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09.11.2022, Ägypten, Scharm el Scheich: Aktivisten halten Plakate bei einer Protestaktion während der UN-Klimakonferenz COP27 im International Convention Center 2022. Foto: Gehad Hamdy/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

© dpa / Gehad Hamdy

Weltklimakonferenz COP 27: Schild und Verwundbarkeit

Die armen Länder in Scharm El Scheich fordern von den Industrienationen umfassendere Hilfen.

Ein Kommentar von Florence Schulz

Die Vertreter der Staaten des globalen Südens sind frustriert, ihre Apelle auf der Weltklimakonferenz (COP27) klingen immer drastischer: Sie fordern Hilfe im Umgang mit den klimatisch bedingten Katastrophen, die sich in ihren Ländern ereignen, die sie aber nicht verursacht haben. Die Industrienationen sollen für entstehende Schäden aufkommen.

Die Idee ist nicht neu, seit Jahren geistert der Punkt „Schäden und Verluste“ durch die Weltklimakonferenzen. Passiert ist bislang aber nichts, das Thema wurde verschoben. Auf der diesjährigen COP im ägyptischen Scharm El Scheich hat sie es nach langen Verhandlungenzum ersten Mal auf die Tagesordnung gebracht,. Dass es zu konkreten Beschlüssen, gar zu dem Fördertopf kommt, den die vom Klimawandel betroffenen Ländern fordern, erwartet dieser Tage niemand – immerhin wird offiziell über das Thema geredet.

Doch aller bestärkender Reden der Industrienationen zum Trotz, so ganz scheint es ihnen nicht zu behagen. Sie fürchten Schadensersatzforderungen bei jedem Sturm, jedem Hochwasser. Das Wort „Haftung“ soll daher gar nicht erst in den Mund genommen werden. Nun könnte ein Vorstoß Deutschlands das Anliegen voranbringen: Im Rahmen des deutschen G7-Vorsitzes hat das Ministerium für Entwicklungszusammenarbeit einen sogenannten „Global Risk Shield“ erarbeitet.

Er soll eine Mischung aus finanzieller Unterstützung, Versicherung und Stärkung der Sozialsysteme sein. Die Idee dahinter: Rechtzeitige Hilfe reduziert spätere Schäden und Kosten. Die könnten sich schon Ende des Jahrzehnts in armen Ländern auf 290 bis 580 Milliarden Dollar auftürmen, schätzen NGOs.

Daher sollen die Gelder unter dem Global Shield vor allem unmittelbar nach einer Klimakatastrophe zur Verfügung stehen. Dafür sollen schon vorher entsprechende Abmachungen getroffen und Mittel bereit gehalten werden. Denn in bestehenden Instrumenten zur internationalen Klimafinanzierung, vor allem im Green Climate Fund, in den die Industrienationen jährlich 100 Milliarden Dollar einzuspeisen versprochen haben, befindet sich zwar Geld. Doch das fließt erst im Nachhinein, teils Jahre später, und zumeist nur als Kredit.

Kommende Woche möchte Deutschland das Instrument vorstellen. Dann könnten auch konkrete Summen und erste Partnerländer genannt werden, denn schon im Januar soll es losgehen. Aus Sicht der ärmeren Länder ist der Vorstoß allerdings nicht viel mehr als ein tropfen auf dem heißen Stein. Eine „Nebelkerze“ sei das, sagte etwa der Klimaexperte Harjeet Singh vom Climate Action Network. Um den drohenden Verlusten wirklich etwas entgegenzusetzen müsse Deutschland „deutlich mehr Geld locker machen“.

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