Ich war und bin also immer noch satt, überwältigt von den Kochkünsten meines russischen Freundes, und somit jetzt doch wieder auf Diät.

Nichtsdestotrotz war es ein Essen ohne Reue und dazu ein richtig schönes Fest. Wer solch eine russische Feier deshalb einmal offiziell miterleben möchte, sollte sich am 18. Januar zur "Russischen Heißen Winternacht" in den Mudd-Club begeben. An diesem Abend wird hier nachträglich das russische Neujahrsfest gefeiert, das man in Russland am 13. Januar begießt. Sicher geht es dort ähnlich zu wie bei Jurijs Weihnachtsfest. So soll ein russisches Buffet die Besucher erwarten. Zwei DJs geben osteuropäische Zigeunermusik und moderne russische Tanzmusik zum Besten. Dazu wird bestimmt auch der Wodka in Strömen fließen. Doch keine Angst: Wie ein russisches Sprichwort besagt, hat man von zuviel Wodka nur einen Tag lang Kopfweh. Von zwei Frauen jedoch ein ganzes Leben lang.

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