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US-Außenminister Antony Blinken bei der Pressekonferenz mit dem israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu.

© REUTERS / Reuters/Ronaldo Schemidt

Nach Explosionen im Iran: Können die USA die Region stabilisieren?

Der Dauerkonflikt zwischen Israel und dem Iran eskaliert: Israelische Drohnen haben eine Waffenfabrik im iranischen Isfahan getroffen. Jetzt kommt US-Außenminister Antony Blinken nach Israel. Kann er eine nukleare Aufrüstung des Iran verhindern?  

Der Konflikt zwischen Israel und dem Iran eskaliert. Nach einem israelischen Drohnenangriff auf eine Rüstungsfabrik im zentraliranischen Isfahan am Wochenende wurden weitere Explosionen aus anderen Teilen der Islamischen Republik gemeldet. Auch die US-Regierung erwägt Militärschläge gegen den Iran. Teheran drohte mit Vergeltung.

Der iranische Außenminister Hossein Amirabdollahian bestätigte den „feigen“ Drohnenangriff in Isfahan; das Verteidigungsministerium erklärte, die Drohnen hätten nur leichte Sachschäden angerichtet.

Dagegen zitierte die israelische Zeitung „Jerusalem Post“ ungenannte Gewährsleute in westlichen Geheimdiensten mit der Einschätzung, der Drohnenangriff sei ein „riesiger Erfolg“ gewesen. Die „New York Times“ meldete, Isfahan sei ein Zentrum des iranischen Raketenprogramms. Einige Raketen bedrohen mit ihrer Reichweite auch Israel.

Iran: Israel muss an „Aggression“ gegen Muslime gehindert werden

Ein Video aus Isfahan, das von iranischen Oppositionsmedien auf Twitter verbreitet wurde, zeigte einen hellen Feuerball vor dem dunklen Nachthimmel.

Teheran hatte nach dem Tod von neun Palästinensern bei einem israelischen Militäreinsatz in Dschenin vorige Woche zum „Widerstand“ gegen Israel aufgerufen; pro-iranische Gruppen im Nahen Osten feierten später den Anschlag auf eine Synagoge in Jerusalem, bei dem sieben Menschen starben.

Der iranische Parlamentspräsident Mohammad Baker Kalibaf sagte nach einem Bericht der Nachrichtenagentur Tasnim am Sonntag, Israel verstehe nur die Sprache der Gewalt und müsse an seiner „Aggression“ gegen Muslime und islamische Länder gehindert werden. 

Screenshot eines Augenzeugenvideos: In der Nacht zu Sonntag wurde eine Munitionsfabrik nahe der Metropole Isfahan im Zentraliran angegriffen.

© REUTERS / Reuters/West Asia News Agency

Agenten des israelischen Geheimdienstes Mossad haben schon häufiger Militäreinrichtungen im Iran angegriffen; der jüdische Staat und der Iran bekämpfen sich seit Jahren mit Anschlägen und Sabotageakten.

Mit den Angriffen demonstriert Israel die Schwäche der iranischen Abwehrsysteme und signalisiert der Führung in Teheran, dass selbst die wichtigsten Rüstungsprogramme getroffen werden können.

Israel soll sprengstoffbeladene Drohnen genutzt haben

In der Nacht zum Sonntag explodierte auch eine Anlage der iranischen Ölindustrie in Tabriz im Nordwesten des Landes; nach unbestätigten Berichten soll auch diese Explosion ein israelischer Anschlag gewesen sein. In einer Kaserne der iranischen Revolutionsgarde nahe der irakischen Grenze soll es ebenfalls eine Explosion gegeben haben.

Das israelische Militär wollte sich nicht äußern. Das „Wall Street Journal“, die „New York Times” und andere Medien zitierten Informanten aus der US-Regierung mit den Worten, Israel habe in Isfahan angegriffen.

Demnach lenkten die israelischen Drohnenpiloten sprengstoffbeladene Quadcopter – Drohnen mit vier Rotoren – auf die Ziele und ließen sie explodieren.

Ob Israel und die USA bei dem Angriff zusammenarbeiteten, blieb unklar; in den vergangenen Tagen hatte CIA-Chef William Burns in Israel Gespräche geführt. Die Nahostreise von Außenminister Antony Blinken begann am Montag in Jerusalem.

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Der Minister sagte dem arabischen Sender Al-Arabiya, auch die USA zögen Militäraktionen gegen den Iran in Betracht, um den Bau einer iranischen Atombombe zu verhindern: Alle Optionen lägen auf dem Tisch, sagte Blinken nach Angaben des Senders.

Nach einem Treffen mit dem israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu sagte Blinken, dass man es dem Iran nicht erlauben werde, in den Besitz von Atomwaffen zu gelangen. „Wir haben über Wege gesprochen, die Zusammenarbeit zu vertiefen, um uns den destabilisierenden Aktivitäten des Irans in der Region und darüber hinaus entgegenzustellen“, bekräftigte Blinken in Jerusalem.

Auch die israelische Regierung hat mehrfach erklärt, sie werde die Herstellung einer iranischen Atombombe notfalls mit militärischen Mitteln verhindern. Der ehemalige israelische Marine-Chef Eliezer Marum forderte im Sender I-24, Israel müsse „eher früher als später“ im Iran angreifen, um Atomanlagen zu zerstören.

Zuletzt waren Spannungen zwischen dem Iran und dem Westen wegen der Lieferung iranischer Kampfdrohnen an Russland eskaliert. Die Regierung in Kiew hofft, dass die Explosion in Isfahan den Drohnennachschub für Russland unterbrechen wird.

Blinken dazu in Jerusalem: „So wie der Iran lange Terroristen unterstützt hat, die Israelis und andere angreifen, liefert das Regime nun Drohnen, die Russland dazu einsetzt, unschuldige ukrainische Zivilisten zu töten.“ Moskau liefere dem Iran im Gegenzug hochmoderne Waffen.

Ein ukrainischer Präsidentenberater deutete an, dass der Angriff in Isfahan auf die „Drohnen- und Raketenproduktion“ im Iran zielte. Die Ukraine „hat euch gewarnt“, schrieb Mykhailo Podoljak an die iranische Regierung gerichtet auf Twitter.

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