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Otto Waalkes wurde mit seinen Fernsehshows zum Comedy-Star.

© imago/teutopress/imago stock&people

Angemessen? Übergriffig?: WDR warnt vor diskrimierenden Witzen in Otto-Shows

In den 70er und 80er Jahren waren die Shows von Otto Waalkes Fernsehhits. Jetzt wiederholt sie der WDR - mit entsprechenden Warntafeln.

Ein Kommentar von Joachim Huber

Achtung, liebe Leserin, lieber Leser, jetzt kommt ein Witz. Der geht so: Welche Pille eignet sich für katholische Frauen? Antwort: Ein 3,5 Tonnen schwerer Stein, den sie vor die Schlafzimmertür schieben können.

Komisch oder nicht komisch, das ist nach heutigen Maßstäben nicht mehr die Frage, sondern ob der Witz diskriminierend ist oder nicht. Der Westdeutsche Rundfunk weiß es auch nicht genau, also geht er - auf seine eigene Weise - auf Nummer sicher.

Der öffentlich-rechtliche Sender zeigt in der Mediathek Ausgaben der „Otto-Show“ aus den 70er und 80er Jahren. Dabei sind den Folgen Warntafeln vorangestellt, so auch vor der Show von 1974, in der Otto Waalkes den Pillen-Witz gerissen hat. In der Textkachel heißt es: „Das folgende Programm wird, als Bestandteil der Fernsehgeschichte, in seiner ursprünglichen Form gezeigt. Es enthält Passagen, die heute als diskriminierend betrachtet werden.“

Die Warntafeln lenken, ob gewollt oder ungewollt, die Aufmerksamkeit des Publikums in zwei Richtungen. Zunächst: Handelt der Sender volkspädagogisch richtig oder übergriffig? Müssen die Zuschauerinnen und Zuschauer darauf hingewiesen werden, dass sie möglicherweise über diskriminierende Witze lachen? Schafft es das Publikum nicht selber zu erkennen, was in früheren Jahrzehnten im Komik-Sektor zulässig war, heute aber unter das Diskriminierungs-Verdikt fällt?

Warntafeln und Otto-Shows taugen ferner zu einer ethnologischen Studie über den Inlandshumor. Worüber gelacht wurde, gerne auf der Grundlage der Verletzung von Tabus, alltäglichen Regeln, Autoritäten und, und, und. Worüber heute nicht mehr gelacht werden kann, nicht, weil die Humorpolizei regiert, sondern es ein anderes Bewusstsein dafür gibt, auf wessen Kosten der Witz geht. Das macht es für die heutigen Humorarbeiter und die Humorkonsumenten nicht leichter.

Otto Waalkes jedenfalls schlussfolgert schlitzohrig aus der WDR-Aktion inklusive X-Erregung: „Vor Komik kann gar nicht genug gewarnt werden.“ Definitiv wäre das die beste Warntafel vor jeder „Otto-Show“. Wir warnen in diesem Sinne mit.

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